Schützenhaus Jessen Schützenhaus Jessen: 300 Gäste singen zusammen mit Andy Borg

Jessen - Während bei den meisten Weihnachtsliedern die erste Strophe noch einigermaßen sitzt, lässt die Textsicherheit vieler Menschen bei den folgenden stark nach. Tatsächlich haben deutsche Weihnachtsweisen oft einige Verslein mehr als mancher sich merken kann. Woran aber liegt es dann, dass am Sonntag im Jessener Schützenhaus alle 300 Gäste des Andy-Borg-Konzertes nahezu jedes Lied mitsingen konnten? Offensichtlich doch an der ungebrochenen Popularität des Sängers und seiner eingängigen Lieder.
Bekannt aus einer langjährigen Fernsehkarriere mit Sendungen wie dem „Musikantenstadl“, den er von Karl Moik „erbte“ und bis zum vergangenen Juni moderierte, füllt er noch heute mit Leichtigkeit jede Halle. Denn seine Fans sind ihm treu. Besonders natürlich die in Jessen, wo er vor neun Jahren bereits gastierte. Und sein Publikum sind beileibe nicht nur Senioren.
Auch junges Blut begeistert der Barde, was kein Wunder ist, denn seine Art reißt mit und seine Bühnenpräsenz ist enorm. So wurden etliche Andy-Borg-Schals geschwenkt und der Wiener Sänger hatte keine Mühe, Stimmung in den Saal des Schützenhauses zu bringen. Zumal im ersten Teil der Show die Begeisterung für den deutschen Schlager durch den Auftritt von Patricia Larrass gebührend angefacht wurde.
Die gebürtige Dresdnerin, die sich bescheiden als „das Vorprogramm von Andy Borg“ bezeichnete, muss ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Nach recht „ruhigem Beginn“, wie die Holzdorfer Mädels Renate, Gertrud, Anneliese und Heidi später erzählten, habe die „Kleine“ sie mit ihrer wunderbaren Stimme richtig mitgerissen. Mit Liedern aus ihrem neuen Album „Kopfüber ins Leben“ und mit bekannten Titeln wie „Die Gefühle haben Schweigepflicht“. Geschwiegen haben die Gäste im Saal bei diesem Lied nicht, sondern lauthals mitgesungen. Genau wie bei dem folgenden Auftritt des Hauptakteurs.
„Die berühmten drei Worte“, „Die Fischer von San Juan“ und „Adios amor“ wurden dem Künstler vom Publikum fehlerfrei entgegen geschmettert, was diesen besorgt sagen ließ: „In Jessen brauchen sie bald keinen Sänger mehr auf der Bühne. Die holen sich den Fischer. Der dirigiert sie und steckt aber auch die Gage ein.“
Als geborener Unterhalter gab Andy Borg zwischen den Liedern Einblicke in sein Leben. Jahrgang 1960 sei er und „vor Weihnachten 1964 lag da plötzlich so ein nackter Truthahn auf dem Tisch. Seither war Weihnachten nur noch die Hälfte wert, denn das war kein Truthahn, sondern mein Bruder“. Beim Singen und Reden hätte dem Mann auf der Bühne schon mal die Stimme versagen können. Doch Schützenhaus-Chef Rüdiger Döbelt schickte rechtzeitig ein Glas Bier und eins mit Weißwein zur Bühne. Der Wein ging an den Techniker.
Der habe, so Borg, das „Halb-Playback“ zu verantworten, also die Musik einzuspielen. „Beim Fernsehen ist alles ,Voll-Playback’. Und selbst dabei versingen sich manche noch.“ Das allerdings passierte dem stimmgewaltigen Mittfünfziger nicht, der stets - und das gefiel den Jessenern außerordentlich - mit seinem Publikum kommunizierte und manchen Text ad hoc umdichtete. Da kam eben das Mädchen der Fischer von San Juan mal aus Jessen. Und dass er manches Lied nicht ganz bis zu Ende sang, lag nicht an einer Textunsicherheit. Seine Begründung: „Ich singe doch die Lieder nicht bis zum Ende. Da kauft doch keiner mehr die CD.“ Dennoch kamen er und Patricia Larrass nicht um Zugaben herum. (mz)
