Symbol der Erinnerung Symbol der Erinnerung: Stein für tote Annaburger
Annaburg/Neuburxdorf/MZ. - Mit dem Gedenkstein setzten der Verein zur Aufarbeitung der Annaburger Heimatgeschichte und die einzigen beiden Hinterbliebenen ein "Symbol der Erinnerung an alle Annaburger, die nach 1945 willkürlich verhaftet wurden und unschuldig starben", wie Gregor Heyne, Vorsitzender des Vereins, es gegenüber der MZ formulierte. Neben den Vätern der beiden bei der Einweihung des Steins anwesenden Frauen - Annemarie Scheibe, Tochter des Postvorstehers Reinhold Osterroth, und Else Fröbisch, Tochter des Gendarmeriemeisters Wilhelm Schernekau - verschwanden nach dem Zweiten Weltkrieg nachweislich zehn weitere namentlich bekannte Annaburger in Lagern des so genannten Volkskommissariats des Inneren der UdSSR (NKWD). Der Verein zur Aufarbeitung der Annaburger Heimatgeschichte geht aber davon aus, dass die Zahl noch um einiges größer ist.
Beschriftet und Freitag auf dem Gräberfeld platziert wurde der Findling vom Steinmetzbetrieb Löbus aus Oschätzchen, zehn Kilometer von Neuburxdorf entfernt. Zur Finanzierung der Erinnerungsstätte steuerte auch die Stadt Annaburg eine Geldgabe bei.
Die Einweihung am Freitag nach 15.30 Uhr erfolgte im kleinen Kreis. Neben den genannten drei Personen war Rudolf Bleistein, Gründungsmitglied des Vereins zur Aufarbeitung der Annaburger Heimatgeschichte, mit nach Neuburxdorf gekommen. An dem kurzen feierlichen Gedenken mit Schweigeminute nahmen außerdem die Mitarbeiter des Steinmetzbetriebes und zwei zufällig anwesende Besucher des Friedhofs teil. Bevor Gregor Heyne einige Worte sprach, stellten Else Fröbisch (86 Jahre) und Annemarie Scheibe (74 Jahre) Blumen am Stein auf.
Der Vereinsvorsitzende zitierte dann aus der Rede von Dagmar Schipanski, die sie am 8. September 2001 zum Gedenktreffen in Mühlberg gehalten hatte. Darin wurden die Zustände in dem Lager und das unmenschliche Schicksal der Eingesperrten beschrieben.
Der Postvorsteher Reinhold Osterroth wurde am 4. September 1945 abgeholt, aus dem Haus seiner Mutter in Badersleben, wohin er mit der Familie auf Drängen von Frau und Tochter vor den Russen geflüchtet war. Am 14. Dezember 1945 starb er in Mühlberg. Erst nach 50 Jahren erlangte die Tochter Gewissheit über den Tod ihres Vaters. Ende August oder Anfang September 1945 wurde der Gendarmeriemeister Wilhelm Schernekau verhaftet, am 20. März 1947 war er tot, so sagt es die Sterbeurkunde. Schernekaus Verhängnis war, dass er nicht vor den Russen aus Annaburg geflohen war, weil er sich seiner Meinung nichts vorzuwerfen hatte.