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Abschluss an der Hochschule Anhalt Abschluss an der Hochschule Anhalt in Köthen: Robert Gräfe ist die Nr. 1 der Kreativen

Von Matthias Bartl 23.06.2017, 09:02
Bemerkenswerte Entwicklung: Robert Gräfe aus Klepzig
Bemerkenswerte Entwicklung: Robert Gräfe aus Klepzig Heiko Rebsch

Köthen - Das Thema seiner Bachelor-Arbeit wird die meisten Leser an die berühmten böhmischen Dörfer erinnern. Darüber muss man nicht traurig sein, denn mit der „Entwicklung eines Geschäftsmodells für Cloud basierte Dienste im digitalen Rundfunk“ hat Robert Gräfe eine Neuartigkeit betrachtet.

Dafür hat der Student des Wirtschaftsingenieurwesens jüngst bei der Verabschiedung von Absolventen der Hochschule Anhalt zu seinem Abschluss noch den Preis für besondere Kreativität und Innovation erhalten.

Die Bachelorarbeit „war ein Riesenpuzzle“

„Es war ein Pilotprojekt“, so Gräfe, „durch das ein völlig neues Marktsegment geschaffen wurde.“ Kern des Projekts war die technische Konzeption und Umsetzung eines neuartigen Systems, welches die Einspeisung und Schaltung von Zusatzinformationen und Werbeanzeigen in Form audiovisueller Inhalte für das Digitalradio ermöglicht.

Gräfes Aufgabe war die Entwicklung des dazu passenden Geschäftsmodells. Die Betrachtung der Kosten- und Erlösstruktur, für alle einzelnen Dienste in einer Vielzahl von verschiedenen Buchungsvarianten der neuen Zusatzdienste, in Abhängigkeit von Region und Zeit beispielsweise. „Das war ein Riesenpuzzle“, sagt Gräfe zur Arbeit, an der er ein halbes Jahr gearbeitet hatte.

Studium erst mit Anfang 30 begonnen

So bemerkenswert dies ist - der Lebenslauf von Robert Gräfe ist noch bemerkenswerter. Denn der Mann aus Klepzig ist alles andere als der 08/15-Student von der gymnasialen Stange. Gräfe hat die 10. Klasse gemacht „und ich war kein Vorzeigeschüler“. Er hat Maurer gelernt und zuletzt in Ulm gearbeitet.

Dort erwischte ihn ein Bandscheibenvorfall, der ihn dazu brachte, seine Berufszukunft neu zu überdenken. „Ich hatte keine Lust, mit 40 oder 50 die absehbare Umschulung mitzumachen, wenn die Knochen endgültig kaputt sind.“

Gräfe wollte keine Umschulung. Gräfe wollte studieren. Was im Verwandten- und Freundeskreis für Verblüffung sorgte. „Das war schon ein Schnitt. Ich hatte gut verdient, war Vorarbeiter in einer Firma mit 120 Leuten. Und dann gehe ich noch mal auf die Fachoberschule.“ Um die Hochschulzugangsberechtigung zu machen. „Ich war Anfang 30 und mit Abstand der Älteste in der Klasse. Die Lehrer fanden es sehr interessant.“

Robert Gräfe hat ein paar Jahre nur gearbeitet und gelernt

Seitdem hat Robert Gräfe „durchgeknüppelt“. Hat in den Ferien Mathe gebüffelt. Hat begonnen Maschinenbau zu studieren und hat im Strom noch mal die Pferde gewechselt. Allerdings so, dass es danach in vollem Galopp weitergehen konnte. Zwar hat er anderthalb Semester länger gebraucht als die Regel es will, aber dafür sechs zusätzliche Module belegt, hat ausländische Studenten betreut und nebenher in zwei Jobs gearbeitet, um Studium und Leben zu finanzieren.

„Ich wollte auf keinen Fall meinen Eltern auf der Tasche liegen.“ Da sei das Leben ein paar Jahre lang eben nur Arbeit und Lernen gewesen, Lernen und Arbeit. „Aber es hat sich gelohnt.“ Und soll weiter lohnen. Gräfe bleibt an der Hochschule, macht seinen Master für Digitale Medientechnologie. (mz)