Umzug nach Jessen Umzug nach Jessen: Drei Schwäne haben neue Heimat

Jessen - „Jetzt habt ihr die Möglichkeit, mal einen Schwan zu streicheln“, sagt Thomas Eißner. Das Angebot unterbreitet er Mädchen und Jungen der Arbeitsgemeinschaft „Tierpark“ der Grundschule Jessen. Sie nehmen es dankbar an, und fahren mit ihren Händen vorsichtig über das Federkleid eines der Tiere, das Eißner aus einer Transportbox genommen hat.
Nebenher bekommen die Kinder noch einige Auskünfte zu den Schwänen. Dabei erfahren sie, dass sie bis zu 20 Jahre alt werden können und keine Zähne haben.
Schwierige Lebensphasen
Eißner beteiligt sich an einem Höckerschwanprojekt im Auftrag der Vogelwarte Hiddensee und ihm liegen die drei Schwäne, die er und Mitglieder der Schwanenfreunde Erzgebirge am Donnerstag nach Jessen gebracht haben besonders am Herzen. Denn er hat auch sie beringt. Und so ist auch viel über das Trio bekannt.
Sie sind alle drei im Juni 2015 geschlüpft, in Pulsnitz, in Lugau und in Limbach-Oberfrohna. Dann hat es das Schicksal nicht so gut mit ihnen gemeint. Einer hat sich beim Anflug an einem Baum verletzt, einer an einer Stromleitung und die Schwanendame wurde entkräftet aufgefunden, wohl auf einer Straße. Thomas Eißner ist sehr froh darüber, dass der Tierarzt jeweils entschieden hat, die Vögel trotz ihrer zum Teil schweren Verletzungen am Leben zu lassen, ihnen eine Chance zu geben, auch wenn den beiden Männern jeweils ein Flügel amputiert werden musste.
Das sahen Mediziner nicht immer so wohlwollend, fügt Eißner an. Gleichzeitig äußert er sich sehr zufrieden, dass sich die Stadt Jessen bereit erklärt hat, drei Schwäne aufzunehmen und für sie sogar die Patenschaft zu übernehmen. Auch das sei selten.
Auslöser dafür war das Frühlingserwachen, der große Arbeitseinsatz am Schwanenteich im April. Maik Bohn von den Schwanenfreunden Erzgebirge hatte den Beitrag dazu im MDR-Fernsehen gesehen und sich zunächst gefragt, was für ein Schwan dort im Bild war. Dann wurde ihm bewusst, dass jener, der am Schwanenteich steht, nicht echt ist.
Als er dann hörte, dass auf dem Schwanenteich sich häufig viele Enten tummeln, aber nicht ein einziger Schwan, kam ihm die Idee, die Jessener zu fragen, ob sie das nicht ändern wollen. Er nahm Kontakt zur Stadtverwaltung auf. So kam es, dass nun drei Tiere aus einem Heim in Stollberg in Sachsen nach Jessen transportiert wurden. Für Bohn ein Glücksfall.
Es sei wahrscheinlich viel seltener als manche glauben, dass sich Leute bereit erklären, Schwäne aufzunehmen und sich um sie zu kümmern. Nach einer mehrstündiger Autofahrt wurden sie im Beisein von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, des „Wir“-Vereins und Anglern in ihre neue Heimat in Jessen-Süd entlassen. Kurz darauf haben sie bereits ausprobiert, wie es sich auf dem Schwanenteich schwimmt.
Es funktioniert, auch wenn momentan der Wasserstand ziemlich niedrig ist. Michael Knochmuß vom „Wir“-Verein wird sich maßgeblich um die Schwäne kümmern. Andere vom Verein werden ihn unterstützen. Auch die Angler haben ihre Hilfe zugesagt. Für das Schwanentrio wurde extra ein neues Unterkunftsgebäude geschaffen.
Nachwuchs ist möglich
Die Schwäne werden jetzt geschlechtsreif, informiert Maik Bohn. Es ist also nicht auszuschließen, dass es Nachwuchs gibt. Bohn hofft, dass dieses Trio, das bis jetzt wie die Olsenbande zusammengehalten habe, sich weiterhin gut verträgt, trotz Paarung und Nachwuchs. Sollte es anders werden, dann sind die Schwanenfreunde wieder zur Stelle, um zu helfen, versichert Maik Bohn.
Wer die drei Neuzugänge am Schwanenteich in Jessen-Süd besuchen möchte, sollte unbedingt beachten: Für sie wie auch andere Tiere auf der Anlage gilt, dass sie nicht gefüttert werden dürfen. Das könnte ihre Gesundheit arg gefährden. (mz)