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Weihnachtsbäume in Jessen Weihnachtsbäume in Jessen: Der Trend geht zum Zweitbaum

Von Ute Otto 16.12.2015, 17:26
Monika Eckhardt (links) mit einer Nordmanntanne und Mitarbeiterin Mareike Schneid mit dem neuen Renner - der Colorado-Tanne.
Monika Eckhardt (links) mit einer Nordmanntanne und Mitarbeiterin Mareike Schneid mit dem neuen Renner - der Colorado-Tanne. Thomas Christel Lizenz

Jessen - Das Weihnachtsbaumgeschäft läuft gut, sagen die Verkäufer. Auch wenn die Preise in den letzten Jahren spürbar angezogen haben und künstliche Tannenbäume auch aus der Nähe nur noch schwer von ihren natürlichen Vorbildern zu unterscheiden sind, halten die meisten am echten Weihnachtsbaum fest, schauen auf Qualität und wagen sich auch an Neues heran. Und der Trend geht zum Zweitbaum. Der erste wird schon vor dem ersten Advent geschmückt und bekommt seinen Platz auf Balkon oder Terrasse. Ihre Weihnachtsbäume erstehen die Kunden hierzulande ...

... an der Straße: Zum Beispiel an der B 187 bei Rehain. Es ist neben Mühlanger und Zahna eine von drei zeitweiligen Außenstellen der Baumschule Glücksburger Heide, die Hubert Müller in Seyda betreibt. Auf rund sieben Hektar wachsen die Weihnachtsbäume dort heran. „Das macht das ganze Jahr über viel Arbeit, die Bäumchen setzen, die Pflanzungen unkrautfrei halten, die Bäume beschneiden.“ So wie Bärbel Hirschmann, gelernte Zierpflanzengärtnerin und Müllers einzige fest angestellte Mitarbeiterin das sagt, klingt es fast, als tue es ihr ein bisschen leid um die Bäume, die nun geschlagen werden. Aber dafür sind es nun mal Weihnachtsbäume. Gerade hat Hirschmann dem Ehepaar Strohner bei der Auswahl geholfen. Eine Küstentanne wird, von Kindern und Schwiegerkindern in Rot und Gold geschmückt, die Stube im Schützberger Haus zieren. Mit ihren flachen, weichen Nadeln ähnelt sie der Nordmanntanne, doch ist sie schlanker und nicht so dicht bewachsen. Im Netz verpackt lehnt sie schon am Zaun, als Hubert Müller im Auto vorfährt, den Anhänger voll beladen mit frisch geschlagenen großen Bäumen. Strohners wollen nun schauen, ob noch ein schönerer Baum dabei ist. Am Ende aber bleiben sie bei ihrer Wahl. „Es war der erste Baum, den wir uns angesehen hatten“, erzählt der Mann.

... im Baumarkt: Genau das deckt sich mit der Erfahrung, die Daniel Münzinger in zehn Jahren beim Weihnachtsbaumverkauf in der Werkers Welt (Wittig GmbH) gemacht hat. „Die Kunden schauen sich zehn Bäume an und nehmen am Ende doch den Ersten“, erzählt der 32-Jährige. „Das Kaufprozedere ist immer ein Erlebnis“, sagt er, „da erlebt man manches Streitgespräch mit. Ich wollte schon ein Buch darüber schreiben“.

Der Kunde kommt meist zu zweit. „Frauen kommen seltener alleine.“ Dabei bekommen alle Kunden die Bäume von den Verkäufern - in diesem Jahr zwei Azubis - nicht nur präsentiert, angespitzt und verpackt, sondern auch ins Auto getragen oder frei Haus geliefert. Und tatsächlich hat es Münzinger schon erlebt, dass ein Mann, der allein die weitreichende Entscheidung getroffen hatte, von seiner Frau zurückgeschickt wurde, um den Baum umzutauschen, was auch gewährt wurde.

„Die Nordmanntanne, gesägt oder im Topf, ist nach wie vor am beliebtesten“, so Münzinger. In den Jessener Markt kommen sie hauptsächlich aus Dänemark. Bis zu 1 000 Stück sind es pro Saison. „Aber wir nehmen nur erste Wahl“, so der Mitarbeiter des Gartenmarktes. „Was nützt es, wenn am Ende viel liegen bleibt.“ Wann sie gefällt wurden, können die Mitarbeiter dort nicht sagen, aber auf der Freifläche bleiben die Nadelbäume lange frisch. An jedem Baum ist eine Pflegeanleitung befestigt, dass die Freude auch sicher über die Feiertage hält. 25 bis 30 Euro kostet eine 1,50 bis 1,75 Meter hohe Tanne. Für gehobenere Ansprüche sind auch Korktannen für etwa 40 Euro im Angebot.

..in der Baumschule: Detlef Müller aus Prettin ist Stammkunde in der Baumschule von Monika Eckhardt. In diesem Jahr hat er sich auf ein Experiment eingelassen: Erstmals wird bei ihm zu Hause eine Colorado-Tanne, von der Frau „klassisch geschmückt mit Kugeln und etwas Lametta“ zu Weihnachten im Lichterglanz erstrahlen. „Sie hat mir auf Anhieb gefallen mit ihren langen weichen Nadeln - und dann der Duft dazu“, schwärmt Müller. Die aus Nordamerika stammende kiefernähnliche Art gedeiht auch in Jessen. Wo ihre Pflanzung ist, verrät die Chefin nicht. Weihnachtsbaumdiebe machen Baumschulen wie Händlern gleichermaßen zu schaffen.

Nordmanntannen, Blaufichten - ihre richtige Bezeichnung ist zu Recht Stechfichte - und auch Kiefern bezieht sie von einer großen Plantage im sächsischen Doberstau. Die Bäume sind 15 bis 20 Jahre alt und werden immer wieder beschnitten, so dass sie einen gleichmäßigen Wuchs bekommen.

„Die meisten Kunden wollen dichte, volle Bäume“ so Eckardt. Von 15 bis 50 Euro reicht die Preisspanne bei den „Nordmännern“. Für Räume mit wenig Platz für den Weihnachtsbaum empfiehlt die Chefin die Serbische Fichte. Sie ist schlank und hochgewachsen und hat natürlichen Schmuck in Form von kleinen Zapfen. Für zwei Euro werden die Bäume auch ins Haus gebracht.

Die getopften Weihnachtsbäume kommen aus der eigenen Baumschule. Sie nach dem Fest hinaus zu pflanzen, sei überhaupt kein Problem, versichert Monika Eckhardt. „Bei uns werden sie mit dem Wachstum in größere Töpfe gepflanzt, so dass die Pfahlwurzel unbeschädigt bleibt.“ Einzig ans Wässern sollte man denken, so lange der Baum in der warmen Stube steht. „Aber auch nicht zu viel, dann faulen die Wurzeln.“

Von zwei prächtigen Bergkiefern hofft die Chefin, dass sie keine Kunden finden. Auf die Bäume haben sie und ihre Mitarbeiterin es nämlich selbst abgesehen. Bei Familie Eckhardt wird der Baum von den drei Kindern mit gebastelten Anhängern geschmückt. (mz)

Jens Wäsch verkauft im Baumarkt Werkers Welt.
Jens Wäsch verkauft im Baumarkt Werkers Welt.
Christel Lizenz
Bärbel Hirschmann verkauft an der B 187.
Bärbel Hirschmann verkauft an der B 187.
Christel Lizenz