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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Es klappert die Mühle...

Von UTE NICKLISCH 07.10.2010, 18:18

PORST/MZ. - Munter plätschert die kleine Wassermühle an der Ziethe ganz idyllisch vor sich hin. Doch stellt sich schnell die Frage, wer wohl der geheimnisvolle Erbauer dieser netten Attraktion am Lutherwanderweg ist?

Matthias Kammel ist der Initiator dieser Idee. Gemeinsam mit seinem elfjährigen Sohn Lenny installierte er im Sommer kurz vor seinem Urlaub dieses Miniaturwasserwerk nahe seines Wohnortes Porst bei Köthen. Einfach nur aus Spaß an der Freude tüftelten sich die beiden vorab eine bestimmte Konstruktion aus, die später an der Ziethe ihren Platz finden sollte. "Das einzige, was wirklich vorher genau aufgezeichnet wurde, war das Mühlenrad, denn je genauer dabei gearbeitet wurde, desto schneller dreht sich auch das Rad", erklärt der Hobbybastler.

Alles andere bauten die Kammels direkt vor Ort auf. An einem in die Ziethe mündenden Zulauf fanden sie den perfekten Platz für ihr Vorhaben. Mit Steinen, einer alten Wasserrinne und anderem Zubehör, welches der Hausrat so hergab, setzten sie die Mühle instand. Zudem wurde das Teil mit langen Stöcken fest im Flussbett verankert.

Schon im Vorjahr konstruierten die Porster Mühlenbauer ein ähnliches Modell an gleicher Stelle. Auch hierbei traf das Wasser des Zuflusses oberführig auf das Mühlenrad, wodurch ein kleines Hammerwerk betrieben wurde. "Die Funktionsweise ist praktisch wie vor 200 Jahren", erklärt der gelernte Möbeltischler. Zusätzlich installierte Matthias Kammel im vergangenen Jahr noch einen kleinen Motor, der eine LED-Lampe zum Leuchten brachte. Doch die Freude damit hielt nicht lange an. "Die Mühle lief gerade mal eine Woche lang und schon wurde der Motor gemaust", erklärt Kammel enttäuscht.

Deshalb ließ sich Lenny in diesem Jahr etwas einfallen. Der kleine Bastler stellte ein Schild auf mit der Aufschrift "Wer diese Mühle kaputt macht, nimmt die Freude anderer Leute" - scheinbar mit Erfolg. Denn in diesem Jahr vergriff sich bisher niemand außer Georg Radchenko daran. Doch er ist keineswegs auf Zerstörung aus. Radschenko ist praktisch der Wächter der kleinen Wassermühle. Jeden Morgen macht er seine Runde mit dem Hund und schaut täglich nach ihrem Zustand. Hat sich etwas Unrat darin verfangen, befreit er sie davon und sorgt immer für einen optimalen Lauf. Oft trifft er dabei auf Leute die sich an dem Klappern der Miniaturwassermühle erfreuen. Auch wenn die Familie Kammel gerade einmal nach dem Rechten schaut, kommen oft Spaziergänger vorbei, die sich laut Diana Kammel darüber freuen, dass es noch so etwas gibt.

Matthias Kammel hat diese Sache praktisch aus seiner eigenen Kindheit weitergegeben. "Schon mein Vater baute mit mir jedes Jahr im Merziener Eckbusch eine Wassermühle", erinnert sich der heute 47-jährige gern zurück.

Seitdem ist das Interesse für Wassermühlen aller Art bei ihm niemals erloschen. An zahlreichen Orten, an denen die Kammels einmal Urlaub machten - sei es in Polen oder auch Bad Schandau - hinterließen sie ihre Spuren in Form einer winzigen Wassermühle. Auch der jährliche Mühlentag sowie andere Gelegenheiten zur Besichtigung alter Mühlentechnik wird mit einem Ausflug wahrgenommen. Sogar Söhnchen Lenny ist vom Mühlenfieber schon infiziert und äußert sich begeistert "Ich möchte, dass wir hier immer wieder in jedem Jahr eine neue Wassermühle bauen."

Seinen Lieblingstraum hat sich Matthias Kammel jedoch noch nicht erfüllt. "Eines Tages soll bei uns zu Hause am Gartenteich eine Wassermühle mit allem Drum und Dran stehen."