Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Statt Schleie biss Amur-Karpfen an
KÖTHEN/MZ/WKL. - Eigentlich wollte Klaus Conrad aus Köthen am Sonntagabend an seinem Stammgewässer Koppelteich bei Trebbichau / Aken auf Schleien angeln. Dementsprechend wählte der 71-Jährige auch seine Ausrüstung: eine feine Stipprute mit dünner Spitze und einem Gummizug sowie eine nur 0,20 Millimeter starke Schnur. Am Haken war ein Maiskorn als Köder. Statt einer Schleie biss jedoch ein Riesen-Amur-Karpfen an. Diese Fische, auch Graskarpfen oder Weißer Amur genannt, sind viel kräftiger als eine Schleie und lassen sich von einem Angler nicht ohne einen erbitterten Kampf ans Ufer ziehen.
So ein Duell begann nun am Koppelteich. Klaus Conrad angelte allein, so dass niemand in der Nähe war, der den Kescher hätte nehmen und beim Anlanden des Fisches helfen können. Nach und nach zog der Angler den Fisch ans Ufer heran. Schon wollte er den Kescher nehmen, um die Beute aufzufangen. Da barst die Rute im oberen Teil. Doch der Angler hatte Glück, er konnte den Fisch an der Schnur heranziehen und keschern. Als er den Kescher hob, zeigte der Amur-Karpfen noch einmal seine ganze Kraft, doch es war schon zu spät.
Die elektronische Waage zeigte bei dem 98 Zentimeter langen Fisch ein Gewicht von 12,22 Kilo an. Nachbarn bewunderten die Beute, die inzwischen filetiert worden ist. Dieser Fang entschädigt Klaus Conrad für den Ausfall einer Angelfahrt nach Norwegen. Der Köthener fährt regelmäßig ins skandinavische Land, um dort Dorschen, Köhlern und anderen Fischen nachzustellen. "Köhler von einem Meter Länge sind keine Seltenheit", sagt er. In diesem Jahr konnte er jedoch wegen Erkrankung nicht nach Norwegen fahren.
Völlig unerwartet kam der Fang für Klaus Conrad nicht. Im Koppelteich hat er oft Schwärme von Amur-Karpfen beobachtet. Die Pflanzenfresser hielten sich an der Oberfläche und traten geräuschvoll die Flucht an, sobald ein Schatten auf das Wasser fiel. Der Teich ist ein Fischereigewässer. Selbst Mitglieder des Anglerverbandes müssen eine Gebühr zahlen, wenn sie hier angeln wollen.
Klaus Conrad ist seit 1954 im Anglerverband und gehört dem Anglerverein von Trebbichau / Aken an. Sein größter Fisch ist der Amur-Karpfen nicht. Größer waren nicht nur manche Dorsche und Köhler in Norwegen, sondern auch ein Hecht aus dem Karolinensee bei Edderitz. Der ging dem Köthener in den 70er Jahren an den Haken, war zwar "nur" 19 Pfund schwer, aber 1,19 Meter lang.