1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Weingut Hanke in Jessen: Weingut Hanke in Jessen: Leicht und fruchtig als Ziel

Weingut Hanke in Jessen Weingut Hanke in Jessen: Leicht und fruchtig als Ziel

Von Thomas Tominski 06.09.2019, 16:38
Der Müller-Thurgau wird auf 1,3 Hektar geerntet. Frank Hanke vom gleichnamigen Weingut in Jessen setzt gleich die Schere an.
Der Müller-Thurgau wird auf 1,3 Hektar geerntet. Frank Hanke vom gleichnamigen Weingut in Jessen setzt gleich die Schere an. Thomas Tominski

Jessen - Auf dem Weingut Hanke herrscht Hochbetrieb. Die Ernte des Müller-Thurgau auf der 1,3 Hektar großen Anbaufläche hat begonnen, für das Hoffest laufen die letzten Vorbereitungen. Wenn Frank Hanke, der das Weingut an der Alten Schweinitzer Straße zusammen mit Bruder Ingo betreibt, von spanischen Verhältnissen spricht, meint er damit konkret den Klimawandel.

„Wir stehen vor neuen Herausforderungen“, erklärt der 50-Jährige, der Abschied von früheren Denkschemen in Anbau und Produktion sei längst passiert. Die Trockenheit hat ihre Spuren hinterlassen, kahle Stellen in den Reihen gehören dazu. Hanke betont, dass bereits ein Drittel der gesamten Anbaufläche (15 Hektar) per Tröpfchenberegnung bewässert wird.

Wenn die Sommer künftig heiß und trocken bleiben, sind weitere Investitionen in diesem Bereich nur eine Frage der Zeit. „Unser Anspruch ist es, leichte und fruchtige Weine auf den Markt zu bringen“, meint der 50-Jährige, doch die intensive Sonneneinstrahlung trocknet wie erwähnt die Böden aus, treibt den Alkoholgehalt in die Höhe und den Fruchtgehalt der Trauben in den Keller. Der Winzer nennt das „gehaltvoll“ oder scherzhaft „Weine mit einem Schuss Sahne“.

Fleißige Helfer

An der Wand des Gutes hängen mehrere Urkunden. „Die prämierten Weine gehen weg wie warme Semmeln“, meint Hanke mit Blick auf die Urkunden. Acht Weiß- und fünf Rotweine lagern in den Kisten, Experimente gehören der Vergangenheit an. Der Winzer erzählt, dass er zweimal versucht hat, Eiswein zu machen. Das Ergebnis: Eine Tonne Ernteverlust!

Auf den Anbauflächen des Familienunternehmens ist der Rebensaft zwar unangefochten die Nummer eins, doch Äpfel, Erdbeeren oder Pflaumen locken die Kundschaft ebenfalls an. Elena Aporoschirei aus Rumänien gehört zu einem vierköpfigen Helferteam, das Hanke bei der Ernte unterstützt. „Sie kommen schon das zweite Jahr“, erklärt der 50-Jährige, der große Stücke auf das Quartett aus Südosteuropa hält. Sie sind fleißig, integriert und versuchen, die deutsche Sprache zu lernen.

Prinzipiell sei es schwierig, Erntehelfer zu finden. Den Job will keiner machen. Hanke muss dem jungen Team aus Rumänien nicht viel erklären. Die Arbeiten gehen flott von der Hand, im Bedarfsfall reichen ein paar Zeichen. „Von oben zu pflücken anfangen“, versteht inzwischen jeder.

Der Grundstein für den Fortbestand des Familienunternehmens ist gelegt. Hankes 16-jährige Tochter Anabel hat eine Lehre zur Winzerin in Würzburg begonnen und auf dem hauseigenen Weinberg 14 verschiedene Sorten Tafeltrauben angebaut. Ihr Vater nennt das „300 Reben Versuchsanbau“. Das Projekt steckt sozusagen in den Kinderschuhen. Beim Hoffest am Sonnabend ab 11 Uhr ist die 16-Jährige in Jessen vor Ort und stellt die Trauben persönlich vor.

Federweißer ist fertig

Das Telefon klingelt. Der Winzer bespricht die nächsten Details und verrät, dass er die Pflaumenmusgläser fast vergessen hat. Vor einem Fest gilt es, sich „um 1000 Dinge zu kümmern“. Dazu gehört auch, die alte Weinpresse auf Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Das sei Chefsache. Der erste Saft aus dem Müller-Thurgau wird am Samstag bereits ausgeschenkt. Federweißer geht bekanntlich wie geschnitten Brot. Vor der Abfüllung in die Flaschen wird der Wein zehn Monate gelagert.

„Wir setzen auf Qualität“, so der Winzer, der weiß, dass er mit diesem Prädikat plus dem Zusatz Regionalität wichtige Trümpfe beim Verkaufsgespräch in der Hand hält. Denn beim Hoffest geht es neben Gemütlichkeit und Präsentation auch um das Thema Vermarktung der Produkte.

15 Helfer sind im Einsatz, damit alles reibungslos über die Bühne geht. „Wir erwarten 400 Gäste. Das ist der Schnitt in den vergangenen Jahren gewesen“, sagt Hanke, der die Besucher am Samstag über die verschiedenen Anbauflächen fährt, Wissenswertes rund um den Weinanbau erzählt - und zum Schluss Fragen beantwortet. „Da verquatsche ich mich häufig. So werden aus 20 Minuten Rundfahrt schnell 45“, weist der Winzer auf seinem Schwachpunkt hin.

Historische Presse wird in Betrieb genommen

Am Sonnabend um 11 Uhr beginnt auf dem Weingut Hanke (Alte Schweinitzer Straße 80) das traditionelle Hoffest, zu dem 400 Besucher und die Weinprinzessinnen Theresa Zwicker (Jessen) sowie Ann-Kathrin Schatzl aus Sachsen erwartet werden. Das Schaupressen mit der historischen Presse geht ab 13 Uhr über die Bühne. Laut Frank Hanke sind zwei Durchgänge geplant. Zum drei Tage jungen Federweißer - Müller-Thurgau-Ernte 2019 - werden hauseigener Flamm- und Zwiebelkuchen gereicht.

Die Rundfahrten mit dem Weinberg-Traktor übernimmt Frank Hanke persönlich. Auf den Anbauflächen erfahren die Gäste viel Wissenswertes über Anbau und die einzelnen Sorten. „Den Kindern machen die Fahrten immer besonders Spaß“, sagt Hanke, der 2019 auf eine Hüpfburg verzichtet. In den vergangenen haben sich dort meist nur eine Hand voll kleine Gäste ausgetobt.

Ab 14 Uhr (bis 17 Uhr) wird auf dem Hof für musikalische Unterhaltung gesorgt. Hanke spricht von einem „Wein-Schwoof“. Das Ende der Veranstaltung steht unter dem Motto: Offen, bis der letzte Besucher geht. Präsentiert werden die Weine des Jahrgangs 2018. Zudem wird Pflaumenmus gekocht und in Gläser abgefüllt.

Weitere Informationen sind unter www.weingut-hanke.de einsehbar.

(mz)

Zu den 14 Sorten Tafeltrauben zählt auch die „Katharina“.
Zu den 14 Sorten Tafeltrauben zählt auch die „Katharina“.
Tominski
Elena Aporoschirei aus Rumänien beim Pflaumen pflücken.
Elena Aporoschirei aus Rumänien beim Pflaumen pflücken.
Tominski