Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Köthen macht Tempo für den «Spiegelberg»
KÖTHEN/MZ. - Die Idee lag sozusagen in der Luft. Jedenfalls an sonnigen Tagen. Der Köthener Scherbelberg steht so solitär da, so günstig im Sonnenlicht, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, bis ein Investor darauf kam, den auf Zivilisationsrudimenten aufgeschichteten Hügel als Platz für eine Solaranlage zu nutzen. Im April beschäftigte sich der Fachausschuss des Stadtrates Köthen zum ersten Mal mit dem Ansinnen und prägte dabei den Begriff "Spiegelberg" für den Scherbelberg.
Inzwischen hat das Projekt allerlei Entwicklungsphasen durchlaufen, zum Beispiel wurden die gemeindlichen Nachbarn nach ihrer Zustimmung oder Verweigerung befragt. Und im städtischen Bau- und Umweltausschuss wurde das Projekt jetzt in doppelter Hinsicht behandelt - zum einen musste dafür der Flächennutzungsplan der Stadt geändert werden, zum anderen ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Letzterer hat vor allem für die Bewohner von Geuz besondere Bedeutung, denn er wird dann in der öffentlichen Auslegung allen Interessierten unterbreitet, damit sie ihre Anregungen vorbringen können. Die Auslegung erfolgt vom 4. Oktober bis zum 5. November in der Stadtverwaltung, Kleine Wallstraße, Zimmer 114 / 5.
Über den Berg hinaus
Die Anlage wird, nimmt man sich das gesamte Plangebiet her, nicht nur den Bereich des Berges betreffen, sondern vielmehr in Richtung Westen bis an den Weg von Großpaschleben in Richtung Ostermark heranreichen. Nördlich wird das Gebiet von der verlängerten Zufahrtsstraße zur ehemaligen Deponie begrenzt, im Süden bildet der Fuß des Scherbelbergs die Grenze. Ausgenommen aus dem Plangebiet sind die Deponiegebäude an der Ostseite des Scherbelbergs. Insgesamt handelt es sich um eine Fläche von nahezu 31 Hektar, die potentiell für die Anbringung von Modulen zur Verfügung steht. Die benötigten Flächen befinden sich im Eigentum des Landkreises. Dieser hat inzwischen mit dem künftigen Bauherren, der Ingenieurgesellschaft für Bauwesen und Umwelttechnik (IBU) aus Tauberbischofsheim, einen so genannten Gestattungsvertrag geschlossen, so dass die Verfügbarkeit der Flächen für die IBU gesichert ist. Diese rechnet mit einer maximalen Leistung von zehn Megawatt Peak. Umgerechnet könnten damit pro Jahr mehr als 2200 Vier-Personen-Haushalte mit CO-frei erzeugtem Strom versorgt werden.
Gutachten zu Vogel und Hase
Dass das Vorhaben möglichst zügig umgesetzt wird, ist ziel aller Beteiligten. Die Eile wundert nicht: Der Zeitpunkt der Einspeisung legt letzten Endes für die gesamte Laufzeit der Anlage die Höhe der Einspeisevergütung fest. Die IBU, die bislang - geht man nach den Referenzen auf ihrer Website - ausschließlich in Tauberbischofsheim Solaranlagen errichtet hat, will also mit ihren Modulen so schnell wie möglich ans Netz. Nichtsdestotrotz sind einige Untersuchungen notwendig, die sich vor allem mit der Beeinflussung der Natur durch die Photovoltaik-Anlage befassen. So soll kontrolliert werden, welche Auswirkungen die Anlage auf die Vogelwelt im betroffenen Bereich hat und auf die Feldhasenpopulation. Beide Gutachten liegen bislang noch nicht vor.