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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Neugier auf das neue Haus

Von CLAUS BLUMSTENGEL 28.08.2011, 16:31

WEISSANDT-GÖLZAU/MZ. - Aus der gesamten Stadt Südliches Anhalt kamen die Besucher gestern, viele mit Fahrrädern. Die Neugier hatte die meisten nach Weißandt-Gölzau gelockt; denn dort konnten sie nach 23-monatiger Bauzeit zum ersten Mal einen Blick in das neue Sport- und Kulturzentrum werfen. Die Stadtverwaltung hatte zum Tag der offenen Tür eingeladen.

Erste Ausstellung

Im hellen Foyer, das für kleinere Veranstaltungen vorgesehen ist, wurden die Besucher von den farbenfrohen Bildern des Hobbymalers Bernd Bölsdorf empfangen. Der Verfahrenstechniker bei der Orbita Film GmbH eröffnet eine Reihe von Ausstellungen, die es laut Bürgermeister Burkhard Bresch (Die Linke) hier regelmäßig geben soll.

Das imposante, helle Gebäude, das - auf die internationalen Geschäftsbeziehungen benachbarter Firmen anspielend - mit einem Schriftband in fünf Sprachen auf seine Funktion hinweist, wirkt wie ein Neubau. Doch Hannelore Rietz weiß es, wie die meisten Weißandt-Gölzauer, besser. "Wir waren hier früher oft zu Veranstaltungen, der Weg ist ja nicht weit", wies sie auf die lange Geschichte der Kulturstätte hin, die mit dem Kulturhaus "Adolf Hennecke" schon im Jahre 1951 begann. Komiker Eberhard Cohrs hat hier Lachsalven ausgelöst, Schlagerstar Frank Schöbel ist ebenso aufgetreten wie die Puhdys, Fred Delmare, das Orchester Joachim Kurzweg und weitere populäre DDR-Künstler. An diese Zeiten erinnert neben der Chronik ein Mosaik im Durchgang zum Saal, dass aus dem hier 1985 eröffneten Klubhaus der Plastewerke stammt.

Bürgermeister, Stadtrat und Einwohner versprechen sich von dem Bau einen Aufschwung für das kulturelle Leben in der Stadt Südliches Anhalt. Etwas Ähnliches gebe es schließlich in der Umgebung nicht, meinte Hartmut Schuboth, stellvertretender Ortsbürgermeister aus Gnetsch. Der Karnevalsverein habe zum Beispiel schon lange sehnsüchtig auf den je nach Bestuhlung 500 bis 700 Personen fassenden, technisch gut ausgestatteten Saal mit Bühne gewartet, in dem nun die kommende Session veranstaltet wird. "Das Kulturzentrum ist ja auch eine Sportstätte, hier könnte es sogar Boxwettkämpfe geben", ließ Schuboth seiner Fantasie freien Lauf.

Auch Sportstätte

Während die Besucher von Kulturveranstaltungen durch das Foyer in den Saal gelangen, gehen die Schüler der benachbarten Grundschule durch einen Hintereingang zum Schulsport. Auch Sportvereine der Stadt Südliches Anhalt können das Haus nutzen. Für Turniere können an einer Seite des Saales transportable Zuschauertribünen eingebaut werden. Den Sportlern steht wie den Künstlern ein eigener Sanitärbereich zur Verfügung. Die gastronomische Versorgung soll über Cateringfirmen erfolgen, die der jeweilige Veranstalter beauftragt. Ihnen steht ein großzügiger Raum zur Verfügung.

Da in Weißandt-Gölzau viele Firmen ihren Sitz haben, wurde in der oberen Etage ein Konferenzraum eingerichtet, der über Beamer, Fax und Internetverbindung verfügt. Im Gegenzug haben drei Unternehmen aus der Nachbarschaft zusammen 35 000 Euro für Stühle und Tische des Kulturzentrums gespendet. Der Kreissportbund beteiligte sich an der Finanzierung von Sportgeräten. Gestern unterzeichneten Bürgermeister Bresch und der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld, Markus Klatte, zudem einen Sponsorenvertrag über 10 000 Euro, ebenfalls für Sportgeräte. Mit dem Betrag wolle man insbesondere den Kinder- und Jugendsport fördern, so Klatte.

2,4 Millionen Euro hat das Sport- und Kulturzentrum Weißandt-Gölzau gekostet, 450 000 Euro kamen über das europäische Förderprogramm Leader, 1,8 Millionen trägt die Stadt Südliches Anhalt selbst. Diese Summe rief auch Kritiker auf den Plan. "Es ist nur natürlich, dass man fragt, ob das notwendig ist", räumte Bresch ein. Die Alternative wäre aber eine Ruine in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadtverwaltung und solch renommierter Firmen wie Pergande und Orbita. "Ich denke, dass das Sport- und Kulturzentrum nicht nur Weißandt-Gölzau, sondern der ganzen Stadt gut tut", meinte der Bürgermeister und verwies auf über eine Million jährlicher Steuereinnahmen aus dem Industriegebiet. Man könne sich so ein Haus leisten.