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Weinberg Kleindröben Ernte 2023: Die ersten Flaschen Wein von der „Katzenzehe“ für Ingo und Frank Hanke - Wie sie den Wein einschätzen

Ingo und Frank Hanke bewirtschaften den Weinberg Kleindröben seit Anfang 2023. Welche Erfahrungen sie dort gesammelt haben und was der Spätfrost für Schäden angerichtet hat.

Von Thomas Tominski Aktualisiert: 11.07.2024, 09:01
Ingo (links) und Frank Hanke  präsentieren  die  ersten  Flaschen  Wein von  der „Katzenzehe“  Kleindröben mit dem Etikett des Hauses.
Ingo (links) und Frank Hanke präsentieren die ersten Flaschen Wein von der „Katzenzehe“ Kleindröben mit dem Etikett des Hauses. (Fotos: Thomas Tominski)

Jessen/Kleindröben/MZ. - „Auf dem Weinberg habe ich als Lehrling erste Erfahrungen gesammelt“, erzählt Frank Hanke, der sich wie Bruder Ingo mit der „Katzenzehe“ in Kleindröben verbunden fühlt.

„Das hängt auch mit der Person Christoph Berger zusammen“, ergänzt Winzer Ingo Hanke. Dieser hat den „akkurat angelegten Weinberg“ 1984 wieder zum Leben erweckt. Die Kleindröbener sind stolz auf dieses Schmuckstück. Deshalb sei ihnen die Entscheidung, die „Katzenzehe“ ab 2023 als Betreiber zu übernehmen, nicht schwergefallen. Die Verträge mit den Verpächtern der Flächen laufen über zehn Jahre.

Trotz aller Erfahrung, Frank und Ingo Hanke führen ein gleichnamiges Weingut in Jessen, fühlen sich beide wieder als Lehrlinge. Aufgrund der Lage sei der Weinberg deutlich frostanfälliger als die hauseignen Anbauflächen am Gorrenberg. Die Nachtfröste im Frühjahr haben die Ernte zu fast 95 Prozent vernichtet, was 2025 in den Flaschen landet, sei ein „wirklich seltener Tropfen“. Ob es ein edler wird, bleibt abzuwarten.

Langfristige Verträge

Trotz abgeschlossener Zehn-Jahres-Verträge halten beide beim Thema Perspektive den Ball betont flach. Lebensmittel unterliegen Modetrends. Alkoholfreier Wein wird derzeit als das Nonplusultra angepriesen und viele Verbraucher springen auf diesen Zug auf. „Den Alkohol aus dem Wein zu holen ist energieintensiv. Bei dieser Methode wird ein großer CO2-Fußabdruck hinterlassen“, erklärt Ingo Hanke vereinfacht das Prozedere. „Da schmeckt jede Traubensaftschorle intensiver“, meint Bruder Frank. Dieser Satz sei nicht als Werbung für die eigenen Produkte gedacht. „Einfach mal ausprobieren“, lautet die Devise des Fachmanns.

Bei der  Weinlese  im Herbst  2023  gab es sogar  einen  Regenbogen. Viele freiwillige Helfer haben Frank und  Ingo Hanke vor Ort  unterstützt.
Bei der Weinlese im Herbst 2023 gab es sogar einen Regenbogen. Viele freiwillige Helfer haben Frank und Ingo Hanke vor Ort unterstützt.
(Foto: Klaus Adam)

Wie bereits erwähnt: Die Einwohner aus Kleindröben sind stolz auf ihren Weinberg. Deshalb, erzählen beide, sei die Übernahme eine Herz- und Bauchentscheidung. Einerseits sei immer der Anspruch vorhanden gewesen, die „Katzenzehe“ im Sinn Christoph Bergers weiterzuführen, andererseits bewirtschaften zwei Jessener fremdes Territorium.

Am Tag der ersten Lese sind die letzten Zweifel verschwunden. Viele Helfer strömen auf die sechs Hektar große Anbaufläche und geben Frank und Ingo Hanke in geselliger Runde deutlich zu verstehen: Wir sind froh, dass unser Berg weiter in Schuss gehalten wird! Schätzungsweise 90 Prozent der Trauben werden an die Winzergenossenschaft Meißen geliefert. Dies sei vertraglich so geregelt.

Auf der sechs Hektar  großen  Fläche werden vier  Sorten angebaut.
Auf der sechs Hektar großen Fläche werden vier Sorten angebaut.
(Foto: Thomas Tominski)

Die restlichen zehn Prozent der Sorten Grau- und Weißburgunder, Kerner sowie Müller-Thurgau haben die Experten auf dem Gut in Fässern „zu einem guten Tropfen“ reifen lassen. Obwohl die Böden in Jessen und Kleindröben identisch sind, schmecken beide Unterschiede zu ihren Sorten heraus. Da die Rebsorten zu unterschiedlichen Zeiten gelesen werden, besitzen sie verschiedene Reifegrade. Bei der Bewertung lässt Frank Hanke seiner Frau Sandra den Vortritt. Der Grauburgunder weise Noten von Zitrusfrüchten und Honig auf, der Müller-Thurgau sei fruchtig und verfüge über eine Restsüße. Vor allem die Variante „halbtrocken“ sei top gelungen.

Lokale Schätze

Die beiden Chefs finden es bemerkenswert, dass sich die Weinanbauregion Jessen über die Jahre hinweg so gut entwickelt hat. Wenn sie noch die Winzer Beate Trittin und Johannes Zwicker dazunehmen, werden auf Märkten oder Festen etwa 50 verschiedene Weine angeboten. Jeder verfolge zwar sein eigenes Konzept, doch die Region ist dadurch weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. „Das sind schon kleine Schätze, die hier lagern“, so Ingo Hanke.

Der erstmals mit dem Etikett des Hauses versehene und in Kleindröben gelesene Wein ist abgefüllt. „In hoffentlich ausreichender Menge“, sagen sie, denn zehn Prozent reichen lediglich für ein paar hundert Flaschen. Im Angebot sind alle vier Sorten.

Auf diesem Stein  sind ein  paar wesentliche Eckdaten vermerkt.
Auf diesem Stein sind ein paar wesentliche Eckdaten vermerkt.
(Foto: Klaus Adam)

Mit dem Anbau von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, kurz „Piwi“ genannt, versuchen die Brüder, sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen – und mit der Zeit zu gehen. Da die Reben eine hohe Resistenz gegen Pilz- und Parasitenkrankheiten aufweisen, kann der Gebrauch von chemischen Produkten oder Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum reduziert werden.

In Kleindröben kann das Duo zwar langfristig planen, doch wer in der Landwirtschaft arbeitet, überlässt nichts dem Zufall. Wenn sich alle Beteiligten für die Fortführung der bestehenden Pachtverträge entscheiden, stehen Neuanpflanzungen auf dem Plan, denn die Zeit der alten Reben geht langsam zu Ende.