Kita-Privatisierung Suche nach Kompromiss in Zahna-Elster
Stadt und Kirchengemeinde beraten über die Zukunft des Evangelischen Kindertageszentrums „Sankt Marien“. Wer bei diesem Gespräch mit am Tisch sitzt.

Zahna-Elster - Das Wichtigste vorweg: Trotz unterschiedlicher Standpunkte zur Weiterführung des Evangelischen Kindertageszentrums „Sankt Marien“ in Bülzig sind die Fronten zwischen der Kirchengemeinde Zahna und der Stadt nicht grundsätzlich verhärtet. Pfarrer Matthias Schollmeyer und Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler) betonen, dass sie beim Treffen am Donnerstagnachmittag im Zahnaer Rathaus nach einem Konsens suchen, um die Schärfe aus der Angelegenheit zu nehmen.
In der Stadtratssitzung am 24. Juni haben sich die Räte für einen Trägerwechsel entschieden. Die Stadt Zahna-Elster hat daraufhin der Kirche die Kündigung des bestehenden, unbefristeten Mietvertrags zugeschickt, der nach jetzigem Stand zum 1. Januar 2022 endet.
Ärger über Kündigung
Der Bürgermeister erklärt, dass es sein Ziel sei, mit einem für beide Seiten akzeptablen Kompromiss das Treffen zu beenden. Er bietet dem bisherigen Träger, der Kirchengemeinde Zahna, an, dass die Stadt komplett die Verwaltung übernimmt und stellt gleichzeitig einen neuen Mietvertrag ab 2022 in Aussicht - damit das Thema Trägerwechsel vom Tisch ist.
Müller gibt zu, dass er der Kirche dieses Angebot noch nicht schriftlich unterbreitet hat, doch als Mann der Tat zu seinem Wort steht. „Dies habe ich Matthias Schollmeyer in einem persönlichen Gespräch auch so gesagt.“
Der Pfarrer, der auch für das Kita-Personal und die besorgten Eltern spricht, möchte wie Müller einen Rechtsstreit vermeiden, der im Endeffekt „nur dem Renommee der Stadt“ und dem Ansehen der Stadträte schadet.
Die Kündigung des Mietvertrags stehe nach wie vor im Raum, so Schollmeyer, diese Brechstangen-Methode kritisiert er explizit. „Ich empfinde das als Rausschmiss. Wir haben uns als Partner nichts zu Schulden kommen lassen.“ Der Geistliche maßt sie nicht an, die Entscheidung der Stadträte grundsätzlich kritisieren, doch das knappe Abstimmungsergebnis zeigt, dass nicht alle diesen Beschluss mittragen.
Pfarrer und Bürgermeister werden bei dem erwähnten Gespräch zusammen mit ihren Anwälten am Tisch sitzen. Müller erklärt, dass er diesen Schritt auch aus Gründen einer schnelleren sowie sachlich richtigen Entscheidungsfindung vorgeschlagen hat. Er hofft, dass im Beisein der Rechtsbeistände alle wesentlichen Punkte am Donnerstag „im Sinne der Kinder und des Personals“ ausdiskutiert sind.
Im Fall eines Gesprächs unter vier Augen besteht immer Gefahr, dass es im Nachgang zu einem langen Briefverkehr beider Parteien mit vielen Missverständnissen kommt. Wenn es mit dem bisherigen Träger, so der Bürgermeister, im Rathaus zu keiner einvernehmlichen Lösung kommt, werde den Erzieherinnen in puncto Weiterbeschäftigung ein konkretes Vertragsangebot unterbreitet.
Weiteres Kaufinteresse
Schollmeyer reichen diese Lippenbekenntnisse (bisher) nicht. Er erwartet von Seiten der Stadt ein schriftliches Angebot und wird dies im Beisein des Anwalts prüfen lassen. Laut Pfarrer besteht weiterhin das Angebot, dass die Kirche das Grundstück zusammen mit der christlichen Kindertagesstätte kauft, damit das „Kriegsbeil“ für alle Zeiten begraben ist.
Andererseits gibt er deutlich zu verstehen: „Wir haben keine Angst vor einem Rechtsstreit.“ Er schätze Müller grundsätzlich als kompetenten Gesprächspartner, doch in dieser Sache habe sich der Kommunalpolitiker verrannt oder sei salopp gesagt „auf den falschen Zug“ der Rekommunalisierung von Kitas aufgesprungen.
„Es wird keinen Gewinner oder Verlierer in einem Rechtsstreit geben“, ist sich Schollmeyer ziemlich sicher. Was bleiben wird, sind ein bitterer Beigeschmack und die Frage nach der Notwendigkeit des anvisierten Trägerwechsels. Beziehungsweise: Warum schaffen es zwei Institutionen nicht, unter einen Hut zu kommen? (mz)