Selbst scheinbar harmloses Schnüffeln kann tödlich sein
JESSEN/MZ. - Dies erklärte er am Dienstag, als er im Jugendklub an der Maxe vor Mitarbeitern der Klubs, die der Stadt Jessen unterstehen über Drogen, deren Wirkung sowie die Möglichkeiten, an die Suchtmittel zu kommen, sprach.
Er begann die etwas zweistündige Veranstaltung mit einem Video über einen fiktiven Laden, in dem es die verschiedensten Drogen gab. Eine junge Frau ließ sich von der Verkäuferin beraten, kaufte aber nichts, weil sie sich nicht entscheiden konnte. Doch wenn bis dahin noch geschmunzelt wurde, wich das Lächeln bei den weiteren Ausführungen von Dietmar Sette aus den Gesichtern. Und das schon, als er erzählte, dass er von einer Abiturientin einmal bei einer ähnlichen Veranstaltung gefragt worden sei, welche Droge denn die magenfreundlichste sei.
Im Weiteren führte der Suchkrankenberater aus, dass wegen der Möglichkeit, viel Geld mit ihnen zu verdienen, manche Drogen gestreckt werden oder sogar andere Stoffe als solche angeboten werden. Sette nannte da Scheuerpulver und Fleckenmittel als Koks, echtes Gras anstelle Marihuana oder der Canabis-Joints mit Blei versetzt. Da wird gleich im doppelten Sinne mit der Gesundheit der "Kunden" gespielt. Zum einen, weil überhaupt Drogen angeboten werden, zum anderen weil die Zusatz- oder Ersatzstoffe andere Schädigungen verursachen.
Eindrücklich machte Dietmar Sette klar, dass auch der Besitz des so genannten Eigenbedarfs strafbar ist. "Er ist in jedem Land verboten." In manchen Länder drohen drastische Strafen, so in einige asiatischen sogar die Todesstrafe, bei der in Saudi-Arabien noch das vorherige öffentliche Auspeitschen dazu kommt.
Es gibt mehrere Bücher, die sich mit der Problematik Drogensucht beschäftigen. Eines liegt Dietmar Sette besonders am Herzen. "Namenloser Tod" heißt die Erzählung von Siegfried Naujecks, auf deren Einband das Bild der erste Drogentoten in Sachsen-Anhalt zu sehen ist. "Dieses Buch müsste eigentlich zur Pflichtlektüre an den Schulen werden", erklärte der Referent.
Im weiteren ging Dietmar Stette auf einige Drogen etwas ausführlicher ein, schilderte ihre Wirkungen und die Gefahren, die von ihrem Genuss ausgehen. Dabei beschränkte er sich auf jene, die im Landkreis Wittenberg zu haben sein sollen.
Als die gefährlichsten unter allen nannte der Suchtberater Tilidin, eigentlich ein rezeptpflichtiges Schmerzmittel. In der entsprechenden Dosis mache es hemmungslos und aggressiv. Letzteres ist umso gefährlicher, weil der "Konsument" selbst gegen Schmerz unempfindlich wird. Trotzdem ist es begehrt. Daher wird immer wieder versucht, Rezepte zu fälschen. Dietmar Sette plädiert dafür, diese Mittel unter das Betäubungsmittelgesetz zu stellen. Dann müssten andere Rezeptformulare genommen werden, bei denen eine Fälschung leichter erkennbar sein wäre.
Immer wieder unterbrach der Referent seine Ausführungen, um mit Videosequenzen auf Folgen des Drogenkonsums hinzuweisen. Und da wird deutlich, dass es selbst beim als ziemlich harmlos betrachteten Schnüffeln bestimmter Gase schon Tote gegeben hat, vor allem Kinder. Als eine der schlimmsten Drogen bezeichnete Dietmar Sette das so genannte Crystal (Methamphetamin). Es wirke 20-mal stärker als die Partydroge Ectasy. Sie sei im Zweiten Weltkrieg den deutschen Piloten in die Schokolade gemischt worden, damit sie länger fliegen konnten. Im Vietnamkrieg sei es von den amerikanischen Soldaten genutzt worden.
So wurde ein Querschnitt über die Drogen vermittelt, über deren Folgen gesprochen und darüber, wie erkennbar ist, ob jemand süchtig ist. Der Berater erklärte aber auch, dass es sich um kein soziales Problem handelt, sondern alle Schichten der Bevölkerung betroffen sind. Und niemand mache seine erste Erfahrungen mit diese Stoffen mit dem Ziel, abhängig zu werden.