Workshop Workshop : Schüler aus Wittenberg und Annaburg üben Mitsprache

Annaburg - Die Klebebänder mit den Namen auf den T-Shirts erleichtern den 19 Teilnehmern des Workshops für Klassensprecher und Schülervertreter den Zugang zueinander. Und der wird gebraucht - schon beim ersten Kennenlern-Spiel „Mein Platz“, das sich Susann Engelhardt für die Runde der Fünft- bis Zehnklässler aus der Ganztagsschule (GTS) Friedrichstadt Wittenberg und der Sekundarschule (SKS) Annaburg ausgedacht hat. Es folgt unmittelbar auf die obligatorischen Vorstellungsrunde.
Die Schulsozialarbeiterin (seit 2009) der gastgebenden Annaburger Bildungsstätte kann dabei auf die Unterstützung ihrer Kollegen von der Partnerschule, Silke Petters und Hagen Meinhardt, bauen. Alle drei sind sie über das Projekt der bedarfsorientierten Schulsozialarbeit, Träger ist der Internationale Bund (IB) Wittenberg und gefördert wird es vom Europäischen Sozialfonds (ESF), an den besagten Bildungseinrichtungen beschäftigt. Zudem ist mit Carola Aust die stellvertretende Schulleiterin der GTS Friedrichstadt mit von der Partie.
Bei „Mein Platz“ geht es darum, dass sich immer der linke Nachbar des freien Stuhls im Kreis einen neuen Nebenmann wünschen darf, möglichst natürlich aus der jeweils anderen Schule - da zahlen sich die Namensstreifen schon mal aus. Der (überzählige) Schüler in der Mitte muss versuchen, schneller zu sein, als der Wünschende seinen neuen Nachbarn benennen kann, und dessen Platz einzunehmen. Dann wechselt der zu langsame Wünschende in die Mitte.
„Das Spiel macht locker, die Schüler und Pädagogen werden so warm miteinander“, sagt Susann Engelhardt der MZ. Dieselbe Absicht steckt hinter dem zweiten Spiel. Dabei werden, einem bestimmten Pfad folgend, Tennisbälle quer durch den Kreis geworfen - jeder muss sich merken, von wem er den Ball bekommen und an wen er ihn weitergegeben hat, und diese Konstellation ist bei jedem neuen Ball einzuhalten.
Am Ende sollen im Idealfall alle Bälle wieder am Ausgangspunkt, im Korb bei Susann Engelhardt, zu liegen kommen. Bei dem Workshop in der Annaburger Schulaula schafft das jedoch nur ein Ball.
„Jetzt sind wir körperlich ein bisschen in Wallung gekommen, nun ist der Geist an der Reihe“, leitet Susann Engelhardt gleich im Anschluss zur inhaltlichen Arbeit über: In Gruppen zu vier bzw. fünf Jugendlichen geht es um das Wirken der Schülervertretungen an den beiden Bildungsstätten und den Schulalltag.
Dafür bekommt jede Gruppe ein sogenanntes „Platzdeckchen“. In dessen Außenbereichen - jedem Schüler wird ein Feld zugewiesen - sind Erfahrungen aus gewesenen Veranstaltungen sowie zu Abläufen bzw. Strukturen an den Schulen und zu den nächsten Vorhaben zu notieren.
Das Zentrum des Blattes bleibt der Zusammenfassung, dem Fazit vorbehalten. Diese Kernpunkte und die wichtigsten Ideen fürs neue Schuljahr fließen dann in die gemeinsame Auswertung beim Plenum ein. Die Schülerräte in Annaburg und Wittenberg sind nämlich unterschiedlich organisiert. „Sie sollen sich gegenseitig die guten Sachen abgucken“ und abwägen, was vom jeweils anderen in das eigene Konzept passt, erklärt Silke Petters die Absicht.
Ihr großes Ziel, und das ihrer Kollegen ist, den Mädchen und Jungen zu vermitteln, dass es sich lohnt, sich für die Belange der Schüler zu engagieren. „Wir versuchen zu entwickeln, dass sie die gegebenen Mitsprachemöglichkeiten auch wahrnehmen.“ Als Fernziel schwebt Silke Petters vor, dass die Schülervertreter später einmal die Fragestunde des Jugendhilfe-Ausschusses vom Kreistag nutzen, „um auf ihre eigenen Belange aufmerksam zu machen“.
Entstanden ist die Kooperation zwischen der SKS Annaburg und der GTS Friedrichstadt Wittenberg, weil die Annaburger zu Jahresbeginn einen Veranstaltungsort außerhalb ihrer eigenen Bildungseinrichtung suchten für einen außerschulischen Workshop. Das Thema damals war die Stärkung der Kommunikation: Wie verständige ich mich als Schülervertreter angemessen beispielsweise mit der Schulleitung, dem Klassenlehrer und den Mitschülern. Weil Susann Engelhardt und Silke Petters beide über den Internationalen Bund beschäftigt sind, sprachen sie sich dazu bei einer Dienstberatung ab.
Und: „Das mit den gemeinsamen Workshops hat sich gut angelassen. Sie sollen auf alle Fälle fortgeführt werden“, betonen die beiden Frauen unisono. Natürlich müsse man im kommenden Unterrichtsjahr schauen, ob die Schülervertreter zuhauf wechseln. „Dann fangen wir wieder von vorne an.“ Übrigens wird der Annaburger Schülerrat schon seit Jahren von Karin Sahr betreut. An dem jüngsten Workshop konnte sie jedoch nicht teilnehmen. (mz)

