1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Wie Förster und Freiwillige den Wald neu denken

Revier Grenzhaus des Landesforstes Sachsen-Anhalt Wie Förster und Freiwillige den Wald neu denken

Im Revier Grenzhaus des Landesforstes setzen Förster, Heidefreunde und jede Menge freiwillige Helfer auf Artenreichtum und widerstandsfähige Pflanzen.

Von Ulf Rostalsky 16.09.2021, 08:45
Revierförster Uwe Robitzsch, Heidevereinsvorsitzender Axel Mitzka und Chemiepark-Chef Patrice Heine (v.l.) begutachten Aufforstungen.
Revierförster Uwe Robitzsch, Heidevereinsvorsitzender Axel Mitzka und Chemiepark-Chef Patrice Heine (v.l.) begutachten Aufforstungen. Fotos: Ulf Rostalsky

Wittenberg/Krina/MZ - Zuerst kamen die Stürme, dann die Trockenheit. Allesamt haben dem Wald zugesetzt. „Sehr zugesetzt“, sagt Uwe Robitzsch, Revierförster des Reviers Grenzhaus des sachsen-anhaltischen Landesforstes. Er warnt allerdings vor Pauschalisierungen und flächendeckend gleichen Lösungen anhand von Windbruch, Trocken- und Fraßschäden. „Am Ende ist doch jeder Wald anders“, ist der Forstmann überzeugt.

Viele Helfer im Einsatz

Zusammen mit Axel Mitzka, dem Vorsitzenden des Vereins Dübener Heide und Patrice Heine, dem Geschäftsführer des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen, ist er unterwegs. Mitten in der Dübener Heide. Zwischen Krina und Schwemsal. Hier spiegelt sich exemplarisch wider, was der Natur in den letzten Jahren zugesetzt hat. Aber vor Ort zeigt sich auch, dass freiwilliges Engagement durchaus eine Menge bewirken kann.

Der Verein Dübener Heide macht sich seit Jahren stark für die Wald- und Wiesenfläche zwischen Halle, Leipzig und Wittenberg. Er hat nicht zuletzt Firmen von der Idee begeistern können, sich zumindest einen Tag im Jahr in der Natur zu engagieren. Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen gehört dazu. Seine Mitarbeiter haben in der Vergangenheit Waldwiesen gemäht, trockengefallene Waldteiche beräumt und Bäume angepflanzt. Vor Ort zeigt sich, dass der Einsatz ein Erfolg war.

Der einst trockene Teich ist beräumt worden und führt wieder Wasser.
Der einst trockene Teich ist beräumt worden und führt wieder Wasser.
Ulf Rostalsky

Auf gut 1,2 Hektar Windbruch-Fläche wurden Douglasien gepflanzt. Der nordamerikanischen Pflanze werden auf dem Heideboden gute Chancen eingeräumt. „Gut angewachsen“, meint Chemiepark-Chef Heine. Und Förster Robitzsch betont, dass es bei den aktuellen Klimabedingungen immer mehr trockenresistente Bäume brauche.

Doch es geht um mehr: Um einen zukunftsfähigen und für Generationen gedachten Wald. Der zeichnet sich durch Artenvielfalt aus, die nicht von ungefähr kommt. Das Revier Grenzhaus ist Teil einer Kampagne des Landesforstes, macht sich wie die anderen Reviere für eine ganz spezielle Tierart stark. „Bei uns ist es der Hirschkäfer“, sagt Robitzsch und präsentiert ein stattliches Exemplar. Es wurde in Schwemsal gefunden. Artgenossen eines der größten Käfer unserer Breiten sollen im Revier noch stärker heimisch werden.

Hirschkäfer sollen sich ansiedeln.
Hirschkäfer sollen sich ansiedeln.
Ulf Rostalsky

Eine Wiege für Käfer

„Dass passiert aber nicht nur durch Zufall“, erklärt Heidevereinschef Axel Mitzka. Mit englischen Studenten hatte er im letzten Sommer zwischen Krina und Schwemsal eine sogenannte Hirschkäferwiege gebaut. Dicke Eichenstämme, dazwischen reichlich Mulchmaterial. Nach zwölf Monaten hat die Natur deutliche Spuren hinterlassen. Sind Käfer da? Vielleicht. Förster, Heidefreund und Helfer setzen auf den Erfolg. Die Wiege auseinander nehmen wollen sie nicht.

Auffällig sind auch einige Nisthilfen im Wald. Sie sollen die Ansiedlung des Wiedehopfs in der Heide unterstützen.