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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Reiches Buffet für Piepmätze

Von UTE NICKLISCH 10.01.2011, 17:46

DROSA/MZ. - "Man kann fast 'Guten Tag' sagen zu den Vögeln", freut sich Erich Schrödel über den großen Zuspruch an seinem Futterhäuschen. Direkt vom Wohnzimmersessel aus kann der Vogelliebhaber das muntere Treiben im vor dem Fenster aufgehängten Häuschen zusehen. "Schau mal, da ist der Dicke wieder", freut sich seine Frau Christel, als sie einen ihrer gefiederten Gäste wiedererkennt. Die beiden erzählen, dass ihre kleinen Besucher inzwischen so zahm sind, dass ihnen sogar das Kätzchen vom Fensterbrett aus zuschauen darf.

"Die Katze guckt Fernsehen", scherzt der Drosaer. Jedoch gibt es auf seinem Grundstück nicht nur eine Futterstelle. Insgesamt haben die Piepmätze etwa fünf Futtergelegenheiten bei den Schrödels. Zudem hängen überall in den Sträuchern Meisenknödel. "Man hat einfach Spaß, die Vögel zu beobachten", erklärt der 59-Jährige. "Und wenn die Kinder kommen, dann sind die Plätze am Fenster heiß begehrt", freut sich seine Frau Christel und erklärt, dass speziell die Enkelkinder begeistert vom Treiben der Vögel sind. Im Küchenfenster wurde extra eine Teleskop-Gardinenstange angebracht, um einen besseren Blick auf die Piepmätze zu haben.

Unter den Wintervögeln scheint jene Futterstation in Drosa schon bekannt zu sein, denn dort gibt es nicht erst seit diesem Jahr das leckere Gemisch aus Sonnenblumenkörnern und Getreide. "Wir füttern eigentlich schon immer. Ich habe

schon mal 13 Vögel zusammen im Häuschen gezählt. Die sind auch sehr sozial untereinander", so der Naturliebhaber. Meisen, Buchfinken, Kleiber, Rotkehlchen, Amseln, und natürlich Sperlinge tummeln sich dort. Sogar eine Taube versucht manchmal, etwas zu ergattern. Und in diesem Jahr beteiligten sich die Schrödels an der Aktion des Naturschutzbundes (Nabu) "Stunde der Wintervögel".

Bei jener deutschlandweiten Vogelzählung ging es einzig und allein darum, bequem vom Fenster oder Balkon aus die gefiederten Freunde eine Stunde lang zu beobachten und zu melden, was im Laufe dieser Zeit alles entdeckt wurde. Notiert wurde jeweils von jeder Vogelart die höchste Anzahl der beobachteten Vögel während dieser Stunde. Im Mittelpunkt der Aktion standen die vertrauten und oft weit verbreiteten Vogelarten. Wo kommen sie vor, wo sind sie häufig und wo selten geworden?

Bei seinen aufmerksamen Beobachtungen stellte Erich Schrödel fest, dass mit dem einsetzenden Tauwetter die Zahl an hungrigen Piepmätzen in seinem Futterhäuschen zurückging. Dennoch konnte er am Samstagnachmittag zwei Grünfinken, sieben Meisen und etwa 15 bis zwanzig Sperlinge verzeichnen. Diese Beobachtungen trug er im Online-Meldebogen ein. Die bisher so zahlreich vertretenen Buchfinken, Rotkehlchen und Amseln fanden vermutlich ihre Nahrung im Garten und ließen sich am Tag seiner Zählung nicht blicken.

Um die gefiederten Wintergäste genau zu identifizieren, hatte sich Schrödel schon längst ein Vogelbuch über einheimische Vogelarten besorgt. Je mehr Naturfreunde an jener Vogelzählung teilnahmen, desto wertvoller werden die Ergebnisse. Geht es bei der Schwesteraktion "Stunde der Gartenvögel" im Mai um die in Deutschland brütenden Arten, stehen jetzt im Januar jene Piepmätze im Blickpunkt, die auch bei Schnee und Kälte bei uns ausharren. Zusätzlich lassen sich so genannte Gastvögel beobachten, die im Winter aus noch kälteren Regionen im Norden und Osten nach Mitteleuropa ziehen.

Bei Nahrungsengpässen tauchen in manchen Wintern in riesiger Zahl Invasionsvögel wie Seidenschwanz, Erlenzeisig und Bergfink auf. Die Vogelzählung des Nabu lief deutschlandweit und erstmalig vom 6. bis 9. Januar. Meldungen sind entweder telefonisch, online oder mit dem entsprechenden Meldebogen per Post abzugeben. Meldeschluss zur Teilnahme an den Verlosungen ist der 17. Januar. Denn unter allen Teilnehmern verlost der Nabu wertvolle Preise.

Bei den Schrödels fühlen sich die kleinen Piepmätze nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über wohl. Auch im Sommer finden sie reichlich Unterschlupf in den vielen Obstbäumen im Garten hinterm Haus. Dann ist es Zeit für die gefiederten Freunde, sich für die reichliche Winterfütterung zu revanchieren. Dann nämlich halten sie das Obst von lästigen Raupen und Insekten weitestgehend frei.