1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. 70 Jahre im Bund der Ehe

70 Jahre im Bund der Ehe

Von STEFANIE GREINER 17.11.2008, 17:37

KÖTHEN/MZ. - "Wir haben eine schöne Zeit erlebt", erzählte Franz Stieler stolz und erinnerte sich an die vielen gemeinsamen Reisen mit seiner Ehefrau Gisela. Der Hochzeitstag der beiden jährte sich am Montag zum 70. Mal.

1935 lernten sie sich in Pösigk kennen. Dort arbeitete Gisela Stieler als Haustochter. Ihr künftiger Ehemann kam als Elektrikerlehrling ins Dorf. Drei Jahre später gingen sie den Bund der Ehe ein. Am 17. November 1938 fand die standesamtliche Trauung statt, einen Tag später wurde kirchlich geheiratet.

"Seit 70 Jahren haben Sie das Glück, die Zeit gemeinsam verbringen zu dürfen", gratulierte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander den Jubilaren. Anlässlich der Gnadenhochzeit überreichte er eine Ehrenurkunde sowie einen Blumenstrauß und einen Präsentkorb. Stellvertretend für den Landrat überbrachte Angela Herzog Glückwünsche des Ministerpräsidenten und des Landtages. Sogar Bundespräsident Horst Köhler schickte ein Gratulationsschreiben.

Die gemeinsamen Jahre des Ehepaares sind nicht immer leicht gewesen. Dank ihrer jungen Liebe zueinander meisterten sie auch die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre. Auch wenn Gisela und Franz Stieler heute auf die Hilfe von anderen angewiesen sind, ihren Lebensmut haben die beiden nicht verloren. Regelmäßig statten sie dem Eiscafé am Halleschen Turm einen Besuch ab, um Kaffee und Cappuccino zu trinken. "Ich nehme dann immer noch ein Selters mit einer Zitronenscheibe", bemerkte die 88-Jährige.

Da Gisela Stieler auf einen Rollstuhl angewiesen ist, sind große Ausflüge nicht mehr möglich. "Früher waren wir immer viel in Thüringen", erzählte der 94-jährige Franz Stieler. Noch heute schwelgt seine Ehefrau mit einem Lächeln auf den Lippen in Gedanken an ihre alte Heimat. Aber auch die Bachstadt habe ihre schönen Seiten, wie beide finden. Früher wohnten sie in der Rüsternbreite. Seit einigen Jahren lebt das Ehepaar in einer zentral gelegenen Zweiraumwohnung für betreutes Wohnen.

Mit seinem Rollwagen macht sich Franz Stieler von dort aus auf den Weg in den nahe gelegenen Supermarkt. "Dort kaufe ich dann das Nötigste", erläuterte der 94-Jährige. Das Mittagessen bekommen sie geliefert. Unterstützung erhält das Ehepaar auch von Tochter Christel Meiling, die bereits mit den Vorbereitungen der Weihnachtsüberraschungen beschäftigt ist. "Sie haben ihren Weg sehr gut alleine gemeistert", lobte die Köthenerin den Lebensalltag ihrer Eltern.

Auch Neffe Gerhard Runge erinnert sich gern zurück. "Mir hat es immer gut gefallen", erzählte er und plauderte über gemeinsame Erlebnisse. "Wir telefonieren regelmäßig und haben ein gutes Verhältnis zu einander", freute sich seine Lebensgefährtin Helga Flöckner über die Herzlichkeit des Ehepaares.