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Alte Kaufhalle wird gastronomisch

Von Matthias Bartl 05.09.2007, 17:06

Köthen/MZ. - Dann muss das Innenleben in der einstigen Kaufhalle West so in Schuss gebracht worden sein, wie es einem Gastronomie-Betrieb mit Anspruch entspricht. Kein Wunder, dass die beiden Inhaber der Creperie "Lorette" in der Halleschen Straße ein wenig in Eile wirken.

Schnelle Behördenhilfe

"Lorette" ist demnächst Geschichte. Zumindest am alten Standort, wo man zwölf Jahre lang zu Hause war. Auch das Catering, das Bauermeister und Aleithe von der Ludwigstraße aus betrieben haben, wird nun am Rand der Bernburger Straße Einzug halten. Die beiden Betreiber sind über die Konzentrationsmöglichkeit froh, die sich auch dank der ausgezeichneten Ämter- und Behördenunterstützung so schnell realisieren ließ. Und über das neue Domizil insgesamt. Das ist, so Helmut Bauermeister "einfach ideal".

Da hat er wohl recht. Zum einen bietet die Kaufhalle, vor 35 Jahren entstanden, Platz in Hülle und Fülle - woran es in der Creperie immer gekrankt hat. Hier stehen 860 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Hier gibt es auch keine Probleme mit der Logistik - man kann die Fahrzeuge über die Joachimiallee bis auf den Parkplatz hinter der Halle führen. Und ideal ist auch, dass mit den Studenten quasi potenzielle Kundschaft in der Nachbarschaft zu Hause ist. Auf den Appetit der Kommilitonen setzt Bauermeister vielleicht nicht zuerst, aber auch nicht zuletzt.

Die funktionelle Aufteilung des Gebäudes, in dessen Inneren derzeit verschiedenste Umbauarbeiten vor sich gehen, ist klar definiert. Im ersten Bauabschnitt entstehen im vorderen Bereich die neue Creperie mit 65 Sitzplätzen (bisher hatte man 42), die dazugehörige Küche, behindertengerechte sanitäre Einrichtungen. Der zweite Bauabschnitt ist der Saal. Der soll möglichst Anfang November fertig sein - aus verständlichem ökonomischen Kalkül heraus: "Damit hier noch ein paar Weihnachtsfeiern durchgeführt werden können", wirbt Bauermeister. 80 bis 100 Personen sollen hier Platz finden, es sei aber auch möglich, durch Abtrennungen Bereiche für kleinere Partys oder Betriebsfeiern zu schaffen.

Kleiner Tabubruch

Dass man künftig einen Saal zur Verfügung hat, sorgt bei den Creperie-Betreibern für einen kleinen Tabubruch. "Wir werden es uns erlauben", sagt Helmut Bauermeister und grinst, "zum ersten Mal Fassbier anzubieten." Das, gibt er gern zu, gehöre eigentlich nicht zu einer Creperie und ihrem Speiseplan - aber im Saal muss das möglich sein. Und auf der Terrasse auch. Die wird es künftig an der Kaufhalle West auch geben, verbunden mit einem hauch Biergartenatmosphäre. Wo Diana Aleithe und Helmut Bauermeister die Terrasse herzaubern wollen, bleibt erst einmal ihr Geheimnis. "Das wird schon ein bisschen überraschen, wie wir das machen", ist sich Bauermeister sicher.

Der dritte Bauabschnitt entsteht im hinteren Bereich der Kaufhalle. Dort wird der Creperie-Partyservice angedockt, der derzeit noch in der Ludwigstraße untergebracht ist. "Das Catering ist gut dabei", sagt Diana Aleithe. So gut, dass man einfach an Kapazitätsgrenzen gestoßen ist, abgesehen davon, dass es immer zusätzliche Mühe macht, zwei Standorte zu bewirtschaften.

Abgesehen davon ist das Catering ein wachsender Markt. "Wir beliefern jetzt schon etliche Veranstaltungen, Feiern, Hochzeiten und Ähnliches", sagt Bauermeister. Und manchmal ergeben sich sogar Synergieeffekte der besonderen Art. Er habe, so der Creperie-Chef, einen Auftrag für Juni 2008, den Partyservice für eine Hochzeit zu übernehmen. Die sollte eigentlich etliche Kilometern entfernt stattfinden. Jedenfalls so lange, bis Bauermeister auf die Feiermöglichkeiten im neuen Domizil verwiesen hatte - "jetzt werden die Leute in Köthen feiern."

Motivierte Mitarbeiter

Der Umbau der Halle, die so lange leer stand, ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die Investitionssumme liege irgendwo zwischen 220 000 und 250 000 Euro, schätzt Helmut Bauermeister, die bewusst ausschließlich in Aufträge für einheimische Firmen münden. Man wirtschafte allerdings sparsam, plane "nichts Überflüssiges", außerdem bringe man vieles selbst auf die Reihe. Da ist Bauermeister, zu DDR-Zeiten in der Abteilung Bau der ZGE Rosefeld, in seinem Element.

Er hat auch die Mitarbeiter dafür: "Das ist eine sehr gute Truppe", sagt er. "Viele sind schon lange dabei, sind sehr motiviert, freuen sich auf den Umzug." Und greifen selbst mit zu. "Malern werden wir selber", kündigt Bauermeister an. "Das machen wir immer so, das schafft eine richtige Beziehung zum Objekt." Vielleicht wird das auch schon die Einstimmung für neue Mitarbeiter - mit der Vergrößerung will "Lorette" die Belegschaft "ein bisschen" aufstocken. "Wer werden wohl drei Leute einstellen", so Bauermeister.

Der sich nur darüber ärgert, dass er nicht schon früher an der Kaufhalle West zum Zug gekommen ist. "Wir wollten das Objekt schon vor fünf, sechs Jahren kaufen", erinnert sich Bauermeister, "haben es damals aber nicht bekommen." Der einstige Besitzer habe andere Pläne gehabt. Erst im Frühjahr dieses Jahres - Bauermeister war kurz davor, ein anderes Objekt zu erwerben - hörte der Creperie-Chef, dass die alte Kaufhalle zum Verkauf stünde. "Da haben wir so schnell wie möglich zugegriffen und unser schon damals ausgeknobeltes Konzept wieder aus der Schublade geholt."