Aufregung um ungeliebtes Wartehäuschen
AKEN/MZ. - Die Aufregung ist groß bei Edith und Heinz Heppner. Seit einigen Tagen erst wissen sie, dass schräg vor ihr Grundstück ein Bus-Wartehaus gesetzt werden soll - weil sie die Mitteilung darüber im Amtsblatt zuvor schlicht und ergreifend überlesen hatten. Erfahren haben sie den Sachverhalt schließlich von Nachbarn, die sich zuvor bei der Stadt darüber beschwert hatten, dass das Häuschen zunächst ein paar Meter weiter - quasi direkt vor deren Wohnzimmerfenster - geplant war. Nunmehr, um die paar Meter versetzt, müssten aber jetzt drei oder vier Bäume weichen, die Edith Heppners Vater vor etwa zehn Jahren an der stark befahrenen Calber Landstraße gepflanzt hatte - als Schutz vor Staub und insbesondere vor Lärm - darunter eine schon recht stattliche Birke und ein Weidenkätzchen.
Schon allein das möchten Heppners nicht - aus verständlichen Gründen. Was sie jedoch weiter ins Feld führen, wiegt fast schwerer: Wie auch ihre Nachbarn Susanne Weitsch und Wolfgang Kanitz bestätigen, hält an der bereits vorhandenen aber noch nicht mit Wartehaus versehenen Bushaltestelle lediglich einmal täglich frühmorgens ein einziger Bus. Und das nur zu den Schulzeiten, denn es ist ein Schulbus. Nur, dass in diesen Bus seit Jahren schon - den Aussagen der Anlieger zufolge - kein einziges Schulkind mehr einsteigt. Sollte das Wartehaus gesetzt werden, was bereits am Montag geschehen solle, vermuten Heppners, dass es höchstens von Jugendlichen als Treff - mit möglicherweise unangenehmen Begleiterscheinungen - genutzt werden könnte. Ihr Fazit: Es handele sich um eine Fehlinvestition.
Susanne Weitsch meint: "Alle zwei Montate kommt vielleicht mal ein Anruf-Bus für zwei ältere Damen." Das seien die einzigen, die bei schlechtem Wetter einen Nutzen von dem Häuschen hätten. "Ansonsten kommt hier keiner. Das Wartehaus wird nicht benötigt." Wolfgang Kanitz sieht das ebenso.
Anders wird die Lage in der Stadtverwaltung beurteilt. Man müsse bei der ganzen Sache auch das Gemeinwohl sehen, argumentiert Baudezernent Roland Berger. "Das Unterstellhäuschen ist ja nicht nur für diejenigen da, die unmittelbar dort wohnen, sondern für das gesamte Stadtviertel." Dass dort niemals Schulkinder einsteigen würden, bezweifelt er. Eine Kollegin habe mehrfach wartende Kinder gesehen. Zu einer ordentlichen Haltestelle gehöre nun mal eine Unterstellmöglichkeit. Deshalb, und auch, weil man für die nächsten Jahre nicht ausschließen könne, dass wieder mehr Kinder in dem Viertel wohnen, und außerdem, weil es sich auch um eine Rufbus-Haltestelle handele, habe man sich im vergangenen Jahr dazu entschlossen, sich für ein Förderprogramm des Landkreises zu bewerben. Mit dieser einen Haltestelle, die dafür die Prämissen erfülle. Man habe daraufhin die Zusage 90-prozentiger Förderung erhalten.
Hinzu komme, dass man ein solches Häuschen nicht irgendwo aufstellen könne. Zum Beispiel müsse die Frage der Beleuchtung geklärt sein. An der Stelle befinde sich in geringer Entfernung eine Straßenbeleuchtung. Den Bedürfnissen der Anlieger sei man insoweit entgegengekommen, dass man das Häuschen jetzt nicht mehr vor einer bebauten Fläche, sondern die erwähnten paar Meter weiter vor Gartenflächen aufbaue.
Ob diese Argumente Edith und Heinz Heppner beruhigen können, erscheint jedoch zumindest fraglich. Der MZ gegenüber äußerten sie, dass sich ihre Lust, die städtischen Flächen vor ihrem Haus weiterhin zu pflegen, jetzt in deutlichen Grenzen halte. Sie sind enttäuscht, dass sie nicht eher an der Entscheidungsfindung beteiligt worden sind.