Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Anglerglück an Hasenteich und Schinderkiete
OSTERNIENBURG/MZ. - Normalerweise geht in dem Metier nichts ohne Angelschein. Wer auf die Fischjagd geht, egal, ob auf Hecht oder Plötze, muss zuvor allerlei lernen und eine Prüfung ablegen - vorher ist es nichts mit dem "Petri Heil" am morgenstillen See. Es sei denn, man besucht den Volksangeltag in Osternienburg. Dort durften am Sonnabend alle diejenigen am Dorfteich, der so genannten Schinderkiete, die Rute zum Angeln in die Hand nehmen, denen das ansonsten nicht gestattet ist. Bereits zum wiederholten Male wurde dieses vom Angelverein Osternienburg organisierte Volksfest in Osternienburg gefeiert. "Früher gab es das bei uns auch schon mal", weiß Ortsbürgermeister Gerd Peter Bartosch zu berichten. Während damals die Leute einfach zum Feiern zusammenkamen, steht heute im Vordergrund dieser Veranstaltung eher die Gewinnung von neuen Mitgliedern. Denn, wie fast in jedem Verein, ist die Mitgliederzahl speziell von jungen Leuten rückläufig. Deshalb stellten sich einige der Vereinsangler zur Verfügung, um allen Interessenten die entsprechenden Handgriffe zu erklären.
Auch Eltern sowie Großeltern hatten ihre Kinder und Enkel an die Hand genommen, um beim fröhlichen Angeltag rund um die Schinderkiete mitzumachen. Dort nämlich durften am Samstagnachmittag alle Mädchen und Jungen einmal die Angel auswerfen. "Das Alter spielt keine Rolle. Sobald sie die Angel halten können, dürfen sie mitmachen", erklärt Torsten Lottermoser. Wer keine eigene Ausrüstung besaß, bekam vom Verein eine gestellt.
So herrschte am Osternienburger Dorfteich schnell ein buntes Treiben. Mindestens 40 Knirpse nahmen die Gelegenheit wahr und hatten sichtlich ihren Spaß dabei. Auch der neunjährige Christian Knopf aus Dornbock legte seine Angel aus, und das mit viel Erfolg. Ausschließlich bunte Goldfische, welche in jenem Teich massenweise zu finden sind, bissen an seiner Angel an. Lothar Laube aus Osternienburg führte seine vierjährige Enkelin ein wenig an das Anglerglück heran. Außerdem waren wie jedes Jahr die beiden Freundinnen Jenny Stiller und Alexa Priesnik unter den Freizeitanglern - einfach, um Spaß zu haben. Fast ausschließlich Goldfische waren in allen Eimern der kleinen Angler zu sehen. Nach Beendigung der zweistündigen Aktion wurden die Fische gezählt, wobei Eric Schröter aus Osternienburg mit 24 Fischen die größte Ausbeute hatte. Während der kleine Angler eine Siegermedaille bekam, wurden die Fische wieder zurück in die Freiheit des Dorfteichs entlassen.
Doch nicht nur Kinder konnten zum Volksangeltag ihr Glück probieren, sondern auch Erwachsene. Diese wurden am nahe gelegenen Hasenteich, einem Nebengewässer des als Bade- und Tauchdomizil bekannten Molkerteichs, von Vereinsmitglied Lutz Menge betreut und angeleitet. Insgesamt elf Petrijünger suchten sich dort rund um den Teich ein lauschiges Plätzchen, wo sie für zwei Stunden die Seele baumeln ließen. Denn nach Aussage vieler Angler ist dies der eigentliche Grund für ihre Tätigkeit.
Dies bestätigten auch Uwe Ratke und Michael Balzer, die gemeinsam den Tag für etwas Entspannung nutzten. "Wir freuen uns schon jedes Mal auf diesen Tag, denn wenn man die ganze Woche arbeitet, ist dies eine herrliche Entspannung. Außerdem wollen wir doch unseren Sieg vom vergangenen Jahr verteidigen", so Michael Balzer. Denn auch bei den Erwachsenen wird am Ende ausgezählt und ein Sieger festgelegt. Während in der Schinderkiete Goldfische an der Angel hingen, schnappten bei den Anglern im Hasenteich größtenteils Rotfedern und Plötzen nach den beliebten Fleischmaden. Auch diese Fische wurden nach Auszählung der Beute wieder in Freiheit ausgesetzt. Als Sieger der Aktion ging Thomas Ritter aus Dessau hervor, der sage und schreibe 92 Fische aus dem Hasenteich zog. Insgesamt zählt der Großverein mehr als 200 Mitglieder. Sie kommen nicht nur aus Osternienburg, sondern auch aus Trebbichau, Micheln und Wulfen. Osternienburg stellt freilich mit etwa 120 Petrijüngern den größten Anteil im Verein, so Torsten Lottermoser: Das liege, so der Osternienburger, wahrscheinlich daran, dass es rund um den Ort eine Vielzahl von Gewässern gebe. Lottermoser selbst ist schon seit 37 Jahren begeisterter Angler. Und seit zudem vielen Jahren Vorsitzender der Osternienburger Petrijünger. "Manchmal sitze ich die ganze Nacht draußen am Teich. Das ist Entspannung pur" , schwärmt der Osternienburger. Mit der Resonanz auf den diesjährigen Volksangeltag sind die Veranstalter mehr als zufrieden. "Es waren deutlich mehr Teilnehmer als im vergangenen Jahr", freut sich der Chef der Osternienburger Angler.
Übrigens: Der Jugendanglerschein kann schon im Alter von neun Jahren erworben werden, welcher später mit 18 Jahren mit einer Zweitprüfung erneuert werden muss. Ist man im Besitz eines solchen Fischereischeines darf in allen DAV-Gewässern in ganz Sachsen-Anhalt geangelt werden. Aufzuchtgewässer sind davon ausgeschlossen. Einen Fischereischein, wie der Angelschein bürokratisch korrekt heißt, kann jeder erwerben, der Lust darauf hat und zudem über etwas Ausdauer verfügt. Glaubt man aber den Aussagen einiger Mitglieder, dann ist die Prüfung nicht ganz einfach. Vielleicht ist das ja auch ein Grund, warum der Volksangeltag so viel Resonanz gefunden hat - einmal gemütlich angeln zu können, ohne vorher lange lernen zu müssen.