Baumaßnahmen in Köthen Baumaßnahmen in Köthen: Beräumung von Altlasten am FLugplatz
köthen/MZ - „Kampfmittelberäumung, betreten verboten!“ Die Warnschilder an der Einzäunung des Geländes, das sich zwischen den Bahngleisen und dem Köthener Flugplatz befindet, hängen nicht umsonst. „Das ist die bisherige Ausbeute von dieser Woche“, zeigt Ingo Rücker auf einen Stahlbehälter.
In dem liegen die Fundstücke - mehrere Geschosse, die vermutlich zur Bordwaffenmunition von Kampffliegern gehörten, und ein Magazin eines Kalaschnikow-Maschinengewehres. Alles ist ziemlich verrostet und nach Einschätzung des Experten nicht mehr zündfähig. Rücker ist Räumstellenleiter der Firma P-H-Röhll NRW GmbH. Die Firma hat sich auf das Räumen von Kampfmitteln spezialisiert und arbeitet in Köthen einen großen Auftrag ab: Dort, wo künftig die B6n entlangführt, befindet sich derzeit noch ein Altlastengebiet, das beräumt werden muss. Erst danach kann die Trasse gebaut werden. Dass der Job, den Rücker mit seinen Männern erledigt, nicht ungefährlich ist, zeigt sich auch daran, dass die Fahrerkabine des Baggers mit einer dicken Panzerglasscheibe geschützt ist. „Man weiß ja nie genau, was alles in der Erde liegt“, bemerkt Rücker.
Das Gelände, um das es geht, weist Aufschüttungen auf, die teils sechs bis sieben Meter mächtig sind. Entstanden sind sie in über sechs Jahrzehnten durch Ablagerungen der deutschen Wehrmacht und der Sowjetarmee. Das wird nun Schicht für Schicht abgetragen, sortiert, entsorgt oder wiederverwendet. Und so treten nebenPatronen noch andere „Schätze“ zu Tage. „Schrott, Altreifen, Siedlungsabfälle, Holzabfälle, Bauschutt, Teer“, zählt Uwe Gregor auf, der bei der Dessauer Ingenieurgesellschaft Kempa arbeitet und Bauleiter dieses Abschnittes der B6n ist.
Nach seinen Angaben müssen rund 40 000 Kubikmeter Altablagerungen bewegt und überprüft werden. Hinzu kommen noch rund 7500 Kubikmeter aus dem Bereich des ehemaligen Tanklagers. „Die Tanks sind von den sowjetischen Truppen vor der Räumung der Kaserne ausgebaut worden, eine Dokumentation darüber gibt es aber nicht“, berichtet Gregor. Immerhin weisen aber ausgebuddelte Tankleitungen auf das Areal hin.
Zwei große Separierungsflächen wurden bereits im Vorjahr angelegt und asphaltiert. Hier wird das ausgebaggerte Erdreich abgekippt und in verschiedene Container sortiert, je nach Art der Ablagerung. „Der Anteil an Schrott ist sehr hoch. Pro Tag werden zwischen zehn und 15 Tonnen rausgefahren“, nennt Gregor eine Größe.
Die Verantwortlichen haben jetzt entschieden, eine explosionsgeschützte Siebanlage aufzustellen, mit der insbesondere die weiter vermuteten Kampfmittel sicher separiert werden können. Zugleich kommt mit die Arbeit mit dieser Spezialtechnik schneller voran.
Im Spätsommer soll die Fläche frei von Altlasten sein. Die Kosten dafür belaufen sich laut Bauleiter Uwe Gregor auf rund 1,5 Millionen Euro.