Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Produkt aus Trebbichau hält die Wärme im Haus
TREBBICHAU/MZ. - Mit dieser Mitteilung überraschte Gunnar Schubert, Leiter der Isobouw Dämmstoff GmbH in Trebbichau, vor kurzem rund 35 Teilnehmer eines Unternehmertreffens, zu dem der Kreisverband Mittelständische Wirtschaft in die Firma eingeladen hatte. Der neue, innovative Werkstoff kann zum Beispiel für etwa zehn Zentimeter starke Brandriegel verwendet werden. An mit Styropor-Hartschaum gedämmten Fassaden sollen Brandriegel verhindern, dass ein Brand auf höhere Etagen übergreift. Bisher musste die Breite dieser Bauelemente in der Regel 20 Zentimeter betragen.
Bei solchen monatlichen Treffen des Kreisverbandes Mittelständische Wirtschaft informieren sich Unternehmer der Region über Wirtschaftsstandorte, knüpfen Kontakte und loten Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus. Bei Isobouw wurden unter anderem Vertreter einer Solar- und Photovoltaik-Firma, eines Chemieunternehmens, von Wohnungsunternehmen, der Stadtwerke Dessau, des Berufsförderungswerkes Sachsen-Anhalt, von Zeitarbeitsfirmen, Steuerberater und ein Bauingenieur über Möglichkeiten der Energieeinsparung durch Dämmung von Gebäuden informiert. Auch der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Osternienburger Land, Axel Lingner, war an dem Thema interessiert.
Von Isobouw-Geschäftsführer Jörg Michael Pradler erfuhren die Unternehmer unter anderem, dass sich die Heizkosten durch die Dämmung der Dachgeschoss-Decke um bis zu 15 Prozent senken lassen. Selbst die Dämmung der Kellerdecken brächte noch eine Einsparung von acht bis 12 Prozent, informierte der Geschäftsführer.
Nach einem Vortrag über energetische Gebäudesanierung wurde das Werk auf einem Rundgang vorgestellt. Dabei war Vorsicht geboten; denn zehn Gabelstapler, die hier in zwei Schichten eingesetzt sind, transportierten bis zu sechs Meter hohe und 207 Kilogramm schwere Hartschaumblöcke durch das Gelände. In jeder Schicht stellen die 40 fest angestellten Mitarbeiter und je nach Auftragslage bis zu 30 Leiharbeiter 800 bis maximal 1 300 Kubikmeter davon her. Die Blöcke entstehen aus mit Wasserdampf behandeltem Granulat, wobei man Abfälle aus eigener Produktion, von Kunden, aber auch von Recyclinghöfen der Umgebung wiederverwendet.
Das Recycling-Material lagert in zwölf Silos, die 1 900 Kubikmeter fassen. 2011 sollen bei Isobouw in Trebbichau 1 424 Tonnen Hartschaum-Abfälle wiederverwertet werden.
Die Zahl der Leiharbeiter begründet Werkleiter Gunnar Schubert mit der im Jahresverlauf stark schwankenden Nachfrage. Während die Sanierung von Gebäuden im Winter auf Sparflamme läuft, scheine es, als würden sich die Kunden in jedem Frühjahr absprechen und ihre Dämmstoffe alle gleichzeitig bestellen. Mit für 2011 avisierten 452 000 Kubikmetern ist Isobouw immerhin der drittgrößte EPS-Hersteller in Deutschland und Marktführer bei der Wärmedämmung von Flachdächern (EPS - expandiertes Polystyrol).
Ein firmeneigenes Labor prüft täglich die Qualität der Dämmstoffe. So will das Unternehmen sichern, dass die vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz München zur Prüfung in Baumärkten entnommenen Chargen stets gut abschneiden.
Zwei Drittel der in Trebbichau produzierten Dämmstoffe werden beim Bau von Häusern verwendet. Doch es gibt auch ungewöhnliche Anwendungen. So soll ein aus EPS-Blöcken errichteter Wall bei Magdeburg Großtrappen das Leben retten. Die waren häufig in eine Oberleitung der Bahn geflogen. Der Trappenwall animiert sie nun dazu, über die Oberleitung hinwegzufliegen und schützt das Brutgebiet gleichzeitig vor Lärm.
Der ökologische Gedanke ist bei Isobouw nicht nur bei Wärmedämmung und Naturschutz allgegenwärtig, auch die Transportwege will man so kurz wie möglich halten. "97 Prozent des Dämmstoffes besteht aus Luft. Und die sollte nicht über Hunderte Kilometer transportiert werden", stellte Geschäftsführer Pradler beim Unternehmertreffen fest. Deshalb betreibt die holländische Unternehmensgruppe zwei ihrer 25 Dämmstoffwerke in Deutschland, drei weitere im Elsaß und zwei an der deutsch-niederländischen Grenze, so dass hiesige Kunden von fünf Werken auf relativ kurzen Wegen beliefert werden können.
Und dann zog Werkleiter Schubert noch einen ökologischen Trumpf aus dem Ärmel: Bis Ende des Jahres werde Isobouw einen Dämmstoff auf Milchsäurebasis auf den Markt bringen. Der werde aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und sei biologisch abbaubar.