Stockcar-Club Stockcar-Club: Infusion für rollenden Schrott
Annaburg/MZ. - Der Blick in den Rückspiegel macht wenig Sinn. Stockcar-Fahrer achten mehr auf das Gedränge vor sich. Spaß an dem schrottigen Gewühl finden heute längst nicht nur Männer.
Stockcar-Autos überzeugen nicht durch Glanz und polierten Lack, sie besitzen andere Wesensmerkmale: leistungsstarke Motoren etwa, eine robuste Hülle, manchmal auch ein kreatives Farbdesign. Diese, verglichen mit anderen Motorsportarten, recht preiswerte Freizeitgestaltung, ist in der Region fest etabliert. Dazu beigetragen hat auch das Stockcar-Rennen in Annaburg. Zweimal jährlich lockt es Hunderte Zuschauer an. Zu Recht kann man sagen, die vom Stockcar-Club Annaburg organisierte Veranstaltung, die zu Pfingsten zum 24. Mal stattfand, hat sich in der Szene einen Stammplatz erarbeitet.
Kein Selbstläufer
Dennoch: "Niemand darf denken, dass die Vorbereitung ein Selbstläufer ist", sagt Clubchef Werner Otto. Wie im Fußball heißt es auch hier, nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Angesichts wachsender Besucherzahlen wächst zudem der Erwartungsdruck, der auf dem Club lastet. Stets gilt es, offen zu sein für neue Ideen. Etwa dem Wunsch vieler Frauen, die das Rennen nicht nur als Zuschauer verfolgen, sondern selbst aktiv sein wollen. "Seit elf Jahren arbeite ich als Assistentin des Rennleiters auf dem Turm mit. Ich finde, dass es höchste Zeit wird, selbst in das Geschehen einzugreifen", betont Club-Mitglied Katja Zülsdorf.
Mit dieser Meinung steht sie nicht allein. Acht Frauen, die sich intern schon mal als "bekloppte Runde" betiteln, hatten dem Veranstalter ihr Interesse an einem reinen Frauenrennen bekundet. Außerhalb der Wertung bekamen sie am Samstag die Chance, zehn Runden zu drehen. Einzige Bedingung: Die Fahrerinnen mussten Anfänger im Stockcar-Gewerbe sein. "Das Gefühl war unbeschreiblich", äußert sich Siegerin Yvonne Hartfiel aus Grimma über den erlebten Adrenalin-Kick.
Zwar hätten sich ihre Männer und die Betreuer der Teams "beschwert", die Damen würden zu vorsichtig fahren und zu viel bremsen, doch "das haben wir natürlich überhört", ergänzt die Zweitplatzierte Julia Lasch (Ravensburg). Entscheidend sei vielmehr der Spaß, betont die 19-Jährige, die erst seit einem halben Jahr im Besitz des Führerscheins ist.
Während ein Teil der Gruppe mit dem Erlebten zufrieden war und es bei einem Rennen bewenden lassen will, hätten andere große Lust, weiter zu machen. "Ein eigenes Fahrzeug wäre ein Traum, wird aber so schnell wohl nichts werden", sagt Jule Müller-Weiser aus Stahnsdorf. Immerhin hat sie es im Wettbewerb auf Rang drei geschafft und durfte sich deshalb über einen Pokal freuen. Damit schaffte sie es auf eine Ebene mit Roger Hähnel aus Rangsdorf, Patrick Knopp, Dirk Möbius (beide Annaburg), David Kaiser (Klöden), Marco Schmit (Teltow) oder Matthias Finn (Meuselbach), die sich nach ihren Rennen als Sieger feiern ließen und Pokale empfingen.
Kein Rennen im Herbst
Für sie alle waren das durchaus erfreuliche Momente, die allerdings durch den Veranstalter leicht getrübt werden mussten. Dieser gab bekannt, dass aus gesundheitlichen Gründen im Herbst kein Rennen in Annaburg stattfinden wird. Nach Aussage von Werner Otto fallen einige Helfer durch geplante Operationen aus, was die Organisation unmöglich mache.