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Windpark bei Gadegast Windpark bei Gadegast: Wetterlage immer im Blick

Von H.-Dieter Kunze 02.08.2016, 08:03
Brygida Wesierska, Christoph Eichler und Dirk Kleemann sind das Dreier-Team, das den Bau des Windparkes beaufsichtigt.
Brygida Wesierska, Christoph Eichler und Dirk Kleemann sind das Dreier-Team, das den Bau des Windparkes beaufsichtigt. Kunze

Gadegast - Es ist weithin sichtbar, der Windpark Gadegast nimmt langsam Gestalt an. Vier der acht entstehenden Energieerzeuger tragen bereits ihre Rotoren. Bei den restlichen vier sind die aus Stahlbeton bestehenden Turmröhren bis zur vorgesehenen Höhe von 79 Metern komplett montiert. Wo noch nicht geschehen, werden darauf zwei stählerne Röhren gesetzt, mit denen die projektierte Nabenhöhe von 139 Metern erreicht wird. Hybridbauweise (Stahlbeton und Stahl) nennen das die Bauleute.

Maschinengehäuse liegen bereit

Das Baugeschehen stets im Blick hat Dirk Kleemann. Er ist Projektleiter des Unternehmens Zetcon Ingenieure GmbH mit Sitz in Bochum. Ihm beratend zur Seite steht Christoph Eichler, Ingenieur für Bauabwicklung und Technische Betriebsführung bei Vortex Energy Deutschland GmbH Kassel, Generalunternehmen für das Projekt Gadegast.

Kleemann, Eichler und Brygida Wesierska vom Tochterunternehmen Vortex Polen, die junge Frau ist Bauingenieurin und hat in ihrem Heimatland als Fachfrau für die Baurealisierung bereits zahlreiche Windenergie-Anlagen mit errichtet, begeben sich erneut auf eine der zahlreichen Visiten der insgesamt acht Windkraft-Baustellen zwischen Gadegast, Naundorf und Zallmsdorf. „Wir liegen voll im Zeitplan“, betont Kleemann. Ablauf- und Lageplan „schmücken“ die Wände in seinem Containerbüro. Ein dicker Ordner liegt stets griffbereit auf seinem Schreibtisch, im Rechner ist alles gespeichert.

An zwei weiteren Standorten liegen bereits das Maschinengehäuse und die jeweils drei riesigen Rotorblätter bereit. Pausenlos rollt Nachschub von den Herstellern oder Auslieferern an. Ab Autobahnabfahrt Coswig übernehmen Subunternehmen von Vortex die Schwerlasttransporte und die Begleitung. Die überlangen Einheiten werden zur Baustelle durch Wittenberg gelotst. Die Einfahrt von der Straße zwischen Zallmsdorf und Gadegast ist großzügig ausgelegt und asphaltiert, für den Durchgangsverkehr gelten Tempolimits. Zu den Baustellen geht es über Schotterpisten, die eigens dafür angelegt wurden. Mit Betonplatten zusätzlich gesichert ist die Querung über die russische Erdgasfernleitung „Jagal“ vom Fördergebiet Jamal in Nordsibirien nach Deutschland und zahlreiche andere Abnehmerländer.

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Die Maschinenhäuser der Windkraftanlagen werden mit einem Raupendrehkran in die Höhe gehievt. Er hat eine Montagehöhe von 150 Metern. Auf seinen beinahe einen Meter breiten Gleisketten setzt er von einer Baustelle zur nächsten um, ohne dass der Gittermast jedes Mal demontiert werden muss. Denn der Ab- und Wiederaufbau würde fast eine Woche dauern, Zeit, die der Ablaufplan nicht zulässt. In nicht einmal Schritttempo kriecht der Koloss förmlich über den Acker. Für den Kranführer bedeutet das eine hohe Belastung, die ihm volle Aufmerksamkeit und viel Fingerspitzengefühl abverlangt.

Am Monitor in seinem Container sitzt Stephen Roscoe aus Liverpool. Er arbeitet bei General Electrics und wohnt mit seiner Familie in Süddeutschland. Unablässig beobachtet er die aktuelle Wetterlage, darunter die Windstärke. Eine Karte im Internet zeigt eventuell heranziehende Gewitterzellen an. Blitzeinschläge werden mit höchstens zwei Sekunden Verzögerung registriert. Rückt die Front näher, heißt das für ihn, die Monteure zu warnen. Sie müssen dann aus luftiger Höhe sofort absteigen. Das geht nur über eine Steigleiter, ein Lift bis zum Rotorgehäuse wird erst später eingebaut. Der Liverpooler hat in Deutschland schon zahlreiche Montagen von Windenergieanlagen begleitet. Noch mehr sind es in England. „Das Genehmigungsverfahren auf der Insel ist einfacher als in Deutschland, aber die Vorschriften für die Montage wesentlich komplizierter“, weiß er.

20 Seile spannen den Turm

Dirk Kleemann gewährt dem MZ-Reporter einen kurzen Blick in das Innere eines Turmes. Ein Monteur öffnet gerade eine Luke und kommt aus „dem Keller“. Dort sind die gewaltigen Seile verspannt, die den Mast innen bis zur Spitze spannen. 20 sind es in jeder Anlage, gewaltige Drahtseile, mit Litzen aus hochwertigem Edelstahl unter der Ummantelung. Das Handy klingelt, Dirk Kleemann verabschiedet sich, er muss zu einer Besprechung. Derweil wälzt sich der Raupen-drehkran weiter über den Acker. Bis zur nächsten Baustelle sind es aber noch mindestens 200 Meter. (mz)

Ein Kran
Ein Kran
Kunze
Das Innere eines Windrades
Das Innere eines Windrades
Kunze