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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Scheuder nahe am Tornado

11.09.2011, 21:19

KÖTHEN/MZ/ULI/WKL/MB. - "Ich bin vor Ort, und es sieht hier aus wie nach einem Krieg", sagte am Sonntag kurz vor 21 Uhr Tino Amler, der in der Stadtverwaltung Südliches Anhalt Bereitschaftsdienst hatte. "Bäume liegen auf der Straße und die Stromversorgung ist unterbrochen", so Amler in einem Telefongespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung.

Gegen 18 Uhr war das Unheil schon deutlich erkennbar. Da stand im Westen von Köthen eine schwarze Wand, aus der kurze Zeit später Blitze zuckten und Hagelkörner groß wie Taubeneier auf die Stadt niederprasselten. Dem ersten Hagelschlag folgten Sturmböen, die Bäume und Äste knickten,

In Sekundenschnelle verursachte das heranziehendes Unwetter voll gelaufene Keller und überflutete ganze Straßenzüge, so unter anderem in der Köthener Bärteichpromenade und der Langen Straße. Die Feuerwehr war in der Kreisstadt mit vier Fahrzeugen und 25 Mann bis zum späten Abend im Einsatz. "Es müssen mehr als 30 Einsätze gewesen sein, zu denen wir gerufen wurden", sagte Wolfgang Czech, Chef der Köthener Feuerwehr, gegenüber der MZ. In der Friedhofstraße knickten Bäume um, in der August-Bebel-Straße fiel ein Baum auf ein Auto, in der Dessauer Straße wurde ein Auto von einem herabgebrochenen Ast erwischt. Zahlreiche Autos seien durch den Hagel beschädigt worden, so der Feuerwehrchef. Die Eisgeschosse zertrümmerte zum Teil Fensterscheiben und beschädigten Fassaden wie am Bärplatz und in der Goethestraße, der Sturm deckte Dächer ab.

Die Einwohner der Leopoldstraße in Köthen mussten nach dem Unwetter ihre Straße vorübergehend in Eigenregie sperren, um abgebrochenen Äste und Laub zu räumen. "Wir sahen sonst keinen Ausweg, die Gullys waren verstopft und das Wasser stand Waden hoch", hieß es. Da die Hauseingänge in der Straße niedrig liegen, drang das Wasser von der Fahrbahn und den Bürgersteigen in einige Erdgeschoss-Wohnungen ein. Der in der Nähe gelegene Badeweg machte seinem Namen alle Ehren. An der Ecke zu Ratswall bildete sich ein regelrechter See. Die hier stehenden Garagen wurden überschwemmt. Auch hier versuchten die Anwohner, mit Besen und Schaufeln das Wasser zurückzudrängen. Vielerorts wurde auch nach Einbruch der Dunkelheit weitergearbeitet, um die gröbsten Schäden zu beseitigen.

Betroffen waren laut Auskunft der Rettungsleitstelle auch zahlreiche Ortschaften im Altkreis Köthen. In Großbadegast liefen Keller voll, in Osternienburg knickten Bäume wie Streichhölzer. Das Hockey-Heim wurde beschädigt. Im Gut Zehringen wurde das Dach teilweise abgedeckt. In Hinsdorf und Glauzig sorgten umgestürzte Bäume für Behinderungen auf der Straße. Zum Teil wurden Telefonleitungen zerrissen und es kam zum Stromausfall, war aus der Leitstelle weiter zu erfahren. Das geschah zum Beispiel auch in Zehmitz, Edderitz, Glauzig und Zabitz.

Laut Auskunft der Polizei gab es aber keine Verkehrsunfälle, die unmittelbar auf das Unwetter zurückzuführen waren, teilte ein Sprecher mit. Personen wurden nach bisherigen Erkenntnissen nicht verletzt.

Cornelia Sommerfeld, Sprecherin von enviaM bestätigt, dass der Altkreis Köthen im Versorgungsgebiet am stärksten betroffen war. Insgesamt waren etwa 9 500 Haushalte des Energieversorgers ohne Strom, davon sehr viele auch in den Gemeinden rund um Köthen. "Unsere Monteure sind mit der Behebung der Schäden beschäftigt, doch die Dunkelheit und überflutete Straßen erschweren die Arbeit", so Sommerfeld. Wann die Versorgung wieder hergestellt sein wird, konnte sie am Sonntag nicht sagen.