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Aken  Aken : Grundstücke sollen desinfiziert werden

Von Claus Blumstengel 20.06.2013, 13:56
Klaus Veckenstedt (links) und Rajko Amler von der Freiwilligen Feuerwehr Weißandt-Gölzau auf dem Grundstück von Familie Hegenbart
Klaus Veckenstedt (links) und Rajko Amler von der Freiwilligen Feuerwehr Weißandt-Gölzau auf dem Grundstück von Familie Hegenbart Ute Nicklisch Lizenz

Aken/MZ - Ein durchdringender Fäulnisgeruch liegt über Teilen der Elbestadt - von der Amsel-Waldsiedlung über die Gartenstraße, Am Wasserturm bis zur Köthener Landstraße. Hier steht das Wasser mitunter noch kniehoch, obwohl etwa 60 Feuerwehrleute aus Aken, der Stadt Südliches Anhalt, aus der Partnerstadt Erwitte und Österreich rund um die Uhr abpumpen.

Durch die stinkende Brühe sind am Donnerstag Sven und Susanne Hegenbart zu ihrem Haus Am Wasserturm gewatet. Schweigend standen sie mit Schwiegermutter Rita Schuricht auf der Treppe und schauten auf ihr überflutetes Grundstück. „2006 haben wir hier alles neu gemacht, und jetzt ist alles kaputt“, sagte Sven Hegenbarth leise. Er weiß, auch die Elektronik der Erdwärme-Pumpe im Keller ist hinüber, obwohl er da am Donnerstag noch gar nicht rankam; denn das Wasser stand noch über 1,50 Meter hoch.

Das Ehepaar lebt schon seit zwölf Tagen mit seinen zwei Kindern in einem Wohnwagen in Osternienburg. Von dort muss die Tochter jeden Tag ins Gymnasium nach Dessau. „Das ist gar nicht so einfach, da pünktlich hinzukommen“, merkte ihre Großmutter Rita Schuricht an. Sie und ihren Mann Hans-Jürgen hat es nicht minder hart getroffen. Ihr einstöckiges Häuschen an der Köthener Landstraße wurde ebenso überflutet. Möbel und Hausrat stehen zur Entsorgung an der Straße. „Wir hatten es uns dort gerade so schön gemacht, und jetzt ist alles hin“, ist die Frau den Tränen nahe. Für sie besonders bitter: In diesen schweren Tagen ist ihr Mann als Lkw-Fahrer fern von Aken unterwegs. „Wenn wir nicht alle so zusammenhalten würden ...“, meinte Rita Schuricht und konnte nicht weitersprechen. Wohnen kann das Ehepaar in dem Häuschen vorerst nicht mehr. Die beiden werden wohl Wochen in ihrem Wohnwagen schlafen müssen.

Als dann Rajko Amler von der Freiwilligen Feuerwehr Weißandt-Gölzau mit seinen Kameraden erschien, hellten sich die Gesichter der geschundenen Familie doch etwas auf. Bald war die Rohrleitung in den Keller gelegt und die Pumpe angeschlossen. „In anderthalb Stunden haben wir das Wasser aus dem Keller“, kündigte Amler an. Von der katholischen Kirche über die Straße Am Wasserturm bis zum Mühlgraben haben die Feuerwehrleute eine 400 Meter lange doppelte Schlauchleitung gelegt und am übervollen Graben einen Behelfsdamm errichtet, über den das Wasser gepumpt wird und Richtung Taube fließt. Zur gleichen Zeit haben elf Feuerwehrleute aus Erwitte eine Hochleistungspumpe und eine 500 Meter lange Leitung installiert. Hierdurch fließen jetzt aus der Gegend Am Wasserturm 2000 Kubikmeter Wasser pro Stunde in einen Graben, informierte Jörg Brinkmann von der Freiwilligen Feuerwehr Erwitte. Damit soll eine überflutete Regenwasser-Pumpstation trockengelegt und wieder in Gang gebracht werden. „Mit so einem Hochwasser waren wir noch nie konfrontiert“, stellte Brinkmann fest.