"Aken unter sich" "Aken unter sich": Admin-Trio sorgt in Facebook-Gruppe für Ordnung

Aken - Es war einmal… Damals, vor ein paar Jahren, als noch Hinz und Kunz einfach so mitreden konnten, als sich niemand die Profile der Nutzer ansah, war vieles anders. Aken war anders. Und „Aken unter sich“, die Facebook-Gruppe, war es auch. „Jeder konnte Mitglied werden – egal, in welcher Beziehung er zu Aken stand und ob er überhaupt eine hatte“, erinnert sich Steve Jung.
Das waren die Anfänge der Gruppe. Irgendwann 2012. Damals kam Steve Jung, wie er erzählt, „durch dummen Zufall“ in die Verlegenheit, Administrator zu werden. Derjenige, der das vor ihm tat, habe sich plötzlich aus dem Staub gemacht. Dann ereilte Aken das Hochwasser.
Und die Facebook-Gruppe sei darin „irgendwie untergegangen“. Aus den Monaten danach sei kaum Nennenswertes zu berichten, die Gruppe „plätscherte vor sich hin“, heißt es. Bis Steven de Aken kam. Steven Gottschalk mit richtigem Namen. Einer aus Aken, der etwas für Aken tun wollte.
Facebook-Gruppe hat sich zu einer Plattform mit mehr als 2.300 Mitgliedern gemausert
„Brauchst du Unterstützung“, soll er Admin Steve Jung irgendwann 2014 gefragt haben. Der nahm dankend an. Mit ihrer „Frauenbeauftragten“, wie die Herren Anna Landowski gern bezeichnen, war man komplett. Seither kümmern sie sich zu dritt darum, dass bei „Aken unter sich“ nichts aus dem Ruder läuft.
Die Facebook-Gruppe hat sich zu einer Kommunikationsplattform mit mehr als 2.300 Mitgliedern gemausert. Sie posten, kommentieren, verlinken – oder lesen einfach nur, was sich in Stadt an der Elbe so tut. Deshalb, so nehmen die drei an, existiere die Gruppe schließlich. Ob man nun in Aken zu Hause ist, wie Anna Landowski, oder mittlerweile woanders lebt, wie Steve Jung und Steven de Aken. Oder die ältere Dame, längst über 80, die von Kanada aus, sehr genau verfolgt, was in der Stadt und der Region passiert. Eine andere ist in den USA – und der Stadt via Facebook dennoch verbunden.
Für die Administratoren ist das ein wichtiges Kriterium, um Mitglied sein zu dürfen. Deshalb gibt es seit geraumer Zeit auch eine kleine Hürde, die man überwinden muss. „Drei simple Fragen“, wie er findet, hat sich Steven de Aken ausgedacht, die Aspiranten auf die Gruppenzugehörigkeit beantworten müssen: Wie heißt der erste demokratisch gewählte Bürgermeister von Aken? Wo liegt Aken – also an welchem Fluss? Und: Warum willst du in die Gruppe?
In „Aken unter sich“ sollte möglichst sachlich diskutiert werden
„Manche sammeln auf Facebook Gruppen“, hat Steven de Aken beobachtet. Oder Freunde? „Es gibt Leute, die haben 600 bis 700 Namen auf ihrer Freundesliste. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man die alle kennt.“
In Aken, einer Stadt mit nicht einmal 8.000 Einwohnern, ist das ein bisschen anders. Hier kennt man sich. In der Gruppe natürlich auch. Selbst wenn man nicht hier lebt, ist man irgendwie auf dem Laufenden. Nichts anderes wollen die Administratoren mit ihrer Arbeit erreichen. „Dass man sich austauschen kann“, ergänzt Steve Jung. Dass man Fragen stellen kann, schnell eine Antwort bekommt – auf jedes beliebige Thema, scheint es. „Und Fotos hochladen“, fügt Anna Landowski noch hinzu. Fotos aus Aken. Wie könnte es anders sein. Lokalkolorit ist hier alles.
Doch das Trio will auch für „ein vernünftiges Miteinander“ stehen. In „Aken unter sich“ sollte möglichst sachlich diskutiert werden. Dass das nicht immer gelingt, ist bekannt. Dann gibt’s die Gelbe Karte. Für Steven de Aken die Gelegenheit, jemandem ein wenig Bedenkzeit einzuräumen, ein zeitlich befristetes Schreibverbot zu verordnen.
„Facebook nimmt schon eine gewisse Hemmung und die Scheu, Dinge zu posten“
„Man muss niemanden mehr rausschmeißen“, ist er überzeugt. Aber wenn es gar nicht anders geht, bitteschön, dann war’s das mit der Gruppenzugehörigkeit, gibt er zu verstehen. „Facebook“, weiß Steven de Aken, „nimmt schon eine gewisse Hemmung und die Scheu, Dinge zu posten, die man vermutlich niemals sagen würde.“ Schon gar nicht von Angesicht zu Angesicht. Er wirbt dafür, „vorher zu überlegen, was ich sage oder schreibe. Ihr müsst euch auf der Straße noch in die Augen sehen können“.
Immer sind die drei allerdings nicht zur Stelle, korrigierend oder schlichtend oder wie auch immer einzugreifen. „Wir haben schließlich noch ein Privatleben“, betont Anna Landowski. Sie ist 28, verheiratet, hat zwei Kinder und war, wie sie mit einer hörbaren Portion Stolz berichtet, „auch mal ein Jahr weg“. In Berlin-Spandau. Aber: „Die Großstadt ist nichts für mich.“ Die Altenpflegerin ist in Aken zu Hause.
„Aken unter sich“ ist für alle drei Admins ein Hobby. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Was die beiden Männer seit geraumer Zeit schon nicht mehr von sich sagen können. Steve Jung ist seit 1998 weg und mittlerweile im Saalekreis mit Frau und Kind heimisch geworden. Doch die Verbindung nach Aken ist offensichtlich nie abgerissen. Sie besteht allein schon, weil der 37-Jährige Mitglied bei Narraria ist und es gar nicht abwarten kann, dass die fünfte Jahreszeit endlich beginnt.
Und Steven Gottschalk? Der ist genauso alt wie Steve Jung und der Liebe wegen in Halle gelandet. Als sie mit der Schule fertig waren, hätte man hier keine Chance gehabt, beruflich Fuß zu fassen. Also ging er in die alten Bundesländer, wurde Bürokaufmann. Heute ist er seiner Heimatstadt wieder ein deutliches Stück näher gekommen und arbeitet bei einem großen Logistikunternehmen.
„Aken unter sich“ ist für alle drei Hobby. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. (mz)