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Touristenzentrum in Prettin Touristenzentrum in Prettin: Klotzen am Kleinod

Von Andreas Richter 02.06.2016, 06:44
Die Bungalows im Prettiner Naherholungszentrum sind so sehr begehrt und rasch ausgebucht, dass die Stadt noch in diesem Jahr zwei neue errichten möchte.
Die Bungalows im Prettiner Naherholungszentrum sind so sehr begehrt und rasch ausgebucht, dass die Stadt noch in diesem Jahr zwei neue errichten möchte. Archiv/Richter

Prettin - Daniel Paul, Mitglied im Ortschaftsrat Prettin, macht bei der jüngsten Sitzung des Gremiums eine kritische Anmerkung. Offensichtlich hat der junge Mann einige Bauchschmerzen, als die Planungen für die weitere Aufwertung des Touristenzentrums für dieses und kommendes Jahr vorgestellt werden. Natürlich findet er es super, dass weiter am Kleinod der Stadt geklotzt wird und man das Areal so aufwerten möchte, dass es noch mehr Gäste in die Elbestadt lockt. Aber: „Macht es Sinn, wieder was Neues hinzustellen, wenn man das Bestehende nicht erhält?“

Bauen für die nächste Saison

Konkret geht es um das Vorhaben, noch 2016 zwei neue Bungalows zu errichten, die dann 2017 vermietet werden können. Gut und schön, befindet Paul, nur müsse die Stadt dafür - trotz Förderung - circa 45 000 Euro Kredit aufnehmen.

Geld, dass man wohl nicht nur aus Sicht Pauls auch dafür verwenden könnte und müsste, Bestehendes zu erhalten. „Die stehenden Bungalows müssten dringend gestrichen werden, ebenso sind rund um die Bühne etliche Dinge zu erledigen. Und es findet sich noch mehr. Ich denke, dass an vielen Stellen Handlungsbedarf besteht. Was nützen uns neue Bungalows, wenn uns anderes dafür zusammenfällt.“

Silke Schneider vom zuständigen Eigenbetrieb der Stadt Annaburg kann die Kritik nachvollziehen. Aber: „Daher müssen wir endlich dahin kommen, dass wir so viele Einnahmen erzielen, um laufende Kosten wie eben für nötige Reparaturen zu erwirtschaften. Noch ist das nicht der Fall, die Stadt bezuschusst das Naherholungsgebiet. Wir streben jetzt eine kostendeckende Bewirtschaftung für 2017 an.“ Gerade deswegen sollen neue Bungalows errichtet werden, von denen man sich steigende Einnahmen verspricht. „Außerdem wird der Großteil der Kosten durch ein Förderprogramm getragen, eine gute Chance also für uns, das Areal weiter auszubauen.“

Ortsbürgermeisterin Helga Welz kann sich in diesem Moment ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ja, die Förderprogramme. Da greifen alle eifrig zu und wenn es um den Erhalt geförderter Projekte geht, ist plötzlich die Kasse leer. Wir erleben es doch gerade mit der Förderschule. Was wurde dort in den vergangenen Jahren investiert. Mit relativ geringem Aufwand könnte das Gebäude für die Heideschule Holzdorf ertüchtigt werden. Und nun? Die Förderschule geht weg, für die Heideschule soll ein millionenschwerer Neubau in Jessen errichtet werden.“

Nächste Sitzung vor Ort

Gleichwohl ist auch Welz der Ansicht, dass Prettins Naherholungszentrum entwickelt werden muss. Sie stellt fest: „Erhaltungsmaßnahmen und Neues müssen im vernünftigen Einklang laufen. Daher werde ich mich natürlich nicht gegen die geplanten Bauten wenden. Um mal genau zu schauen, was an Arbeiten alles dringend nötig ist, schlage ich vor, die nächste Ort-schaftsratssitzung am Badesee durchzuführen.“ Diese Idee findet bei den Damen und Herren Ort- schaftsräten umgehend Zustimmung.

Und immerhin, als Silke Schneider mitteilt, dass sich die Zahl der Dauercamper übers Jahr um sieben auf nunmehr insgesamt 47 erhöht hat, freut das alle. Eine eifrige Diskussion entbrennt anschließend darüber, welche sinnvollen Maßnahmen in puncto Badesee ergriffen werden sollen. 2017, so Schneider, soll dieser zumindest entschlammt und entkrautet werden. Und wenn das Geld reicht, könne man auch den Strandbereich einer tiefergehenden Verschönerung unterziehen. Silke Schneider machte jedoch deutlich: „Eine Wundermaßnahme für unseren Badesee haben wir bislang nicht gefunden. Wir haben im See Dellen, in denen sich immer wieder der Schlamm ablagert und es danach zu vermehrtem Bewuchs kommt. Die Bedingungen für Schlamm und Pflanzen sind also ideal, zumal wir noch ein Problem haben, was uns eigentlich super erfreut. Die Prettiner Wasserqualität ist schlichtweg zu gut. Wir sind aber dran, lang anhaltende Lösungen zu suchen und zu finden.“ „Vielleicht“, so merkt Welz bei der Diskussion an, „wäre endlich der Durchstich zum anderen See vorstellbar“.

Luthergäste nach Prettin locken

In Bezug auf das große Reformations-Jubiläumsjahr 2017 will die Stadt übrigens die Chance nutzen, sich etwas vom großen Kuchen der erwarteten mehreren hunderttausend Besucher abzuschneiden. Man möchte daher am Naherholungsgebiet Stellplätze für Wohnmobile einrichten. Denn alle Besucher werden sicher nicht in der Lutherstadt unterkommen, sind sich die Prettiner sicher. Silke Schneider: „Daher haben wir uns jetzt in das offizielle Informationssystem möglicher Ausweichflächen für Camper und Wohnmobile im Landkreis aufnehmen lassen, wenn die Übernachtungsmöglichkeiten in Wittenberg selbst erschöpft sind.“ (mz)