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Stiftungsfest in Herzberg Stiftungsfest in Herzberg: "Plan B" als Klangerlebnis

Von Gabi Zahn 10.09.2015, 16:55
Premieren-Auftritt für den Schweinitzer Männerchor in St. Marien. Das Ensemble unter Leitung von Frank Ende ist beeindruckt von der einzigartigen Akustik der Kirche.
Premieren-Auftritt für den Schweinitzer Männerchor in St. Marien. Das Ensemble unter Leitung von Frank Ende ist beeindruckt von der einzigartigen Akustik der Kirche. G. Zahn Lizenz

Schweinitz/Herzberg - Mit dem Nachhall einer klangvollen Premiere kehrt der Männerchor Schweinitz 1847 e.V. aus Herzberg zurück. „Wir sind schon oft in der brandenburgischen Nachbarstadt aufgetreten. Doch das jüngste Erlebnis zum Geburtstag der Herzberger Sangesbrüder war einzigartig“, schwärmt Vereinsvorsitzender Knut Werner. Wegen schlechten Wetters mussten die Gastgeber auf „Plan B“ umschwenken und ihr 23. Stiftungsfest in die Stadtkirche St. Marien verlegen. Dieser Ortswechsel bescherte dem Ereignis eine völlig andere Atmosphäre, deren besondere Reize das missliche Wetter vergessen machten.

Wer dem Schweinitzer Männerchor lauschen möchte, sollte zum Tag der offenen Höfe nach Klöden kommen: Am frühen Nachmittag des 3. Oktobers wird das Ensemble bei Familie Fuchs-Hanke zu hören sein. Ein gemeinsamer Ausflug zum Partnerchor nach Lohe/Bad Oeynhausen steht vom 16. bis 18. Oktober an. Wer dort zur Kur weilt, kann die Schweinitzer am 17. Oktober erleben. Am 1. Advent folgt ein Auftritt in Elsters Kirche, und den Weihnachtsmarkt ihrer eigenen Stadt werden die Sangesbrüder ebenfalls bereichern.

Statt wie sonst im Botanischen Garten begrüßt Herzbergs Vereinsvorsitzender Rudolf Straach über 350 Gäste in der spätgotischen Hallenkirche. Alles Daumendrücken, Petrus möge gnädig sein, hatte nichts geholfen. Die im Park vorbereitete Kulisse musste rasch abgebaut und nach St. Marien verlegt werden. „Eine aufwändige Aktion, die wir mit vereinten Kräften gemeistert haben“, fasst Straach zusammen. Einige hatten sogar Nachtwache im Freien geschoben, damit nichts zu Schaden kommt. Von aller Anstrengung ist nichts mehr zu spüren, als die Herzberger zu Konzertbeginn ihr „Herzlich Willkommen“ vom Altarraum aus erschallen lassen, diesmal unter Leitung von Thomas Kriebel.

Einzigartige Akustik

Schon vor Veranstaltungsbeginn wird das urige Café in der Seitenkapelle stark frequentiert. Das Kuchenbuffet der Chor-Ehefrauen lässt keine Wünsche offen. Während des Konzerts sorgt die warme Atmosphäre im Kirchenschiff dafür, dass niemand mehr dem spätsommerlichen Flair des Botanischen Gartens nachtrauert. Zu einzigartig ist die Akustik in dem Gotteshaus: „Das ist ein Vorteil. Hier wird Tontechnik unnötig“, sagt Reiner Jacobs, der durchs Programm führt. Doch nicht nur die brillante Akustik, sondern vor allem die hervorragende Qualität aller Darbietungen macht die Faszination des Konzerts aus. Nach der fröhlichen Einstimmung durch die Gastgeber beeindruckt der Schliebener Männergesangverein unter Leitung von Gerhard Noetzel mit dem Lothringer Lied „Oh du schöner Rosengarten“ und dem von Franz Schubert vertonten Gedicht „Der Lindenbaum“. Mit wie viel Begeisterung im Schliebener Land gesungen wird, zeigt einmal mehr der Frauenchor Frankenhain, geleitet von Sandra Krentz.

Sänger treten in Wettstreit

Als der Männerchor 1847 Schweinitz, dirigiert von Frank Ende, die Bühne betritt, kündigt Knut Werner zunächst eine humorvolle „Entschuldigung“ an. Der Titel ist eine Eigenkomposition des früheren Chorleiters Bernd Scheibe, gerichtet an die Ehefrauen, falls sie unwillig auf überlange Proben reagieren. Dagegen offenbart das Lied „Die kleine Barke“ eine romantische Ader. Dass sich die Schweinitzer auf das Winzerhandwerk verstehen, verdeutlicht das Stück „Aus der Traube in die Tonne“. Bei jedem Titel wird kräftig applaudiert. Knut Werner gesteht: „Wir haben zum ersten Mal in dieser wunderschönen Kirche gesungen und sind dankbar dafür.“ Im „Sängerwettstreit“ geht es munter weiter mit einem Dutzend Herren plus Karin Schadock als Chorleiterin. Der „Männerchor Harmonie Schönborn“ begeistert mit einem „Quodlibeth“. Zudem interpretiert er einfühlsam das Lied „Was Liebe ändern kann“ und swingt bei „Rock-Time a Cappella“.

Die am weitesten angereisten Gäste kommen vom „Liederkranz Schmogrow“ (Spree-Neiße) und vermitteln mit dem „Frater Kellermeister“, dass Wein und Frömmigkeit augenzwinkernd für Wohlgefallen sorgen. Der Herzberger Chorverein „pro musica“, geführt von Daniela Uhlig, fasziniert mit Schuberts „Launiger Forelle“. Nach dem „Käferlied“ schwärmt Reiner Jacobs: „Ich habe noch nie so schönes Gebrumme gehört.“

Ein weiterer Auftritt der Gastgeber wird gekrönt vom „Bajazzo“. Dann das Finale: Mehr als 130 Sängerinnen und Sänger stimmen jenes Lied an, das niemals Abgesang, sondern stets die Erneuerung eines ewigen Wunsches der Menschheit ist: „Dona nobis pacem“ – „Gib uns Frieden!“ Für den erst 30-jährigen Thomas Kriebel, Schatzmeister im Männergesangverein 1836 Herzberg wird der Kanon zur größten Herausforderung seines bisherigen Wirkens als „Chorleiter in Vertretung“. Sie gelingt und zeigt, dass er – in der Schule von Altmeister Reinhard Uhle – das Potenzial hat, auch ein solches Stimmvolumen souverän zu dirigieren. (mz)