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Sekundarschule Jessen-Nord Sekundarschule Jessen-Nord: Ausstellung zeigt lange Schulgeschichte

Von Klaus Adam 04.03.2015, 18:34
Schüler und Gäste betrachten das Jessener Stadtmodell, das die Verwaltung im Foyer des Schlosses nicht mehr haben wollte.
Schüler und Gäste betrachten das Jessener Stadtmodell, das die Verwaltung im Foyer des Schlosses nicht mehr haben wollte. Christel Lizenz

Jessen - Es ist „nur“ ein Raum, aber alle sind stolz drauf. Die Sekundarschule Jessen-Nord verfügt nun über ein eigenes Museum.

Und zwar eines, das aufgrund der besonderen Geschichte jene zahlreicher anderer Schulhäuser der Stadt mit beinhaltet. Ursprünglich sollten es sogar zwei Räume werden, erläutert Schulleiter Thomas Felber als Gastgeber. Das hatte sich dann nicht verwirklichen lassen. „Es war ein nicht ganz leichter Weg bis zu diesem ersten Zwischenstopp“, sagt Felber. Denn die Ausstellung werde künftig weiter vervollständigt. Einige Aspekte sind bisher nur angerissen. Etwa die Geschichte der kleinen Dorfschulen. Denn auch sie gehören im weitesten Sinne zu den Wurzeln des Schulhauses, das heute die Sekundarschule von Jessen ist.

Die Schüler aus der Arbeitsgemeinschaft Schulmuseum gaben zu dessen Eröffnung einen geschichtlichen Abriss der Entwicklung der einzelnen Schulhäuser. „Die ersten Schulgebäude waren im Schlossweg und dann am Kirchplatz. 1902 entstand das erste große Gebäude mit zehn Klassenzimmern, die Rote Schule. Klassen mit 60 und mehr Schülern und Bänken waren damals üblich.“

Aufgrund massiv gestiegener Einwohnerzahlen in Jessen machte sich 60 Jahre später „der Neubau einer großen modernen Schule mit Fachkabinetten unerlässlich“, der späteren Max-Lingner-Oberschule. „Interessant ist, dass zuerst die Turnhalle gebaut und fertiggestellt war.“ Das hing aber damals schon mit der Bedeutung des Sports in der Stadt zusammen. Insbesondere des Handballs, wie die Schüler herausfanden.

„Die Bevölkerung der Stadt wuchs weiter und außerdem wurden die Dorfschulen geschlossen, so dass auch die Räumlichkeiten in der Max-Lingner-Schule nicht mehr ausreichten. Man zählte nun schon fast 1.500 Schüler. Das bedeutete, dass der Unterricht fünfzügig erteilt werden musste. Eine zweite allgemeinbildende Oberschule muste gebaut werden.“ Das war dann letztlich „dieses Gebäude“, das nun das erste Schulmuseum beherbergt. Es wurde 1980 feierlich eingeweiht, also vor 35 Jahren.

Recht überstürzt, weil in der Roten Schule die Heizung ausfiel, wurde das neue Schulhaus bezogen und am 3. März 1980 begann der offizielle Schulbetrieb. Für 23 Klassen mit etwa 1 200 Schülern begann der Unterricht in der Lenin-Schule. So hieß sie nur anderthalb Monate später.

Am 15. März 1981 wurde der Grundstein für die Turnhalle gelegt, die allerdings 2007 aufgrund statischer Probleme gesperrt und später abgerissen wurde. Seit 2013 steht hier eine neue Mehrzweckhalle. 1980 zog auch die Erweiterte Oberschule aus dem Rathaus am Markt in die Lenin-Schule um. Sie bestand jedoch hier nur bis zu ihrer Auflösung 1982.

Eine recht zahlreiche Gästeschar wohnt der Zeremonie bei. Besonders herzlich begrüßt wird der Chef der Sparkassenstiftung Wittenberg, Ludwig Rasp. Denn die Stiftung finanzierte das, was an diesem Tag einzuweihen ist, mit 5 000 Euro. „Das Geld“, so der Finanzier, ist zwar bereits 2011 geflossen, „trotzdem habe ich noch einmal einen symbolischen Scheck darüber mitgebracht“. Den er dem Schulleiter überreicht.

„Neben diesem Schild wollen wir aber auch alle anderen würdigen, die an dem Museum mitgearbeitet haben“, antwortet jener. Eröffnet worden ist der kurzweilige Nachmittag durch die Schüler, die maßgeblich zur inhaltlichen und darstellerischen Ausgestaltung des Museumsraumes beigetragen haben. Neben vielen historischen Daten erfahren die Gäste zugleich einiges über die erzieherischen Ansprüche der beschriebenen Zeiten.

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss.

Bis hin zu der Auffassung, die Christian Heinrich Zeller (1779-1860) beschrieb: „Äußere und leibliche Strafen sind wesentlich und notwendig, und es ist eine Torheit, alle körperlichen Züchtigungen aus der Schule verbannen zu wollen.“ Lieber waren den Schülern die Zeilen von Wilhelm Busch, der etwas später als Zeller lebte: „Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss. (...) Nicht allein in Rechnungssachen soll der Mensch sich Mühe machen. Sondern auch der Weisheit Lehren muss man mit Vergnügen hören.“ Diese Verse „weisen zumindest schon in die Richtung von heutigen Lehrmethoden“, merkt Lukas Dannenberg an, der einen kurzen Überblick über das Ausgestellte gibt. Drei Jahre dauerte es von der Idee bis zu diesem Tag der Eröffnung, hat er den Anwesenden kurz vorher erklärt.

„Das ist ein tolles Aushängeschild für die Schule“, würdigt Bürgermeister Michael Jahn (SPD). „Es zeigt sich, dass es doch nicht so verkehrt ist, Erinnerungen leben zu lassen und allen zugänglich zu machen. Einige Generationen werden sich hier wiederfinden in diesem Raum.“

Eine spannende Periode

35 Jahre einer Schule sind eigentlich nicht viel, merkt die erste Nachwende-Schulleiterin Elke Kuhl an. Heute ist sie Vorsitzende des Schulfördervereins. „Aber gerade in dieser Zeit ist gerade im Bereich Schule viel passiert, hat sich viel verändert.“ Ohne, dass sie es explizit ausspricht, weiß jeder, was gemeint ist. Nicht nur der gesellschaftliche Rahmen hat sich grundlegend verändert. Auch in den zurückliegenden 25 Jahren durchlebte die Schule eine spannende Periode.

Die in der Zusammenführung der beiden Sekundarschulen „Max Lingner“ und Jessen- Nord an diesem Standort im Jahr 2005 kulminierte. Dafür ist die Lingner-Schule jetzt die Grundschule für die Kernstadt Jessen. Dass Schulleiterin Heidrun Dinda und ihre Stellvertreterin Silke Schramm gekommen sind, versteht sich fast von selbst. (mz)