1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Erfolgreiche Treibjagd in Diebzig

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Erfolgreiche Treibjagd in Diebzig

Von ute nicklisch 17.12.2012, 18:27

diebzig/MZ. - Eine Bratwurst oder ein Stück Speck im Rucksack, dazu etwas trocken Brot und ein kleiner Taschenwärmer. Schon geht der Marsch los in Richtung Ochsenbusch. Denn in Diebzig wurde zur Jagd geblasen. Zahlreiche Treiber machen sich auf den Weg, um das Wild aufzuscheuchen und vor die Flinten der Jäger zu treiben. Bekleidet mit einer leuchtenden Warnweste stellt Olaf Exner seine Truppe parallel zur Waldkante auf. Er ist Mitarbeiter des Landesforstamtes Sachsen-Anhalt / Forstbetrieb Anhalt und leitet die Treiberschar an.

Obwohl das alles ziemlich idyllisch und fast ein bisschen romantisch aussieht, ist eine Treibjagd nicht ganz ungefährlich. Ein paar Regeln sollten schon befolgt werden, will man ohne Probleme durch den Waldkommen. Nicht umsonst ist jeder Treiber mit einer Warnweste ausgestattet, um dem Jäger unmissverständlich zu signalisieren: Ich bin kein Wild!

"Alle da?" ruft Olaf Exner seine Truppe zusammen. Als die Antwort "Ja" von ganz rechts hallt, ruft er zum Start auf. Im Abstand von etwa 50 Metern verteilen sich die Treiber nebeneinander und durchkämmen systematisch den Kiefernwald. Immer dichter wird das Dickicht aus stachelnden Brombeerranken unter der festen Schneedecke. Man muss ganz schön aufpassen, dass man nicht stolpert, denn die Route verläuft fernab der Waldwege. Links und rechts ist das Geplaudere der Treiberreihe zu hören.

"Rehwild von rechts" ruft es plötzlich durch den Wald und schon springt ein aufgescheuchtes Reh verwirrt durch die Büsche. Nicht lange, da folgen weitere Tiere. Offensichtlich hatten sich diese unter dem Dickicht versteckt. Die Jagdhunde Tura und Gwen setzen bellend hinterher, werden dann aber zurückgepfiffen. Sogar die Hunde waren leuchtend bekleidet, um einen tragischen Irrtum zu vermeiden. Ein paar sogenannte Durchgehschützen waren unter den Treibern und hatten ihre Hunde mit dabei. "Das macht einfach mehr Spaß, als auf dem Posten zu sitzen", erklärt Are Dobrauer, der als Jäger mit durch den Wald streifte. Seine Weimaraner-Hündin begleitet ihn stets zur Jagd und ist auch in Diebzig unabkömmlich.

Immer wieder wird die Treiberreihe gestoppt und kontrolliert, damit niemand zurückbleibt. "Wir haben schon die tollsten Sachen erlebt", erklärt Olaf Exner, der schon seit 20 Jahren die Treiberschar anleitet. Oft kam es auch vor, dass die Hunde erst nach Tagen oder auch gar nicht wieder kamen.

Normalerweise jedoch ist eine Treibjagd ziemlich interessant. "Es macht Spaß, mit einer solchen Truppe durch die Natur zu strolchen", sagt Bernd Kieser, der schon seit Jahren als Treiber unterwegs ist. "Schnee hatten wir dabei schon lange nicht mehr. Das läuft sich zwar sehr schwer, aber ist besonders schön", so der Wulfener.

Immer wieder sind aufgescheuchte Tiere wie Rehwild, Hasen oder Wildschweine hautnah zu beobachten. Auch die vom Schnee befreiten Schlafstellen der Rehe, die aufgewühlten Futterstellen der Schwarzkittel oder auch ein Fuchsbau sind fernab der Wege zu entdecken.

Am Rande des Ochsenbusches angekommen, wird ein Jägerfrühstück eingelegt. Kameradschaftlich werden Bratwurst, Brot oder Glühwein untereinander verteilt und dabei gelacht und Erlebnisse ausgetauscht. Jagdhündin Gwen jedoch waren die Spuren der Jagd bereits anzusehen. Ihre wunden Pfötchen in die Höhe haltend, schaute sie ihr Herrschen Mitleid erregend an. Der harte Schnee des Waldbodens hatte den Füßen der munteren Ardennenbracke ganz schön zugesetzt. "Da machen wir heute Abend wieder Wellness", verspricht Herrchen Carlos Ramperez seinem Tier.

Auf dem Rückweg schließlich stößt man auf ein erlegtes Wildschwein und ein Reh. Gleich vor Ort werden diese aufgebrochen, ausgenommen und zum Abtransport gelagert. Bei einem Blick auf die Uhr stellt man plötzlich fest, wie schnell die Zeit im Wald vergangen ist, denn es ist bereits Mittag. Die Jagd erweist sich am Ende als ziemlich erfolgreich. Und nach einem gemeinsamen Mittagessen im Diebziger Hof, wird die Wildstrecke traditonsgemäß gelegt und verblasen.