1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Ausbruch der Geflügelpest 2022 birgt für Anhalt-Bitterfeld deutlich höheres Risiko als im Vorjahr

Experten warnen Ausbruch der Geflügelpest 2022 birgt für Anhalt-Bitterfeld deutlich höheres Risiko als im Vorjahr

Das Friedrich-Löffler-Institut schätzt die Gefahr für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld hochgradig gegeben ein. 40 Betribe mit mehr als 10.000 Tieren

Von Karl Ebert Aktualisiert: 24.02.2022, 14:25
Die Geflügelpest ist immer im Zeitraum von Oktober eines Jahres bis April des nächsten ein Thema.
Die Geflügelpest ist immer im Zeitraum von Oktober eines Jahres bis April des nächsten ein Thema. (Foto: DPA )

Köthen/MZ - Es ist ein Thema, das uns wie Corona derzeit nicht in Ruhe lässt. Schon gar nicht jene Betriebe, die in Größenordnungen Geflügel produzieren und die vielen Kleinstgeflügelhalter im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, „die es hier in erheblicher Anzahl gibt“, wie Umweltamtsleiter Andreas Rößler im Landwirtschafts- und Umweltausschuss des Kreistages am Dienstagabend sagte: Die Geflügelpest!

Die jüngste Risikobewertung des Friedrich-Löffler-Instituts aus dem Januar besagt, dass der Seuchenzug in diesem Jahr schlimmer sei als jener 2020/21. „Das Virus scheint sich etabliert zu haben“, sagt Umweltamtschef Rößler und präsentiert Zahlen. Die Wissenschaftler hätten im letzten Jahr 750 Ausbrüche der Seuche registriert. 15 Millionen Tiere in 23 EU-Ländern waren betroffen. Die Schwerpunkte lagen dabei in Frankreich und Großbritannien.

Etwa 40 größere Betriebe

Entgegen der letzten Einschätzung des Leiters des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes, Dr. Reinhard Bange, auf dem Kreistag im Januar ist in Sachsen-Anhalt von einer Aufstallpflicht neben den Landkreisen Stendal und Salzwedel auch der Landkreis Wittenberg betroffen. Und der liegt nun wirklich nicht Hunderte von Kilometern von Anhalt-Bitterfeld entfernt. Im hiesigen Landkreis gibt es nach Angaben aus der Landkreisverwaltung aktuell 40 Betriebe mit mehr als 10.000 Tieren. Rößler, Bange und ein extra gebildetes Team sind deshalb auch auf einer Tour durch die größeren Betriebe im Landkreis. Dazu zählen die Firma Wimex und der Enten-Schlachthof Reuden bei Zerbst, wo pro Tag bis zu 40.000 Enten geschlachtet werden. „Wir hatten kürzlich erst ein Gespräch bei der Firma Wimex in Baasdorf, die bekanntlich an verschiedenen Standorten Geflügelproduktion betreibt. Wir reden hier immerhin von 1,5 Millionen Stück. Ein Ausbruch der Geflügelpest in einem Unternehmen dieser Größenordnung wäre für den Landkreis wirtschaftlich hochproblematisch“, erklärte Rößler. Dem Umweltamtsleiter ging es im Ausschuss nicht darum, Panik zu verbreiten, aber das Problem sei schon sehr ernsthafter Natur.

Stallpflicht 2021 aufgehoben

Welche praktischen Konsequenzen eine Stallpflicht haben würde, mussten auch schon Geflügelhalter im Landkreis Anhalt-Bitterfeld erkennen, die bis April 2021 ihre Tiere einsperren mussten. Wer dazu nicht ausreichend geschlossene Kapazitäten hatte, war gezwungen kostenintensive Anlagen zu bauen, um Planen oder Netze über seine Freiflächen spannen zu können.

Dem Löffler-Institut wurden seit Oktober 2021 erneut Hunderte von infizierten Wildvögeln aus zwölf Bundesländern sowie über 50 Ausbrüche bei Geflügel und gehaltenen Vögeln gemeldet.