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„Es hat Zitronen geregnet“ Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn lässt im Neujahrsinterview das Jahr 2021 Revue passieren

2022 endet Bahns Amtszeit offiziell. Wie blickt er auf das Erreichte und auf seine Pläne für das neue Jahr.

Aktualisiert: 03.01.2022, 11:16
Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn hat 2021 so viele Projekte fertiggestellt wie nie zuvor.
Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn hat 2021 so viele Projekte fertiggestellt wie nie zuvor. (Foto: Valerie Hehtke)

Aken/MZ - Corona war auch 2021 das zentrale Thema. In der Krise setzte die Stadt Aken vor allem auf den Zusammenhalt untereinander. Aber auch viele Projekte konnten realisiert werden. In einem Interview blickt Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn auf das Jahr zurück und gibt Ausblicke auf das, was kommt. Das Gespräch führte Jessica Vogts.

2021 - ein weiteres Jahr geprägt von Corona. Wie lief es?

Jan-Hendrik Bahn: Zunächst einmal möchte ich da an erster Stelle ein großes Dankeschön an die Einwohner der Stadt Aken und ihrer Ortschaften richten. Danke, dass Sie diese schweren Jahre der Corona-Krise gemeinsam mit uns durchgehalten und uns unterstützt haben. Wir haben versucht, ein bestmöglicher Anker zu sein. Wir befinden uns in einer Krisensituation und die bringt jeglichen Apparat an seine Grenzen. Man steht ständig unter Strom. Du kannst im roten Drehzahlbereich funktionieren, aber das schafft man nicht auf Dauer. Man kann da wirklich immer nur allen „Danke“ sagen und versuchen, gemeinschaftlich nach vorne zu schauen.

Die Akener Impffürsorge wurde gegründet. Ein wichtiger Schritt?

Ein sehr wichtiger und richtungsweisender Schritt. Es war uns eine Herzensangelegenheit, gerade für unsere älteren Einwohner da zu sein, sie in der schwierigen Phase der Erstimpfungen abzuholen, sie zu beraten, Impftermine zu vermitteln und Transporte zu organisieren. Als erste Kommune im Landkreis haben wir ab dem 13. Januar eine eigene Telefon-Hotline ins Leben gerufen. Am 18. März konnten wir dann das erste dezentrale Impfangebot im Akener Schützenhaus machen. Bis August wurden dann 1.000 Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt und seit Anfang Dezember knüpfen wir mit den Auffrischungsimpfungen an. Wir wollten einfach aktiv werden, etwas machen.

„Aken macht“ war sozusagen ihr Motto in diesem Jahr. Was wurde getan?

Unter dem Wortlaut „Aken macht“ ist viel passiert, ja. Anfang Februar kam der große Wintereinbruch. Du bist ja gar nicht aus der Stadt gekommen, so viel Schnee war da. Unter dem Motto „Aken macht - Gemeinsam Schnee schippen“ haben sich Bürger und Betriebe der Stadt zusammengetan und früh getroffen, um die Straßen von Schnee zu befreien.

Eigentlich bist du schon mittendrin in einer Krise und dann kommt sowas noch hinzu. Aber das macht eine gute Moral und die Akener eben aus: zusammenhalten, durchhalten und gemeinsam Sachen anpacken. Wie sag ich da: Es hat in diesem Jahr ordentlich Zitronen geregnet. Wir haben trotzdem Limonade gemacht und in schweren Zeiten dazu Tequila mit Salz getrunken.

Noch einmal zurück zu Corona. Hatten Sie gehofft, dass es 2021 besser wird?

Natürlich. Im Sommer hatte ich Hoffnung, dass man die Krise im Griff hat. Aber was folgte, war enttäuschend. Es fehlte an einer umfassenden Vorbereitung, einem Plan für das Land, um der vierten Welle gewachsen zu sein. Man befindet sich wieder in einer Krise. Ich kann nicht nachvollziehen, dass wir als Industrieland wieder einen Impfstoffmangel haben.

Genug von Corona. Was war ihr persönliches Highlight in diesem Jahr?

