Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Schau zeigt bunte Welt der Hobbys
GRÖBZIG/MZ. - "Ich baue mit dem Holz aus meinem Garten." - Materialprobleme kennt Edgar Rawiel nicht. Der Modellbauer aus Dessau schwört auf Birnbaumholz. Edgar Rawiel gehört zu den Stammgästen der Gröbziger Hobbyschau, die am vergangenen Samstag zum neunten Mal im Saal des Hotels "Stadt Gröbzig" stattfand. Rawiels Spezialstrecke sind historische Schiffe. Einige Exemplare hat er mitgebracht. Sein ganzer Stolz ist eine chinesische Seedschunke mit dem Namen "Shaosing Ch'nan". Was der Name genau bedeutet, weiß er nicht. Dafür aber, dass dieses Schiff um das Jahr 1900 herum auf chinesischen Gewässern gefahren ist. Er hatte eine Zeichnung bekommen, war von dem Schiff sehr angetan und baute es detailgetreu nach. 2 700 Stunden brauchte er dafür.
Seit über 40 Jahren ist Rawiel bereits Modellbauer und hat so viele Schiffe angefertigt, dass er einige davon als Dauerleihgaben Museen zur Verfügung stellt. Modelle von ihm sind unter anderem im Bremer Schifffahrtsmuseum und im Hochseemuseum Rostock zu finden.
Insgesamt 16 Vereine und Hobbygruppen beteiligen sich an der Schau. Organisator Lutz Kündiger ist damit sehr zufrieden. "Wer Anregungen für eine Freizeitbeschäftigung sucht, der wird bei uns fündig", sagt er. Das Spektrum ist erneut breit gefächert. Der Kreativzirkel ist mit verschiedenen weihnachtlichen Artikeln vertreten, die Arbeitsgruppe Künstlerische Textilgestaltung aus Köthen ebenso. Dass man einen Weihnachtsbaum auch mit filigranen Stickereien schmücken kann, stellen die Frauen von "Nadel, Form, Farbe" unter Beweis. Wieder mit von der Partie sind die Gröbziger Bärenfreunde, die Teddybären in allen möglichen Variationen selber anfertigen.
Besucher können sich über Strategiespiele informieren. Bernd Wirkner von den Gröbziger Modellbaufreunden präsentiert seine Modelle von militärischen Fahrzeugen und fertigt dafür auch die Landschaftskulissen an, wo Panzer und andere Gefährte ihre Übungen absolvieren. Vertreten sind weiter der Geflügel- und der Kaninchenzuchtverein und der Exotenzüchter
Heinz Schönherr, dessen Wachteln und Rosellasittiche viel Aufmerksamkeit finden. Der Gröbziger Jugendklub hat für die jüngeren Besucher eine Mal- und Bastelstraße vorbereitet. Zudem zeigt Brit Klinger aus Dessau ihre Puppen. Die fertigt sie selber an - Hände, Füße, Beine und Köpfe werden aus einer speziellen Modelliermasse geformt. Nach und nach nehmen die Puppen Gestalt an.
Erstmals mit dabei ist Nico Hätsch aus Köthen. Er hat drei Terrarien mitgebracht, in denen eine junge Kornnatter, zwei Geckos und zwei Bartagamen leben. Erst seit einem halben Jahr beschäftigt sich der junge Mann intensiv mit Reptilien. "Es ist sehr interessant, die Tiere zu beobachten", schwärmt er von seinem Hobby.
Ins Schwärmen geraten nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene am Tisch von Erich Beyer. Der Piethener hat wieder mehrere Dampfmaschinen en miniature mit nach Gröbzig gebracht und verblüfft die Gäste jedes Mal aufs Neue, wenn er ihnen erzählt, dass zumeist leere Konservenbüchsen oder Spraydosen die Grundkonstruktion dieser Maschinen bilden. Und ins Staunen geraten die Besucher angesichts der Eisenbahn, die Erich Beyer gebaut hat. Der Zug wird von einer Dampflok gezogen, die mit Brennspiritus angetrieben wird. Runde um Runde dreht die Bahn, die gänzlich ohne elektrischen Strom auskommt. Beyer hat sich für den Antrieb noch einige technische Finessen einfallen lassen. Sein Zug kann vor- und rückwärts fahren und in verschiedenen Geschwindigkeiten. "Ich habe mal in Berlin eine solche Dampflok gesehen. Die ist gleich mit vollem Tempo los und aus der Kurve geflogen. Und dabei ergoss sich dann der brennende Spiritus auf die Platte. Das wollte ich auf jeden Fall besser machen", erzählt er.
Der noch familiäre Unterstützung mitgebracht hat. Am Nachbartisch stellt Sohn Michael seine selbst gebaute Fräsmaschine vor, die mit einem Laptop und speziellen Computerprogrammen gesteuert wird. Kein Zweifel: Der 25-Jährige Maschinenbaustudent ist ebenso von Technik begeistert und talentiert wie sein Vater. "Wir helfen uns gegenseitig", sagt Michael Beyer. Mit seiner Fräsmaschine kann er Metallteile bearbeiten, die zum Bau von Modellen gebraucht werden. Oder er tippt einen Namen in den Computer, der dann von der Fräsmaschine fein säuberlich in eine kleine Messingplatte gefräst wird. Fertig ist das Klingelschild.
Wenn die Besucher von den ausgestellten Exponaten begeistert sind, dann hat die Hobbyschau ihr Ziel erreicht, sind auch die Organisatoren zufrieden. Das ist am Samstag der Fall gewesen und soll es auch im nächsten Jahr sein. "Dann machen wir unsere Jubiläumsschau", teilt Lutz Kündiger mit.