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Bänke, Nistkästen, Insektenhotel Bänke, Nistkästen, Insektenhotel: Horst Bartsch ist der Macher aus Kleinpaschleben

Von Stefanie Greiner 25.08.2019, 07:00
Horst Bartsch hat ein Insektenhotel für den ehemaligen Schulgarten gebaut. Davor wird eine Blühwiese angelegt.
Horst Bartsch hat ein Insektenhotel für den ehemaligen Schulgarten gebaut. Davor wird eine Blühwiese angelegt. Stefanie Greiner

Kleinpaschleben - Wie viele Stunden es insgesamt sind? Horst Bartsch überlegt kurz. „200 Stunden bestimmt“, sagt er. „Vielleicht 300.“ Beginnt der 83-Jährige zu erzählen, was er schon alles für Kleinpaschleben gemacht hat, scheint diese Zahl noch untertrieben zu sein.

Er baute die Bänke auf dem Sportplatz, die Futterkrippe auf dem Gelände der Grundschule, die Nistkästen auf dem Friedhof. Er polsterte die 30 Stühle für den Sportverein. Er überarbeitete die Eingangstür der Feuerwehr. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Seit vielen Jahren engagiert sich Horst Bartsch auf diese Weise für seinen Heimatort. Sein neuestes Werk ist das Insektenhotel im ehemaligen Schulgarten. 50 Stunden, schätzt er, habe er dafür gebraucht. „Ich mache so was gern“, schwärmt der Senior von seiner Arbeit. Geld dafür haben möchte er nicht. Das Material bekommt er bezahlt.

Der 83-Jährige liebt es, an der Werkbank zu stehen und anderen eine Freude zu machen

Die Teile für seine Projekte fertigt er zu Hause in seiner Werkstatt an. Manchmal, erzählt er, ziehe es ihn auch abends dorthin. Der 83-Jährige liebt es, an der Werkbank zu stehen und anderen mit seiner Arbeit eine Freude zu machen. Ortsbürgermeisterin Irene Witzki ist dankbar für seinen Einsatz. „Was Besseres hätte uns nicht passieren können“, sagt sie.

Horst Bartsch ist gelernter Tischler. Er arbeitete zuletzt im VEB Innenausstattung in Klepzig und begleitete zahlreiche große Projekte. Die Mensa in Köthen, Studentenwohnheime in Halle, das Messegelände in Leipzig und die Warnow-Werft in Warnemünde gehörten zu seinen Einsatzorten. Als Monteur war der Kleinpaschlebener deutschlandweit unterwegs. Er arbeitete auch international. In Polen zum Beispiel oder auch in Guinea, wo er beim Bau eines Kongresszentrums mitmachte.

1994 verabschiedete sich Horst Bartsch in den Vorruhestand. Zumindest von seiner Firma, nicht aber von seiner Tätigkeit als Tischler. „Ich hatte so viel Arbeit im Dorf“, sagt er. Er überarbeitete Fenster und Türen, übernahm Deckenarbeiten - und verdiente sich so etwas dazu.

In seiner Werkstatt entstanden vier Bänke für den Sportplatz

Vor sechs Jahren nahm er sich den Sportplatz vor. „Da stand keine einzige Bank“, sagt er. In seiner Werkstatt entstanden vier Bänke. Bezahlt werden wollte er dafür nicht. Die Bänke zu bauen, war ihm eine Herzensangelegenheit. Er wollte Kleinpaschleben etwas schenken. Bei den Bänken blieb es nicht. Er pflanzte auch 20 Bäume, die er bis heute gießt.

Viele weitere Projekte folgten. Wurde er gebeten, sich etwas mal anzusehen, zum Beispiel die alten Bänke auf dem Gelände der Grundschule, lautete seine Antwort stets: „Freilich kann ich das“. Und wenig später stand der Senior auch schon in seiner Werkstatt.

Sein größtes Projekt war die sechseckige Bank um den großen Baum am Eingang des Bauerndorfes. Eine solche Sitzgelegenheit war eigentlich bei einem Unternehmen in Auftrag gegeben worden. Die Pflasterer hatten die entsprechende Aussparung auch berücksichtigt. Die Bank kam jedoch nicht.

Horst Bartsch würde sich wünschen, dass mehr Männer des Dorfes bei solchen Projekten mit anpacken

Horst Bartsch nahm sich der Sache an. Worauf bei solchen Bänken geachtet werden muss, wusste er. Auch in Gaststätten fertigte er schon Sitzecken an. Er maß den Stamm des Baumes ab, die Aussparung im Pflaster, goss die Betonfüße, fertigte die Holzteile an, legte zu Hause probehalber alles aus. 100 Stunden, überschlägt der gelernte Tischler, habe er an diesem Projekt bestimmt gesessen. „Die Arbeit an dieser Bank hat mir besonders viel Spaß gemacht“, sagt er. Beim Aufbau halfen ihm weitere Kleinpaschlebener.

Horst Bartsch würde sich wünschen, dass mehr Männer des Dorfes bei solchen Projekten mit anpacken. Um Kleinpaschleben noch schöner zu machen. (mz)