Verkehr in Holzdorf Verkehr in Holzdorf: Zu lange nur Ausflüchte

Holzdorf - „Wir brauchen zügig befahrbare Tangenten.“ Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos), Bürgermeister von Annaburg und Vorstandsvorsitzender des Städtebundes „Elbe-Elsteraue“, sagt das am Dienstag bezogen auf die Bundesstraßen 187, 101 und 87 mit Nachdruck.
Geschehen ist das in der zweiten länderübergreifenden Tagung der Städtebünde „Elbe-Elsteraue“ und „Dübener Heide“ sowie der Landkreise, Wittenberg, Elbe-Elster, Nordsachsen und Teltow-Fläming im Fliegerhorst Holzdorf. Das Stärken und Entwickeln des ländlichen Raums ist da Thema.
Dabei spielen die Hauptverkehrsadern eine wesentliche Rolle. Es werde eine bedarfsgerechte Anbindung der Region gefordert, um endlich Nachteile abzubauen. Dazu rechnet Neubauer die schlechte Erreichbarkeit von Unternehmen, den daraus resultierenden Arbeitskräftemangel bis hin zu den zeitlich höheren Anforderungen an die Kinderbetreuung, da Eltern lange und zeitintensive Wege zurücklegen müssen.
Gute Verkehrsadern bezeichnet Neubauer als einen Grundstein der Unternehmen. Nadelöhre wie Jessen mit den häufig geschlossenen Bahnschranken und Coswig auf dem Weg zur Autobahn hätten da negative Auswirkungen. Klaus-Rüdiger Neubauer mahnt Vertreter von Landesverkehrsministerien, die weitschweifend auch über entfernte Verkehrsprojekte sprechen, dass diese hier nicht das Thema seien, sondern es um die Städte rund um den Fliegerhorst und die Anbindung des Militärobjekts selbst gehe.
Dringender Bedarf
Dessen Bedeutung war erst am vergangenen Freitag von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) unterstrichen worden, indem sie die Stationierung neuer Transporthubschrauber in Holzdorf ankündigte. Das unterstütze, dass der Bedarf an Verbesserungen in der Verkehrsinfrastruktur höher ist, resümiert Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD).
Die Region im Dreiländereck von Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen sei kein Niemandsland, sondern Zukunftsland. „Wir brauchen Arbeitsergebnisse und keine Versprechen der Politik.“ Von den Vertretern der Ministerien fordert Michael Jahn: „Bleiben sie dran“.
Konkretes gefordert
Daran knüpft Christian Heinrich-Jaschinski (CDU), Landrat im Elbe-Elster-Kreis, an: „Wir wollen etwas schaffen für die Bürger.“ Termine, bei denen es nicht konkret zugehe, sondern nur im Konjunktiv geredet werde, wolle er in Zukunft nicht mehr wahrnehmen. Er fordert die Vertreter von Bund und Ländern auf, die Ausreden wegzulassen. Für lange Planungszeiträume gebe es kein Verständnis, merkt er an.
So werde wohl seit 1992 an der Ortsumgehung Wittenberg „gewerkelt“. „Das kann man doch keinem erklären.“ Am Fliegerhorst Holzdorf dienen 2 300 Leute der Gesellschaft, „dienen Deutschland“, so Heinrich-Jaschinski. Da wolle er sich nicht länger anhören, was nicht geht. Es könne doch nicht so schwer sein, Landesgrenzen zu überwinden, 1989 sei eine ganze andere Grenze überwunden worden, meint er.
Der Kommandeur des Einsatzführungsbereichs 3, Oberstleutnant Andreas Springer, macht den Vertretern von Bund und Ländern mit seinem eigenen Erleben klar, was es bedeutet, keine bedarfsgerechten Zugverbindungen in Holzdorf zu haben. Seit 2009 hatte er kein eigenes Auto. Alles fuhr er mit der Bahn, erst von seinem Heimatort München nach Köln, dann in das kleine Erndtebrück, was schon eine Herausforderung gewesen sei, dann wieder nach Köln und schließlich nach Berlin. Doch als er nach Holzdorf versetzt wurde, musste er erkennen: „Es geht einfach nicht“.
Der Fahrplan sei so ungünstig. „Wenn die Züge im Stundentakt fahren würden, hätte ich mir kein Auto gekauft.“ Langfristig gebe es das Ziel, auf der Strecke Falkenberg-Jüterbog zumindest in den Hauptzeiten Züge im Stundentakt verkehren zu lassen, sagt Egbert Neumann vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg. Doch eine Jahreszahl könne er nicht nennen. Bis 2022, so äußert Tobias Jensch vom Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt, lasse sich „nur punktuell“ etwas ändern. „Das befriedigt mich hier nicht“, erwidert darauf Michael Stawski (parteilos), Bürgermeister von Schönewalde.
Frank Süsser vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur äußert sich zufrieden, dass es gelungen ist, die B 101 zwischen Elsterwerda und Bad Liebenwerda dreispurig auszubauen, die zweite Ortsumfahrung von Bad Liebenwerda fertig ist und im Dezember das Nadelöhr Thyrow auf der B 101 Geschichte sein soll. Klaus Kummer vom Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt informiert, dass die Vorplanung für die Ortsumgehung von Schweinitz bis Mühlanger läuft und vorgesehen ist, bei Holzdorf eine neue Überführung über das Anschlussgleis der Bundeswehr zu bauen.
Wittenbergs Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) fordert in puncto Infrastruktur: „Lassen wir gemeinsam nicht locker“. (mz)
