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Sicherheit bei offenen Löschwasserentnahmestellen Sicherheit bei offenen Löschwasserentnahmestellen: Skeptische Blicke auf Teiche

Von Markus Wagner und Boris Canje 24.01.2013, 18:41

Jessen/MZ. - Das Problem ist die Folie, mit der sie abgedichtet werden.

"Da kommt auch ein Erwachsener ohne fremde Hilfe nicht wieder raus, weil die Folie schmierig wird", sagt Kreisbrandmeister Frank Schneider. Die Feuerwehr selbst habe das vor einigen Jahren getestet. Auf mit Folien ausgekleidete Becken besteht die Wehr nicht. "Wir pumpen an vielen Stellen ja auch aus natürlichen Gewässern", sagt Schneider. Weil die Schläuche nicht auf Grund liegen sondern schwimmen, halten sich die Probleme mit Schmutzeintrag so oder so in Grenzen.

Keine Folie eingebracht

Dietmar Brettschneider (CDU), Bürgermeister der Stadt Jessen, erklärte, dass es im Stadtgebiet einige Teiche gebe, allerdings keine, die mit Folie ausgekleidet sind. Man könne nicht jede Entnahmestelle für Löschwasser durch einen Zaun oder Ähnliches absperren. Dann müsste dies ja auch mit der Schwarzen Elster geschehen oder mit Bächen, die im Bedarfsfall angestaut würden.

Aus dem Annaburger Ordnungsamt hieß es von Fachbereichsleiterin Ingrid Leder lediglich, dass im Stadtgebiet keine kommunalen Löschteiche existieren, die Frage nach einer Sicherung oder deren wirkungsvoller Verbesserung also nicht stehe.

Auch die Stadt Kemberg hat keinen einzigen klassischen Feuerlöschteich (ebenso wenig Oranienbaum-Wörlitz). "Wir haben unsere vielen Wasserentnahmestellen in dieser Woche trotzdem kontrolliert", sagt Bürgermeister Torsten Seelig (CDU). Zu sichern seien die allerdings kaum. "Wir können ja nicht um jeden Teich einen Zaun ziehen", so Seelig.

Zu verbessern gibt es an den Löschteichen dagegen schon etwas. Bei Merseburg ist man auf die Idee gekommen, ein Seil über den Teich zu spannen - als Ausstiegshilfe im Notfall. Und in Zschornewitz ist eine "Tierausstiegshilfe" wieder in den Blick gerückt. Die hatte es mal gegeben, ist inzwischen aber nicht mehr an ihrem Platz. Der Teich ist laut Klaus-Peter Mitleger von der Stadtverwaltung zwar DIN-konform, "aber wir wollen ja vorbeugen, wenn eine Gefahr erkannt wird". Ein Seil wäre da eine andere Variante, mehrere verankerte Leitern eine weitere.

Ausstiegshilfen im Gespräch

Die Varianten werden nun auch in der Lutherstadt Wittenberg geprüft. Neun Löschteiche werden von der Stadt betreut, alle sind laut Pressesprecherin Karina Austermann in den letzten Tagen kontrolliert worden - und entsprächen nach einer kleinen Nachbesserung der Norm. "Wir werden den Vorfall zum Anlass nehmen, über Ausstiegshilfen zu diskutieren", so Austermann.

Auch in Bad Schmiedeberg wäre das "ein Anlass, darüber nachzudenken". "Dass jeder an einem Zaun merkt, dass das eine besondere Situation ist, kann man leider nicht mehr voraussetzen", sagt Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU). Die Löschteiche in Priesitz und Söllichau selbst sind in dieser Woche nicht noch einmal überprüft worden. "Die Ortswehren kontrollieren und pflegen die Teiche regelmäßig", so Dammhayn. Missstände hätte dann schon längst jemand gemeldet, eine gesonderte Überprüfung sei deshalb nicht notwendig.

In der Stadt Zahna-Elster gibt es keine Löschwasserteiche im eigentlichen Sinne, wohl aber Gewässer, die im Ernstfall (wenn die Versorgung über Brunnen nicht mehr ausreicht) zur Wasserentnahme genutzt werden können, führte Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler) aus. Das sind sowohl Teiche als auch Bäche sowie die Schwarze Elster oder die Elbe.

In Zahna selbst gebe es noch einige Bereiche, in denen die Versorgung mit Löschwasser problematisch ist. Bohrungen waren bislang nicht erfolgreich und die Trinkwasserleitung hat nicht die erforderliche Dimension. Hier hatte man überlegt, Teiche anzulegen.

Nach dem Ereignis in Coswig werde nun erwogen, ob es nicht besser sei, tiefere Brunnen zu bohren, blickte das Stadtoberhaupt in die Zukunft. Im Ordnungsausschuss des Stadtrates wurde dies auch bei der jüngsten Erörterung der Risikoanalyse und des Brandschutzbedarfes so erläutert.