Weihnachtsfeier in Prettin Weihnachtsfeier in Prettin : "Blue Bayou" im Lichterglanz

Prettin - Das wissen die Senioren zu schätzen: Wenn der Prettiner Ortschaftsrat zur Weihnachtfeier einlädt, erwartet sie ein ebenso vergnügliches wie besinnliches Programm: Schlagersängerin Regina Thoss, die Kita-Kinder vom „Haus der kleinen Knirpse“, die „Lebiener Tanzmäuse“ sowie Celine Wendler und Jimmy-Lee Redlich (Keyboard) haben diesmal die kulturellen Zutaten geliefert. Ihre musikalische Mixtur hat so gut gefallen, dass die 140 Gäste mehr als fünfeinhalb Stunden im Gemeinschaftshaus miteinander feierten und zu guter Letzt tanzend.
Integration braucht Toleranz
Allerdings kennt eine Weihnachtsfeier auch stillere Momente. Mit einem solchen hat sie begonnen: Ortsbürgermeisterin Helga Welz (parteilos) begrüßt die Senioren – und überrascht mit einer etwas anderen Fassung der biblischen Weihnachtsgeschichte. Darin treffen die hochschwangere Maria und ihr Mann Josef auf der bisher erfolglosen Suche nach einer Herberge am Ende des Wegs auf einen Wirt, der es nicht übers Herz bringt, das Paar in den Stall zu verweisen. Stattdessen öffnet er sein Haus und bereitet ein bequemes Lager. Hier können sie die Geburt des Jesus-Kindes ohne Sorgen erwarten. Helga Welz resümiert: „Auch wir sollten den Fremden, die zu uns als Flüchtlinge kommen, nicht ablehnend gegenüberstehen.“ Integration brauche aber immer die Toleranz von beiden Seiten, gibt sie zu bedenken.
Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) knüpft an und erklärt, wie sich diesbezüglich die Situation in Annaburg darstellt und welche Bemühungen man für ein freundliches Miteinander unternimmt. Außerdem zeigt er auf, dass die Stadt als einzige im Kreis noch über einen Haushalt verfügt, der keiner Konsolidierung bedarf. „Obwohl bei freiwilligen Aufgaben gespart werden muss, wollen wir die Weihnachtsfeiern weiter unterstützten“, sagt er. Die Senioren würdigen dies mit kräftigem Applaus.
Dazu bieten sich im Verlauf der nächsten Stunden noch mehrere Gelegenheiten: Zunächst bevölkern die Kita-Kinder vom „Haus der kleinen Knirpse“ die Bühne. An der Seite ihrer Erzieherinnen Ricarda Ruprecht und Kerstin Dubberke verraten sie in entzückenden Liedern, wie sie den Weihnachtsmann erwarten. Als die Tontechnik ins Stocken gerät, bleiben die „Knirpse“ geduldig, bis alles wieder funktioniert. Solches Verhalten punktet im Saal: „Das wird mal eine tolle Schulklasse“, prophezeit Ingrid Mißbach aus Axien.
Dann wirbeln die großen und kleinen „Lebiener Tanzmäuse“ über die Bühne und zeigen, welches Talent Kinder offenbaren, wenn Fantasie und Bewegungsfreude gefördert werden. Dieser ehrenamtlichen Aufgabe widmen sich Yvett und Astrid Neubauer. In der Show sind sie als roter und grüner Wichtel zu sehen. Hinter den Kulissen unterstützen viele Eltern beim Kostümwechsel.
"Eine wunderbare Sängerin"
Nach einem herzigen Abschied folgt eine Show, die auf andere Weise begeistert: Regina Thoss kommt durch die Saaltür - und mit ihr klingt ein Lied herein, das prompt den Funken überspringen lässt: „Die Liebe ist ein Haus“ Beschwingt eilt sie auf ihr Publikum zu, das schon ganz beseelt mitsingt. „Jawohl! Das kennt ihr, wir sind ja miteinander aufgewachsen“, jubelt die Thoss. Ihr Erfolgshit hatte ihr östlich der Elbe in den 1970er Jahren endgültig zum Durchbruch verholfen. Und die Entertainerin aus Zwickau, einst von „Heinz, dem Quermann“ entdeckt, begeistert nach wie vor mit ihren Liedern und einer amüsanten Moderation. Allerdings streikt die Tontechnik ein weiteres Mal. Sie nimmt es professionell. Ihre Stimme braucht keinen Knopfdruck. In altbekannten und aktuellen Hits erzählt sie ein klein wenig aus ihrem Leben. Mit „Treu sein muss ein Mann“, erinnert die Künstlerin an Bärbel Wachholz (1938–1983): „eine wunderbare Sängerin, die ich sehr verehrt habe“.
Als Gast bekannter Fernseh- und Rundfunkshows begeistert Regina Thoss Millionen, auch live ist sie noch immer gut drauf. „Meinen runden Geburtstag will ich nicht so groß feiern, dafür aber mit Euch mein 50-jähriges Bühnenjubiläum“, kündigt die 69-Jährige fürs nächste Jahr an. Sie ist und bleibt die „Milva des Ostens“ - nicht nur wegen ihrer kupferfarbenen Haare. Der sanfte, wunderschöne Hit „Zusammenleben“ („Du fragst mich, warum ich so zufrieden mit dir zusammenleben kann ...“) wird zu einem Höhepunkt ihres Auftrittes, und die Prettiner lassen sich mit ihr ebenso sehnsuchtsvoll zum „Blue Bayou“ treiben. Bereits 1979 ist die gleichnamige Amiga-Platte erschienen. Das „Sachsenmädel aus Zwicke“, wie sich Regina Thoss nennt, bleibt bis zuletzt ihrem Publikum nahe - und gönnt ihm auch eine besinnliche Runde mit deutschen Weihnachtsliedern. (mz)
Als „rundum gelungen“ beschreiben viele Gäste die Prettiner Weihnachtsfeier. Erstmals dabei war Rose Schröder aus Leipzig, die mit Ehemann Wolfgang zu Besuch in Prettin weilt und die Karte von ihrer Tochter geschenkt bekam: „Wunderschön - so ein traute Stimmung haben wir schon lange nicht mehr erlebt“, schwärmt sie.
Maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung trugen viele freiwillige Helfer um Franka Frohn und Birgit Gerstenberger bei. „Zwölf Frauen haben die leckeren Plätzchen in der Schulküche gebacken“, lobt Helga Welz. Sie dankt zugleich allen Sponsoren.