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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Neuer Deich von Aken bis Lödderitz

Von CLAUS BLUMSTENGEL 28.10.2010, 18:24

AKEN/MZ. - Mit dem ersten Spatenstich nahe der zu Aken gehörenden Siedlung Obselau haben am Donnerstag die Bauarbeiten für die Rückverlegung des etwa 300 Jahre alten Elbdeiches Richtung Lödderitz begonnen. Den Startschuss für die Bauarbeiten gaben Sachsen-Anhalts Landwirtschafts- und Umweltminister Hermann Onko Aeikens und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel.

Mit der Deichrückverlegung sollen zusätzliche Überflutungsflächen für die Elbe geschaffen werden. Träger des Projekts zwischen Aken und Lödderitz ist die Stiftung World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland.

Der erste Bauabschnitt von Obselau bis Lödderitz soll 2012 fertig sein. Im Herbst 2012 beginnt der zweite Bauabschnitt bei Kühren. Der alte Deich zwischen Aken und Lödderitz wird nach Abschluss der Arbeiten 2018 mehrfach geschlitzt, aber nicht abgetragen. Die Deichrückverlegung soll sowohl zum Hochwasser- als auch zum Naturschutz beitragen.

Das seit 2001 laufende Großprojekt findet jedoch nicht ungeteilte Zustimmung. Einwohner elbnaher Ortschaften wie Kühren fürchten zum Beispiel, dass Hochwasser durch den näher gerückten Deich ins Grundwasser eindringen und ihre Keller überfluten könnte. Das soll ein neues Schöpfwerk verhindern, das durchgedrücktes Wasser aus einem Grabensystem zurück in die überflutete Elbaue pumpt.

"Die Skepsis der Anwohner wird bleiben", schätzt der SPD-Landtagsabgeordnete und Akener Stadtrat Ronald Doege ein. Jedoch sei er zuversichtlich, dass sich die Befürchtungen als unbegründet erweisen, da der Landesbetrieb für Hochwasserschutz sein Grundwassermonitoring fortführe, also den Grundwasserstand ständig überwacht.

Zufrieden ist Doege, dass im Beteiligungsverfahren der Radweg auf der Krone des neuen Deiches durchgesetzt werden konnte, wenn die Radtouristen später auch nicht mehr die Elbe im Blick haben werden. Der Akener Baudezernent Roland Berger meinte zufrieden: "Wir haben die einmalige Chance, einen DIN-gerechten Deich zu bekommen." Um die Anwohner zu entlasten wurden für die Baufahrzeuge bei Kühren und Lödderitz Ortsumfahrungen geschaffen.

Die Bauarbeiten werden von archäologischen Rettungsgrabungen begleitet. Wie deren Leiterin Dietlind Paddenberg vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle informierte, lassen die Funde von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter vermuten, dass dieses Gebiet bereits seit 7500 Jahren besiedelt ist. Neben Spuren germanischer Siedlungen an fünf Fundstellen wie Feuersteinklingen sowie Scherben aus dem 13. bis 16. Jahrhundert stießen die Archäologen auf Reste einer Brücke, die auf ein prähistorisches Verkehrsnetz schließen lässt.

Informationen zum Projekt gibt es im Internet.