Puh, schwer zu sagen. Es gab das ganze Jahr durchweg viele tolle Aktionen. Wir haben den ersten Schulwald in Sachsen-Anhalt geschaffen. Ein tolles Projekt, das die Kinder zum Mitmachen animiert. Zur Einschulung erhält nun jede Klasse eine Baumpatenschaft. Das Stadtfest fand in diesem Jahr als Vereinemeile statt. Wir haben gesagt: Komm wir machen was, wir brauchen ein Zeichen. Das war ein toller Tag. Zudem wurde die Vereinsförderung seit 2015 verfünffacht.

Die Vereine sind durch die Krise ebenfalls schwer getroffen und liegen uns sehr am Herzen. 12.500 Euro gab es für die Vereine in diesem Jahr, die in dutzende wunderbare Projekte geflossen sind. Und insgesamt haben wir einfach in diesem Jahr so viele Projekte und Baumaßnahmen fertiggestellt wie nie zuvor. Dass der Haushaltsplan 2022 im Stadtrat am 2. Dezember einen einstimmigen Beschluss fand, hat mich besonders gefreut.

Viele Bauprojekte wurden realisiert. Was waren die Großprojekte in diesem Jahr?

Trotz der ungünstigen Corona-Bedingungen lagen wir gut im Zeitplan. Für mich ein besonderes Schlüsselerlebnis in diesem Jahr: Der Spatenstich beim „Burglehn“. Sechs Jahre hat die Vorbereitung gedauert. Nun können wir endlich bauen - das ist ein echter Fortschritt. Der Elbesportpark wurde für rund 1,2 Millionen Euro gebaut und im Sommer eingeweiht.

Besonderes Schlüsselerlebnis: der Spatenstich beim „Burglehn“
Besonderes Schlüsselerlebnis: der Spatenstich beim „Burglehn“
(Foto: Nicklisch)

Der Berliner Hof wurde fertiggestellt. Das war ebenfalls eine mega Hausnummer, aus drei Förderprogrammen wurde zusammen eine halbe Millionen Euro finanziert. Auch in Sachen Hochwasserbeseitigungsmaßnahmen sind wir weiter vorangekommen. Mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro war der Bereich Spittel- und Mühlenstraße eines der größten Bauprojekte in diesem Jahr.

Hand aufs Herz. Was hat Sie am meisten geärgert im Jahr 2021?

Da gibt es immer mal wieder was. Aber das versucht man natürlich schnell abzuhaken. Diskussionen gehören dazu. Im ersten Halbjahr gab es einige politische Debatten, wo es um Hauptsatzungsänderungen ging. Aber auch das blieb bei einem kurzen Ärgernis. Schwerer zu verkraften war da definitiv der bereits erwähnte Impfstoffmangel. Hier fühlt man sich von der Regierung im Stich gelassen.

Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?

Mein größter Wunsch ist, dass wir als Land die Krise in den Griff bekommen. Es waren zwei harte Krisenjahre. Das geht in Frust bei den Menschen über. Ich hoffe, dass wir wieder mehr Gesellschaft erleben. So viele Veranstaltungen mussten auch in diesem Jahr wieder abgesagt werden. Aber die Gesundheit steht an erster Stelle und hierfür sind wir gefordert, alle Maßnahmen umzusetzen. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass wir wieder zu einer Normalität zurückkehren und mit ganz viel Glück in 2022 wieder ein richtiges Stadtfest veranstalten können. Es wird sicher ein spannendes, aber auch herausforderndes Jahr. Und es darf natürlich auch weiter gebaut werden. Wir wollen das größte Hochbauprojekt - den Ersatzbau der Kita „Borstel“, abschließen.

Im Juli endet offiziell auch erst einmal ihre Amtszeit. Machen Sie weiter?

Ich hoffe sehr. Natürlich, wenn die Bürger der Stadt Aken das auch wollen. Es ist viel passiert in den letzten sechseinhalb Jahren. Ich denke, wir konnten einiges bewegen und bin bereit, daran festzuhalten, weiterhin Verantwortung zu übernehmen. 2015/16, inmitten der Flüchtlingskrise, habe ich mein Amt aufgenommen. 2021 und wohl auch 2022 haben wir Corona. Ich starte und ende mit der Herausforderung einer Krise. Das zehrt an den Kräften. Aber wenn ich sehe, was wir trotz allem auf die Beine gestellt haben, gibt das viel Energie zurück. Man kann nicht immer alles richtig machen, das ist klar. Aber wichtig ist, dass du etwas machst - das ist unser Motto, das ist der Weg.