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Unterbringung von Flüchtlingen Unterbringung von Flüchtlingen: Holzdorfer Mehrzweckhalle nun Unterkunft für syrische Flüchtlinge

Von Klaus Adam 03.09.2015, 21:06
Die Sport- und Mehrzweckhalle in Holzdorf-Ost.
Die Sport- und Mehrzweckhalle in Holzdorf-Ost. Frank Grommisch Lizenz

Jessen - Die ersten 43 allesamt syrischen Kriegsflüchtlinge sind in die Notunterkunft in der Mehrzweckhalle Holzdorf untergebracht. Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) war am Montag bei der Ankunft der Asylbewerber zugegen. Und inzwischen hat er sich ein weiteres Mal ein Bild von der Unterbringung der Menschen aus dem arabischen Krisengebiet gemacht. MZ-Redakteur Klaus Adam sprach mit ihm über seine Eindrücke und Gedanken.

Was sind ihre ersten Eindrücke von der Unterbringung der Flüchtlinge?

Jahn: Nachdem wir innerhalb sehr kurzer Zeit die Halle an den Landkreis übergaben, wollte ich hauptsächlich erst einmal erfahren, wie die Betreuung anläuft. Fakt ist, dass der Kreis offenbar eine gute Mannschaft zur Betreuung der Asylsuchenden aufgeboten hat.

Die Nähe der Notunterkunft zum Bundeswehrstandort wird aber von vielen Seiten, auch dem Ortsteilbeirat, skeptisch bewertet. Die Bundeswehr wollte mit einem Flyer über den Umgang mit dem militärischen Sicherheitsbereich informieren. Ist das geschehen?

Jahn: Ja. Ein Infoblatt in englischer Sprache liegt dort aus. Darin sind die Einheiten benannt, die sich quasi hinter dem Zaun befinden. Es ist zu lesen, dass die Soldaten die Neuankömmlinge willkommen heißen. Dass der Kommandeur des Standortes mit der „regionalen Regierung“ in Kontakt steht, das sollen wohl Kreis und Stadt sein. Es wird auch gesagt, dass die dienstlichen Aktivitäten friedlich und freundschaftlich seien. Und dass Soldaten in Uniform nun einmal zum Alltagsbild im Wohnumfeld gehören. Und es wird darauf verwiesen, dass der militärische Bereich nicht zu betreten ist, auch zur eigenen Sicherheit.

Schätzen sie die Betreuung der Flüchtlinge als gut oder ausreichend ein?

Jahn: Zumindest ist, soweit ich das sehen konnte, vom Kreis alles vorbereitet. Es gibt den Wachschutz, Ansprechpartner in der Halle, die Versorgung ist gut organisiert. Und wenn dann noch Sportmöglichkeiten genutzt werden können, dann ist das gut.

Aber die Halle fehlt im Moment eben für die Aktivitäten der Vereine und der Schule im Ort...

Jahn: Das ist der Punkt, den ich neben der Nähe zum Bundeswehrstandort auch kritisch betrachte. Die Einschränkungen treffen ja unsere Einwohner, Schulen und Vereine. Insbesondere ist es der HKC, der im Moment die extremsten Einschränkungen hinzunehmen hat. Weil Trainingszeiten für die einzelnen Gruppen des Karnevalvereins dadurch in der Luft hängen. Und die Galaveranstaltungen auch.

Gehen sie davon aus, dass die Nutzung der Halle als Notunterkunft tatsächlich nur von kurzer Dauer sein wird?

Jahn: Also zumindest habe ich, entgegen den ersten Ankündigungen des Landkreises, keine Illusionen, dass die Mehrzweckhalle Holzdorf für die bevorstehende Karnevalssaison zur Verfügung stehen würde. Ganz sicher wird sie bei Bedarf auch erstmal vollständig ausgelastet und erst wieder übergeben, wenn genügend Wohnungen vorhanden sind. Und davon ausgehend werden wir auch damit rechnen, dass recht kurzfristig über die Nutzung der genannten 100 Wohnungen im Wohngebiet Holzdorf Ost verhandelt wird und es nicht nur bei den zunächst geplanten 30 bleiben wird.

Haben sie auch Signale von den jetzigen Bewohnern der Holzdorfer Halle erhalten?

Jahn: Ich habe die Enttäuschung schon gespürt, dass sie aus der Zentralen Aufnahmestelle Halberstadt in eine solche Notunterkunft gebracht wurden. Viele haben offensichtlich damit gerechnet, dass sie gleich in richtige Wohnungen kommen.

Seitens der Nachbarn von der Bundeswehr gibt es schon Überlegungen, wie die Kriegsflüchtlinge ins gesellschaftliche Leben einzubeziehen sind (siehe unten). Haben sie ähnliche Zeichen auch von der zivilen Einwohnerschaft Holzdorfs erhalten?

Jahn: Bisher noch nicht, dafür ist die Zeit zu kurz gewesen. Ich hoffe da sehr auf den Ortsteilbeirat. Insofern, dass er den eigenen Informationsbedarf und den der Bürger mit mir besprechen wird. Die Holzdorfer sind da noch sehr zurückhaltend und durchaus abwartend. Ich hoffe, dass der Ortsteilbeirat auch schnell reagiert, wenn es Informationsbedarf gibt. Grundlegende Fragen muss allerdings der Kreis beantworten. (mz)