B6n wächst immer weiter B6n wächst immer weiter: Fertigstellung nicht vor 2025 - Anwohner sind genervt

Hinsdorf - Ein Morgen irgendwo an der Landesstraße 142 zwischen Hinsdorf und Zehbitz. Von weitem sind rot-weiße Absperrschilder und -zäune zu sehen. Beim Näherkommen erkennen die Kraftfahrer mehrere Kipper und eine Straßenfräse. Letztere ist damit beschäftigt, die Umleitung um den gerade frisch asphaltierten Kreisel zurückzubauen.
Der Knoten bei Hinsdorf wird später einmal ein Teil der Bundesstraße 6 sein, die die Autobahn 9 mit Köthen und im weiteren Verlauf mit der Autobahn 14 verbindet. Genauso wie die Brücken bei Hinsdorf und Meilendorf nur wenige Kilometer weiter, die gerade von den Verantwortlichen der Landesstraßenbaubehörde Ost (LSBB) aus Dessau abgenommen wurden.
Es geht vorwärts, aber in kleinen Schritten. Den endgültigen Lückenschluss sieht Michael Audörsch, Fachbereichsleiter Straßenbau bei der LSBB, nicht vor 2025.
Einwohner sind genervt von den Bauarbeiten
Und das ist für die Bürger in den kleinen Orten Gnetsch und Prosigk ein Horrorszenario, wie Gisela Stannek in ihrem Brief an die MZ schreibt. „Mir ist noch in Erinnerung, dass diese 15,25 Kilometer zwischen Thurland und Köthen bis zum Herbst 2020 fertiggestellt werden sollten. Die Vorstellung, dass es noch fünf Jahre dauert, erschreckt die Bewohner der beiden Orte, die von dem hohen Verkehrsaufkommen genervt sind“, schreibt Gisela Stannek.
„Fast jeden Tag wird die Strecke von der B6n zur A 9 als Umleitungsstrecke angegeben, wenn auf der A 14 Stau ist. Man kommt kaum über die Straße, es wird oft zu schnell gefahren und die Feinstaubbelastung, die leider nur in Großstädten gemessen wird, aber nicht bei uns, ist hoch. Warum verzögert sich der Bau dieser Strecke um so viele Jahre?“
Landesstraßenbaubehörde schreibt die einzelnen Bauabschnitte abschnittsweise aus
Man könnte es sich leicht machen und sagen, weil Deutschland ein Land der Bürokratie ist. Das wäre dann ein wenig zu leicht, aber es ist etwas dran. Die LSBB schreibt die einzelnen Bauabschnitte der B6 immer abschnittsweise aus. „Die Unterlagen werden dann etwa zwei Monate beim Landesverwaltungsamt ausgelegt. Dann kann sich jeder privat Betroffene dort erkundigen, ob er mit der neuen Planung zufrieden ist“, erklärt Audörsch.
Erst, wenn Einwände gegen die Pläne ausbleiben, kann die Straßenbaubehörde handeln und ausschreiben. Doch dann steht das nächste Problem. „Das sind alles europaweite Verfahren, die im Schnitt zwischen sechs und acht Monate dauern. Danach werden die Aufträge vergeben. Und erst wenn kein unterlegener Mitbieter gegen die Vergabe klagt, kann gebaut werden“, erläutert Audörsch. Allein an der Dauer der einzuhaltenden Fristen ist zu erkennen, wie zeitaufwendig Straßenneubau ist.
In Köthen fällt eine wichtige West-Ost-Verbindung weg
Und die Lage für die Bürger in Köthen und den Vororten wird sich in den nächsten Jahren nicht entspannen. Denn mit dem Neubau der Hohen Brücke, der im Rahmen der Umbauarbeiten am Bahnknoten im nächsten Jahr starten wird, entfällt eine weitere wichtige West-Ost-Verbindung. Und auch für diese Arbeiten sieht der Bauplan eine Zeit von mindestens drei Jahren vor.
„Wir brauchen ein Jahr für die Brücke selbst. Erst danach beginnt der Bau der Anbindungen. Und für jede Seite, sowohl Richtung Ortsausgang als auch Richtung Lohmannstraße benötigen wir jeweils noch einmal ein Jahr. Deshalb kommt die Verkehrsfreigabe wahrscheinlich erst im Dezember 2023“, so Audörsch.
Aber auch bei diesem Projekt hat sich bereits etwas getan. Die Ausschreibungen sind durch, die Angebote eingegangen und beim üblichen Submissionstermin auch geöffnet worden.
Nun muss entschieden werden, wer den Zuschlag erhält. Baubeginn oder besser gesagt Start des Abrisses soll am 2. Oktober 2020 sein, wenn denn keiner der unterlegenen Mitbieter vors Gericht zieht. (mz)
