Arzt und Biedermann Ausstellung zu Samuel Hahnemann öffnet am Sonntag im Schloss Köthen

Köthen - Sterile Räume mit kalten Wänden? Die Praxis von Samuel Hahnemann sah anders aus. Sie glich vielmehr einem bürgerlichen Salon - mit warmen Farben und gemütlich eingerichtet.
An diesem Vorbild orientierte sich die Köthen Kultur und Marketing GmbH (KKM) bei ihrer neuen Ausstellung. In den vergangenen Tagen wurden die Wände der drei Ausstellungsräume im Schloss gestrichen - der erste in Barockbleu, der zweite in Quarzrose, der dritte in Anthrazitrot.
Wo Besucher zuvor den Ornithologen Johann Friedrich Naumann näher kennengelernt haben und davor den Schlosspark „entdecken“ konnten, wird demnächst Samuel Hahnemann vorgestellt. Als visionärer Mediziner und biedermeierlicher Privatmann.
Samuel Hahnemann wurde 1821 herzoglicher Leibarzt unter Friedrich Ferdinand von Anhalt-Köthen
An diesem Sonntag wird die Ausstellung eröffnet. Da jährt sich die Ankunft des Homöopathen in Köthen zum 200. Mal. Samuel Hahnemann wurde 1821 herzoglicher Leibarzt unter Friedrich Ferdinand von Anhalt-Köthen. Hier konnte er homöopathische Mittel herstellen und einsetzen. In Köthen lebte der Begründer der modernen Homöopathie von 1821 bis 1835. Mit seiner zweiten Ehefrau, Mélanie d’Hevilly, einer jungen französischen Malerin, verließ er die Stadt und ging nach Paris.

Die intensive Recherche zu Samuel Hahnemann brachte neue Erkenntnisse. So lasen die Museumsmitarbeiter aus Briefen seiner Töchter an seine zweite Ehefrau heraus, dass diese ihr gegenüber - wie bislang angenommen - keinerlei Groll hegten. Was Museumsleiter Christoph Erdmann besonders beeindruckt hat, ist, wie bürgerlich der Arzt lebte.
Nicht jedes Ausstellungsstück soll dieses Mal beschrieben werden
Im ersten Ausstellungsraum erfahren die Besucher etwas zu Köthen um 1821, im zweiten geht es um Samuel Hahnemann als Mediziner, im dritten um den Privatmann. „Wir haben viele Leihgaben in der Ausstellung“, sagt Christoph Erdmann. Sie wurden von der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau, der Evangelischen Landeskirche Anhalts, der Katholischen Pfarrei St. Maria Köthen, dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt sowie dem Köthener Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Zu sehen sein werden außerdem Exponate aus dem Depot des Museums.
Die Köthen Kultur und Marketing GmbH probiert dieses Mal etwas Neues aus: Nicht jedes Ausstellungsstück soll beschrieben werden. Es gibt stattdessen eine Broschüre, die die Besucher mitnehmen können. Die Präsentationsmöbel haben Mitarbeiter der Köthener Beschäftigungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft (Köbeg) gebaut. „Ohne die Köbeg wäre das nicht möglich“, sagt KKM-Geschäftsführerin Christine Friedrich. „Wir sind dafür unglaublich dankbar.“
Eine klassische Eröffnung wird es coronabedingt nicht geben. Geplant ist aber eine Finissage im Herbst. Während der Ausstellungszeit soll es Führungen geben. Der „Schlosstraum“ soll daran angelehnt sein. Vorträge sind geplant. In einem Ausstellungsraum läuft ein Animationsfilm, ermöglicht durch Sponsoren. Die Ausstellung, die bis Ende November zu sehen ist, wird gefördert vom Land. (mz)