1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Welchen Nutzen die neue Tempoanzeigetafel in Jessen bringt

Verkehr Welchen Nutzen die neue Tempoanzeigetafel in Jessen bringt

Die neue Jessener Tempomessanlage war bis jetzt an vier Stationen im Einsatz. Wie erste Auswertungen ausfallen und welche Wünsche es gibt.

Von Frank Grommisch 09.02.2022, 12:30
Die Tempomessanlage in der Alten Gorsdorfer Straße in Jessen. Auf der Zufahrtsstraße zur Max-Lingner-Grundschule und dem Gymnasium gilt Schrittgeschwindigkeit. Es handelt sich um einen verkehrsberuhigten Bereich.
Die Tempomessanlage in der Alten Gorsdorfer Straße in Jessen. Auf der Zufahrtsstraße zur Max-Lingner-Grundschule und dem Gymnasium gilt Schrittgeschwindigkeit. Es handelt sich um einen verkehrsberuhigten Bereich. Foto: Grommisch

Jessen/MZ - Die im vergangenen Jahr von der Stadt angeschaffte Tempomessanlage ist derzeit nirgendwo im Einsatz. Der Grund dafür ist ein Schaden an einer Steckverbindung, teilt Laura Brandauer vom Jessener Ordnungsamt mit.

Künftig mit Zeitschaltung

Der Werkstattaufenthalt des Geräts wird zudem genutzt, um es für Jessener Verhältnisse zu komplettieren. Denn bislang war es nicht möglich, dass mit einer Schaltung auf zeitlich befristete Tempolimits reagiert werden kann. Dass dies erforderlich ist, hat sich vor der Evangelischen Grundschule in Holzdorf gezeigt. Sie befindet sich an der Bundesstraße 187.

Von montags bis freitags gilt von morgens bis abends 30 Kilometer pro Stunde als das zulässige Tempo. Danach und an den Wochenenden aber 50 km/h. Mit dem neuen Modul werde es dann nicht mehr passieren, dass Autofahrer das Ärger-Smiley anblinkt, auch wenn sie außerhalb der vorgegebenen Zeiten die 50 Kilometer pro Stunde nicht überschreiten.

Die Reparatur hat sich verzögert, wahrscheinlich auch durch Corona. Aber Laura Brandauer ist zuversichtlich, dass die Tempomessanlage in diesem Monat wieder nach Jessen zurückkehrt und dann erneut an einem vermeintlichen „Temposünderschwerpunkt“ im Einsatz ist.

Bislang war das Gerät an vier Punkten installiert, in der Annaburger Straße in Jessen, in der Alten Gorsdorfer Straße (an der Zufahrt zu Grundschule und Gymnasium), in Gerbisbach, und, wie erwähnt, in Holzdorf. Das Resümee: „Zu schnell waren sie überall“, sagt Laura Brandauer. Vor allen Dingen in den Nachtstunden werde auf die Tube gedrückt, aber ebenfalls am Tage ziemlich häufig. In Holzdorf waren Geschwindigkeiten von 60 bis 100 Kilometer pro Stunde keine Seltenheit.

Das bestätigt die Sorgen der Verantwortlichen in der Evangelischen Grundschule, dass vor ihrer Haustür viel zu schnell gefahren wird und darauf reagiert werden müsse. Deshalb gibt es aus Holzdorf auch die Bitte, im Schulbereich ständig eine Tempomessanlage zur Verfügung zu haben. In der Annaburger Straße in Jessen wird auch erwartet, dass die Technik dort öfter zum Einsatz kommt, schließlich sei das Gerät doch wegen Beschwerden der dortigen Anwohner angeschafft worden, hieß es dazu aus der Fraktion „Wir.Für.Hier.“, die sich vehement für den Kauf des Gerätes eingesetzt hatte.

Gerät „getestet“

In Gerbisbach seien mehrere Jugendliche beobachtet worden, die offenbar die Tempomessanlage „testen“ wollten. Geschwindigkeiten von 110 und 120 km/h wurden dort im entsprechenden Zeitraum registriert. Erlaubt sind auch hier nur 50 km/h. Die meisten Überschreitungen gab es allerdings in der Alten Gorsdorfer Straße in Jessen. Kraftfahrer haben offenbar ein großes Problem, in diesem Bereich Schrittgeschwindigkeit zu fahren.

Die Auswertung der ausgelesenen Ergebnisse der Tempomessanlage werde an die Polizei weitergeleitet, mit der Bitte, dort Tempokontrollen durchzuführen. Aus den Angaben lässt sich auch ableiten, zu welchen Tageszeiten es die meisten Übertretungen gibt.

Im Ordnungsamt wisse man natürlich um die in sozialen Medien geführten Diskussionen um die Tempomessanlage. Die Messungen wären nicht korrekt, würden einige Kilometer pro Stunde von den tatsächlichen Geschwindigkeiten abweichen. „Die Messanlage arbeitet einwandfrei“, sagt Laura Brandauer. Das werde getestet und überprüft.

Hinweise von Ortsteilbeiräten

Wo wird die Tempomessanlage nach der Reparatur dann aufgebaut sein? Das könnte in Rehain sein. Aus dem Ort gibt es auch immer wieder Klagen, dass auf der Landesstraße 37, die ihn durchquert, deutlich mehr als die 50 km/h gefahren werden. Ansonsten setze das Ordnungsamt auf Hinweise aus den Ortsteilbeiräten, dass sie Vorschläge unterbreiten, um Kraftfahrer auf das Einhalten des zulässigen Höchsttempos hinzuweisen.

Auf einen größeren Erfahrungsschatz im Umgang mit einer Tempomessanlage kann in Zahna-Elster verwiesen werden. Seit Jahren ist sie dort an wechselnden Standorten im Einsatz. Derzeit befindet sie sich in der Martin-Luther-Straße in Zörnigall, informiert Ordnungsamtsleiter Mathias Kruschke. Das Gerät habe sich bewährt. Es gebe Aufschluss, ob das Empfinden von Anwohnern, dass vor ihren Häusern zu stark aufs Gaspedal gedrückt wird, richtig ist. Und die Daten werden auch der Polizei zur Verfügung gestellt, für die Planung ihrer Geschwindigkeitskontrollen.

Zudem hat sich die Stadt im vergangenen Jahr dazu entschieden, vor der Grundschule in Zahna ein stationäres Gerät, das also ständig dort verbleibt, anzuschaffen. Für die Grundschule Elster ist das ebenfalls vorgesehen, lässt Mathias Kruschke noch wissen.