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Probleme in der Elbaue Zweckverband Jessen: Zu viel Wasser im Abwasser

Seit Beginn der Hochwassersituation in den Flüssen registriert der Jessener Zweckverband einen deutlich gestiegenen Anfall an Abwasser in flussnahen Orten. Welches die Folgen sind.

Von Klaus Adam Aktualisiert: 14.02.2024, 10:42
Fünf-  bis sechsmal müssen Volker Richter (Foto) und seine Kraftfahrerkollegen derzeit Abwasser aus der Maukener Grube abfahren.
Fünf- bis sechsmal müssen Volker Richter (Foto) und seine Kraftfahrerkollegen derzeit Abwasser aus der Maukener Grube abfahren. FotoS: Klaus Adam

Mauken/MZ. - „Normalerweise fahren wir 100.000 Liter pro Monat aus der Sammelgrube ab. Jetzt sind es um die 400.000 Liter.“ Diese Zahlen nennt Thomas Giffey, Geschäftsführer des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Elbe-Elster-Jessen. Und es geht um das Aufkommen in der Sammelgrube im Mauken. Der Ort verfügt über ein zentrales Netz, die Abwässer münden hier jedoch in eine Sammelgrube. Die liegt am Ortsausgang Richtung Kleindröben. Deren Inhalt muss regelmäßig herausgepumpt und zur Kläranlage gefahren werden.

Umgerechnet bedeutet der Anfall an Abwasser, dass in „normalen“ Zeiten die Grube zweimal pro Woche ausgepumpt wird. Seit einiger Zeit sind es fünf oder sechsmal, bekundet Abwassermeister Silvio Junge. Er ist nicht nur Chef der Kläranlage in Jessen, sondern des gesamten Bereiches Abwasser im Zweckverband.

Merklicher Mehranfall

Mauken bildet mit dieser Art des Abwassertransportes ein Unikum im Verband. „Wo keine Druckleitung zum Klärwerk anliegt, wird ansonsten aus Einzelgruben oder Kleinkläranlagen entsorgt“, erläutert Silvio Junge. So gesehen ist die Maukener Lösung eine Alleinstellung des Ortes im Verband. Doch aktuell ist das Aufkommen von Abwasser deutlich gestiegen, so Giffey und Junge. Insbesondere in den flussnahen Orten, nicht nur in Mauken. Anders als in Mauken, wo dies ganz direkt beobachtet wird, zeigt sich woanders dieser Umstand an den Laufzeiten und Fördermengen der Pumpen. Die laufen derzeit halt länger.

Silvio Junge ist Chef des Abwasserbereiches im Zweckverband.
Silvio Junge ist Chef des Abwasserbereiches im Zweckverband.
Foto: Klaus Adam

Zeitlich lässt sich dies mit der Hochwassersituation in Übereinklang bringen, die seit dem Jahreswechsel herrscht. Beide Zuständigen des Verbandes möchten niemandem etwas Falsches unterstellen, doch sie hegen die begründete Vermutung, dass Grundwasser, das sich in den Gebäudekellern sammelt, ins Abwassersystem gepumpt wird. „Wir haben aktuell eine Kamerabefahrung veranlasst. Dabei ist festgestellt worden, dass kein Fremdeintrag in das Kanalnetz vorliegt“, erklärt Geschäftsführer Thomas Giffey. Bedeutet also, dass das Mehraufkommen an Abwasser über die herkömmlichen Wege, also die Toiletten, erfolgen dürfte. So die Schlussfolgerung im Zweckverband.

Eine ähnliche Situation gab es bereits beim letzten Hochwasser 2013, erinnert Silvio Junge. Dabei räumt er ein, dass die Leistungskapazität der Kläranlagen nicht das Problem darstellt. Aber häufigeres Abfahren aus der Sammelgrube Mauken, längere Laufzeiten der Pumpen im zentralen Druckleitungssystem erhöhen die Kosten der Entsorgung generell. „Das geht dann zu Lasten jedes Einzelnen“, gibt Giffey zu bedenken. Und: „Es macht wenig Sinn, klares Wasser hin und herzupumpen“, verdeutlicht Junge. Denn Grundwasser ist in der Regel kein kontaminiertes, sondern klares Wasser.

Wohin mit Grundwasser?

Beide, Giffey und Junge, erklären, Verständnis für die Hausbewohner zu haben. Aber, so sagen sie; Grundwasser gehört nicht ins Abwasser, sondern höchstens in den Regenwasserkanal oder den eigenen Garten. Bewusst sind sie sich, dass beide Varianten auch eigene Probleme mit sich bringen. Für das Regenwasser sind die Kommunen direkt zuständig, nicht der Zweckverband. Und das Hochwasserjahr 2013 hatte nach Giffeys Erinnerung dazu geführt, dass zum Beispiel der Regenwassersammler in Jessen am Ortsausgang nach Gerbisbach voll war.

Das Abpumpen von Grundwasser aus den Kellern in die Regenentwässerung könnte erneut zu Problemen bei den Kommunen führen. Genauso würden Hausbewohner beim Auspumpen der Keller in die Gärten den entsprechenden Kreislauf nur stärken. „Eine wirkliche Lösung für diese Angelegenheit habe ich im Moment auch nicht“, so Thomas Giffey.

Klingt, wie das Zerschlagen des gordischen Knotens, die Quadratur des Kreises oder die Versuche Sisyphos’, einen Felsblock zum Gipfel zu rollen. In früheren Zeiten allerdings, so die Überlieferung, waren die Bewohner der Grundstücke an den Flüssen auf das Eindringen von Wasser in die Keller vorbereitet. Solange die Situation so war, lebte man damit.