Trabant- und IFA-Treffen in Mügeln Trabant- und IFA-Treffen in Mügeln: Laufsteg für Liebhaber

Mügeln - Felix Neubauer aus Dresden läuft mit dem Lappen in der Hand um seine „Isabell“ und befreit den Trabant penibel von jedem Körnchen Staub. „Habe ich zu meinem 16. Geburtstag geschenkt bekommen“, sagt Neubauer und verrät, dass er in den vergangenen zwölf Jahren etwa 20.000 Euro in das Schmuckstück investiert hat.
Der junge Mann aus Elbflorenz ist stolz auf das Ergebnis und spult alle Eckdaten aus dem Effeff herunter. Damals sei der Trabi mausgrau gewesen, heute leuchtet er in Reinorange. Der Motor mit 1.200 Kubik stammt aus einem Wartburg 353, die Scheibenbremsen sind vom Polo. Außerdem hat der 28-Jährige aus der Limousine ein schickes Cabrio gemacht.
Die Rücksitzbank fehlt. Den Platz füllt eine HiFi-Anlage mit 2.200 Watt aus. „Dient gleich zur Entrostung“, meint der Dresdener scherzhaft, der selbst bei den Vordersitzen Wert auf absolute Qualität legt. „Der macht auf der Autobahn 150 Sachen“, so Neubauer, der dafür manch anerkennende Blicke kassiert.
Trotz Leistungsdaten vom anderen Stern - beim Original-Trabant hat ab Tempo 110 das Lenkrad geflattert - geht der Sachse auf Nummer sicher und holt seine Werkzeugkiste aus dem Kofferraum. Zumindest hier orientiert er sich an den sagenumwobenen Storys, die den Trabant zu einem Stück unvergesslicher DDR-Geschichte gemacht haben. Freundin Corina ist mit zum nunmehr 17. Trabi- und 9. IFA-Treffen nach Mügeln gereist.
Die Dresdenerin erzählt, dass sie mit ihrem Freund auf Autosuche ist, da bald die Familienplanung startet. Das Mädchen wird wahrscheinlich Caro heißen, der Junge Arthur. Fest steht: „Isabell“ wird nicht verkauft. Dazu hat das Pärchen zu viel Geld und Liebe in die Restaurierung des Autos investiert.
Die Vorsitzende des ausrichtenden „Super Trabbi-Teams“, Jenny Peinl aus Grabo, sitzt am Eingang des Freizeit- und Erholungszentrums und begrüßt die ankommenden Gäste. Diese pilgern scharenweise auf das Gelände am See - zu Fuß oder per Auto. „Wir erwarten im Schnitt immer 500 Fahrzeuge“, betont Jenny Peinl, die Zahl der interessierten Besucher pendelt sich erfahrungsgemäß auf etwa 1.500 ein.
„Der Platz ist immer voll“, sagt sie und macht dabei eine ausladende Armbewegung. Die Vorsitzende ist zu DDR-Zeiten selbst mit einem Trabant unterwegs gewesen und besitzt aktuell einen P 50 plus eine Limousine 601. „Mit meinem ersten Trabi bin ich vom Grabo nach Hamburg in die Lehre gefahren“, erzählt die inzwischen 47-Jährige, die mit der „Rennpappe“ groß geworden ist. Ihr Vater hat als Kfz-Mechaniker selbst am Trabant geschraubt.
Die Idee zur Gründung des Vereins sei im Jugendclub Grabo entstanden, im Jahr 1999 haben die Mitglieder Nägel mit Köpfen gemacht. „Aktuell sind wir 20“, verrät die gelernte Statistikerin, die bei der diesjährigen Auflage Fans aus neun Bundesländern und der Schweiz begrüßt. „Der Strom reißt nicht ab“, meint Jenny Peinl und schaut dabei auf den Eingangsbereich.
Da viele Trabi-Liebhaber bereits am Freitag mit ihren Zelten angereist sind, hat sich der gastgebende Verein zur Rundum-Betreuung entschlossen. „Zwei Clubmitglieder sind auch nachts hier“, so die Vorsitzende, die Sekunden später im Anmeldebereich aushilft.
Die Zeiten endloser Warteschlangen vor den Ersatzteilständen sind Geschichte. Von Abgasanlage über Motor bis Vorderachse ist alles vorrätig, die Kunden fachsimpeln eifrig mit den Verkäufern und erzählen einen Schwank aus DDR-Zeiten. Lediglich die „Vitamine“ in der Luft erinnern noch an diese. Auf dem Gelände stehen unter anderem Traktoren aus der ZT-Reihe, Mopeds wie Star oder Habicht, der Barkas in allen Variationen - und jede Menge Trabis.
Die Besucher loben die familiäre Atmosphäre und die gute Stimmung. „Was der kleine Trabi zu DDR-Zeiten bei manchem Hausbau weggeschleppt hat, ist schon sehr beachtlich“, sagt Peinl und deutet mit einer Handbewegung den schrägen Radstand an. (mz)
