An verdienstvolle Köthener erinnert
Köthen/MZ. - Diese und andere Fragen beantwortete am Wochenende der Verein Cöthener Bürgerschaft zusammen mit dem Kreisverband Köthen des Vereins für Anhaltische Landeskunde (KKVAL) bei einer Begehung des Köthener Friedhofs in der Maxdorfer Straße.
In mühevoller Arbeit haben drei Mitglieder beider Vereine in über acht Monaten und 288 Arbeitsstunden Wissenswertes und Interessantes über "Alte Köthener" aus dem Köthener Stadtarchiv heraus gesucht, die auf jenem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben und nun zu neuen Ehren gelangen. Entsprechend groß war die Freude der Mitglieder beider Vereine über die unerwartet große Anzahl an neugierigen und interessierten Mitbürgern.
Zusammen mit Bernd Westphal, dem Vorsitzenden der Cöthener Bürgerschaft, stellten Doreen Postler (Cöthener Bürgerschaft) sowie die Vorsitzende des KKVAL, Monika Knof, und Simone Scholdra (KKVL) einzelne ausgewählte verdienstvolle Persönlichkeiten vor. Geleitet von dem Gedanken, dass von vielen Gebäuden und Wohnhäusern in Köthen die Erbauer und Architekten nicht bekannt sind, wurde man im Stadtarchiv Köthen fündig.
So ruht die Familie Gustav Krause auf jenem Friedhof. Der ehemalige Fabrikant war Besitzer einer Melassebrennerei, die nach seinem Tod von seinen Töchtern weitergeführt wurde. August Hooff liegt wenige Meter weiter begraben. Der gelernte Gärtner wurde 1875 als Garteninspektor in Köthen angestellt. Unter seiner Leitung wurden innerhalb von vier Jahren 180 000 Obstbäume aus der herzoglichen Baumschule verkauft. Einige Jahre später wurde ihm sogar die goldene Verdienstmedaille des Landes Anhalts verliehen. Während seiner Dienstjahre in Köthen plante Hooff über 100 Grünanlagen, die nur zum Teil umgesetzt wurden - darunter die Bärteich- und Siebenbrünnenpromenade sowie der Schlossplatz und der Bachplatz.
Der Erbauer des roten Gebäudes des Polytechnikums, des Bahnhofs und des Schwertfegerschen Hauses heißt Friedrich Münze. Der 1934 verstorbene Maurermeister besaß eine eigene Baufirma, die im heutigen Hotel Anhalt ansässig war. Sein Unternehmen beschäftigte zum Teil über 100 Mitarbeiter und sieben Architekten. Ihm ist auch der Ausbau des Elsdorfer Weges zu einer befahrbaren Straße zu verdanken.
Franz Kurth, dem eine Dampfkesselfabrik gehörte, Friedrich Wilhelm Naumann, der Hoftischlermeister, der den Köthener Ratssaal mit Holz vertäfelte, und Professor Walther Götze, der begnadete Musiker und spätere Kreiskonservator, sind nur einige weitere lokale Persönlichkeiten, denen für dieses Wochenende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Laut Westphal soll dies aber nicht die letzte Führung gewesen sein. Das gesammelte Material ist sehr umfangreich und hätte ohne Probleme für eine doppelt so lange Führung gereicht.
Weiteres Anliegen der Cöthener Bürgerschaft sei neben der Pflege und Erhaltung der Köthener Historie die Herrichtung altehrwürdiger Gräber. Dazu bietet der Verein Patenschaften für Vereinsmitglieder und Nichtmitglieder an, die über ein Jahr andauern. Während dieser Zeit sei der Pate dann für die Pflege und Herrichtung des Grabes verantwortlich.
Zu Beginn der Führung formulierte Vereinsvorsitzender Bernd Westphal: "In Köthen gab es nicht nur Hahnemann und Bach. Das möchten wir Ihnen heute zeigen". Der letzte Mühlenbesitzer Köthen war übrigens Wilhelm Pahnke, der 1957 verstarb. Als auch sein Bruder Arthur nur ein Jahr später begraben wurde, erfolgte die Stilllegung der Mühle.