Protesttag am Mittwoch Apotheken in Köthen dicht - Branche will deutliches Zeichen gegen verfehlte Politik setzen
Nicht nur in Köthen werden die Apotheker am Mittwoch streiken. Überall im Landkreis bleiben die Läden dicht. Regionalsprecher Norbert Hoffmann hoffz auf eine große Resonanz.

Köthen/MZ. - Wer am Mittwoch in der Apotheke ein Rezept einlösen möchte, steht dann mit großer Wahrscheinlichkeit vor verschlossener Tür. Die Apotheker streiken. „Ich hoffe, dass die Beteiligung in Anhalt-Bitterfeld wieder sehr groß sein wird; nur so können wir die Bevölkerung auf unsere Lage aufmerksam machen“, erklärt Norbert Hoffmann, Apotheker in Köthen und Regionalsprecher des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt.
Politik auf dem Holzweg
Mit diesem neuerlichen Protesttag will die Branche ein deutliches Zeichen setzen, dass die Pläne der Bundesregierung die Versorgungslage nicht verbessern, sondern verschlechtern werden. Die Idee, sogenannte Light-Varianten der Apotheken zu installieren, werde nicht funktionieren, ist Norbert Hoffmann wie viele seiner Kollegen überzeugt. „Hier ist die Politik auf dem Holzweg.“
Das würden gescheiterte Versuche in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Dänemark, belegen. Light-Apotheken müssen keine Apotheker beschäftigen und auch keine Rezepturen herstellen. Sie sollen dort, wo herkömmliche Apotheken aufgeben, für Ersatz sorgen.Allein in diesem Jahr würden deutschlandweit zwischen 500 und 600 Apotheken schließen, informiert Norbert Hoffmann. Aus Anhalt-Bitterfeld sei ihm aktuell kein Fall bekannt.
Nach wie vor Lieferengpässe
„Wir sind uns bewusst, dass wir nicht eine Woche schließen können; wir haben einen Versorgungsauftrag, aber auch die Apotheken haben wie alle Bereiche unter der Inflation und akutem Personalmangel zu leiden“, unterstreicht er im Gespräch mit der MZ. Hinzu kämen nach wie vor Lieferengpässe, die kurzfristig nicht zu lösen seien; die Politik müsse langfristig die Weichen stellen.
Täglich würde man in den Apotheken mehrere Stunden investieren, um Ersatz für nicht lieferbare Medikamente zu besorgen und mit den Ärzten Rücksprache zu halten. Damit würden wertvolle Ressourcen verschwendet, die man in die Beratung der Patienten investieren könnte. Grundsätzlich werde die Politik Geld in die Hand nehmen müssen, um ein Apothekensterben im großen Stil zu verhindern, sagt Norbert Hoffmann.
Notdienst ist gewährleistet
Der Notdienst der Apotheken ist auch am Mittwoch gewährleistet: In Köthen übernimmt den die Schillerapotheke (Schillerstraße 1), für den Altkreis Bitterfeld die Sittig-Apotheke in Zörbig (Lange Straße).