Auf einmal wuchs «Blume» aus halbem Kohlkopf
GÖRZIG/MZ. - Die andere Hälfte ließ die Rentnerin bis zum nächsten Mal liegen. Als Frau Luzemann jetzt nachschaute, entdeckte sie, dass mit dem Weißkohl etwas Erstaunliches passierte: Direkt an der Schnittfläche ragte in der Mitte eine Art Blume oder Pflanze heraus. So etwas sah die 80-Jährige zum ersten Mal in ihrem Leben.
Die wundersame Erscheinung rettete die Weißkohlhälfte vor dem Suppentopf. "Ich werde das einpflanzen", entschied nun die Görzigerin. "Mal sehen, was daraus wird." Und so erhält die "Blume" einen Platz im Garten, der hinter dem Haus liegt.
Trotz ihres Alters bearbeitet Felicitas Luzemann den Garten selbst. "Zwei Mal im Jahr wird umgegraben - im Herbst und im Frühjahr", berichtet die Görzigerin. Und zeigt stolz, dass sich die Mühen lohnen. Die Tomaten sind gut geworden, die ersten dürften schon bald die Farbe von Grün auf Rot wechseln. Auch die Gurkenpflanzen gedeihen üppig, manche Blüten sind schon verwelkt, so dass Miniaturgürkchen zum Vorschein kommen. Es dauert nicht mehr lange, bis die erste knackige Ernte fällig ist. Fast zugucken kann man, wie schnell auch die Kohlrabis und Bohnen wachsen. "So viel kann ich allein gar nicht verbrauchen", lacht Frau Luzemann. Da werden eben ein paar Kohlrabi verschenkt. "Wenn Sie Gurken brauchen, können Sie sich bei mir melden", bietet die Seniorin an.
In diesem Jahr brauche sie wenigstens nicht viel zu gießen, freut sich Felicitas Luzemann. Kaum werde der Boden trocken, da regnet es wieder. Aber Gartenbewirtschaftung sei trotzdem eine schwere Arbeit. Das erlebte sie ihr ganzes Leben lang. "Als ich jünger war und mein Mann noch lebte, da musste ich noch mehrere Parzellen bearbeiten", erinnert sie sich.
Heute versorgt sie nur noch den Garten hinter dem Haus. In ihrem Alter ist das auch eine Leistung, die nicht selbstverständlich ist. Doch Felicitas Luzemann ist fideler, als manche andere Altersgenossen. "Was denken Sie, wie viel Schnee ich im vergangenen Winter wegräumen musste?", fragt sie. Die Rentnerin schafft es auch, die Kohle für die Heizung in den Heizungskeller zu tragen. Bei bestimmten Sachen helfen Nachbarn und Bekannte.
Hobby-Freunde aus dem Anglerverein nehmen sie zum Angeln mit. Oft geht sie mit ihrer Angelrute auch allein zum kleinen Teich am Ortsausgang. Und vor kurzem war Frau Luzemann "in den Beeren": Sie sammelte Blaubeeren in den Wäldern von Berlin. So etwas hat sie als kleines Mädchen in ihrer Heimat Oberschlesien gern gemacht. Die reiche Beute aus den Berliner Wäldern ist übrigens bereits eigenhändig verarbeitet.