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Wasser  Wasser : Paddeln an Schmerzgrenze

Von Sven Gückel 14.05.2018, 14:28
Nach und nach werden alle Boote zu Wasser gelassen.
Nach und nach werden alle Boote zu Wasser gelassen. Sven Gückel

Arnsnesta - Wenn der Kanuverein Harmonie aus Elster zu seiner jährlichen Elster-Elbe-Fahrt einlädt, finden sich Paddler aus ganz Deutschland ein. Am Samstagvormittag steuern erneut über 70 Teilnehmer in 45 Booten von Arnsnesta aus ihr Tagesziel Elster an.

70 Paddler dabei

Nur langsam verzieht sich der morgendliche Nebel. Die grauen Schwaden hüllen am frühen Samstagmorgen bei Arnsnesta das Ufer der Schwarzen Elster ein, jedoch mit der Gewissheit, es schon bald der Sonne zu überlassen. Das schöne Wetter im Blick, kümmern sich über 70 Paddler um ihre Boote, die aufgereiht im hohen Gras des Elsterstrandes im Brandenburgischen auf ihren Einsatz warten.

Seit 37 Jahren lädt der Kanuverein Harmonie aus Elster seine Mitglieder und Freunde aus insgesamt 17 Vereinen - aus ganz Deutschland übrigens - zu einer Ausfahrt ein, die im brandenburgischen Arnsnesta im Nachbarkreis Elbe-Elster beginnt und nach etwa 35 Kilometern am Bootshaus der Elsteraner endet.

„Der Pegelstand von 57 Zentimetern liegt zwar an der Schmerzgrenze für das Paddeln, aber das sollten wir hinbekommen“, gibt sich Vereinsvorsitzender Lutz Rotte optimistisch. Scherzhaft fügt er an: „Ein guter Paddler riecht die Sandbänke, die auf dem Grund des Flusses lauern.“ In den Anfangsjahren der Tour, so Rotte, sei man in Herzberg gestartet. Allerdings hätten drei Wehre die Fahrt erschwert.

Heute sind es vor allem die Sohlschwellen (sie dienen der Geschwindigkeitsreduktion des Flusses) bei Löben und Schweinitz, die von den Sportlern volle Aufmerksamkeit verlangen.

Zu den ältesten Teilnehmern zählt am Samstag Dora Milnik aus Berlin. Die 85-Jährige paddelt nach eigener Aussage seit 1959 und genießt diese gelebte Freiheit bis heute. „Ich liebe dieses Zusammensein in der Gemeinschaft, die Bewegung und die frische Luft, von der man die ganze Zeit umgeben ist“, frohlockt sie. Paddeln, führt sie fort, sei ohnehin keine Frage des Alters.

Hilfe beim Einsteigen

Während die Seniorin der Fahrt Dora Milnik mit Routine und Gelassenheit die Strecke allein in ihrem Boot angeht, weiß Uwe Hippauf aus Elster im Zweier seine Frau Anke hinter sich. Anke Hippauf sei als gebürtige Elsteranerin in ihrer Kindheit und Jugend viel gepaddelt. Für Ehemann Uwe Hippauf hingegen ist die Fahrt am Samstag eine persönliche Premiere.

„Ich freue mich aber darauf, die Schwarze Elster einmal von dieser Seite aus zu sehen und die Natur genießen zu können“, sagt er, wenige Augenblicke, bevor Marco Trabitz auch sein Boot freigibt. Trabitz’ Aufgabe besteht darin, die langen, schmalen Wassergefährte festzuhalten, während ihre Besitzer einsteigen. Wer möchte, kann seine Fahrt aber auch über eine Holzrutsche beginnen, die eigens für diese Fahrt am Ufer montiert ist.

Da lässt man sich mitsamt Boot ins Wasser gleiten. Der Erste, den Trabitz auf Reisen schickt, ist Manfred Karasch aus Bochum. „Wie viele Auswärtige, ist auch er Mitglied in unserem Verein und somit ein häufiger und gern gesehener Gast“, erläutert Lutz Rotte.

Der Elsteraner Vereinsvorsitzende hat sich auf der Elsterbrücke von Arnsnesta einen Platz gesichert und beobachtete das Geschehen aus der Ferne. Knapp eine Stunde dauerte die Startphase, die Rotte quasi als Gastgeber und seine Frau Margot als Letzte beenden.

Respekt den Organisatoren

Nach der Neujahrsfahrt von Elster nach Gallin, gehört die Elster-Elbe-Fahrt ebenso zu den ersten im Jahr und natürlich zum festen Repertoire des KV Harmonie. Im September wird es eine weitere Fahrt von Arnsnesta nach Elster geben. Dass man diese unternehmen kann, bedarf allerdings auch einiger behördlicher Genehmigungen.

„Die Schwarze Elster ist in Sachsen-Anhalt eigentlich nur im August und September frei für das Paddeln. Für die anderen Monate bedarf es durch unseren Verein einer naturschutzrechtlichen Befreiung“, gibt Rotte Einblick in das nicht immer einfache Prozedere.

Diese Mühen nimmt der Kanuverein aus Elster aber gern auf sich. „Die Tour ist immer wieder etwas Besonderes. Solange es meine Kräfte zu lassen, werde ich dabei sein“, zollt nicht nur Dora Milnik den Organisatoren ihren Respekt.

(mz)