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Gesundheit Schnelltests für Kita-Kinder nicht geeignet?

Weil die an die Kitas gelieferten Schnelltests nicht für unter Achtjährige gedacht sind, ist die Sorge bei einigen Eltern groß. Was hinter der Empfehlung steckt.

16.04.2021, 08:17

Jessen - Es herrscht Unsicherheit was das Angebot der Schnelltests in den Schulen, aber auch in den Kindertagesstätten angeht. In Letzteren ist das Testen der Mädchen und Jungen, die diese Einrichtungen besuchen, von Beginn an freiwillig. Und dennoch gibt es reichlich Diskussionsstoff.

Einigen Eltern ist nun aufgefallen, dass im Beipackzettel der ANBIO Corona Antigen Nasentupfer-Tests steht, dass er für unter Achtjährige nicht geeignet ist. Daraufhin ist in einer Gruppe in den sozialen Netzwerken, in welcher sich Bürger der Stadt Zahna-Elster über Verschiedenes austauschen, nun eine rege Diskussion entflammt. Wurden die Eltern hier falsch oder gar nicht von den Trägern und Einrichtungen informiert? „Vollkommen unverständlich, wie man in der Kita diese Tests verteilt“, lautet einer der Kommentare.

Vom Land geliefert

Die Tests wurden vom Land Sachsen-Anhalt an die Landkreise und von dort aus wiederum an die Träger der Einrichtungen verteilt. „Wir haben bezüglich des Hinweises in dem Beipackzettel auch beim Land nachgefragt und haben Mitteilung bekommen, dass es so gemeint ist, dass sich die Kinder nicht alleine, sondern von den Eltern oder entsprechend geschultem Personal testen lassen sollen“, erklärt Zahna-Elsters Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler). Ein „Informationsbrief: Hinweise zu freiwilligen Laientests für Kita-Kinder“ der Landesregierung zu den Schnelltests ist auf der Internetseite der Stadt zu finden.

In diesem wird explizit darauf hingewiesen, dass die Anwendung des Tests für Kinder unter acht Jahren nicht empfohlen wird, „da hier potenziell eine höhere Verletzungsgefahr besteht.“ Weiter wird aber auch erklärt, dies bedeutet lediglich, es wird empfohlen, dass die Kinder die Tests nicht alleine durchführen. „Es handelt sich nicht um eine Altersbeschränkung, sondern lediglich um eine Empfehlung der Anwendung“, wird weiter ausgeführt.

Es handelt sich also offensichtlich nicht um falsch gelieferte oder ungeeignete Tests oder fehlende Informationen. Dies bestätigen auch die Gespräche mit Verantwortlichen bei Trägern und Kindertagesstätten: „Unsere Eltern wurden per Mail über die Tests informiert und hatten die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen“, sagt Janet Leder, die Leiterin der Kindertagesstätte „Haus der kleinen Elbspatzen“ in Elster.

Dass die Tests bei den Kleinen von den Eltern durchgeführt werden sollten, sei für sie ohnehin selbstverständlich gewesen. Sie freut sich über die große Bereitschaft zum Testen, der Großteil der Eltern würde dies bei seinen Kindern tun. Jeden Freitag verteilen die Erzieher diese an die Eltern, erklärt Nadine Jäger, die stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte „Abenteuerland“ in Annaburg.

So können sie ihre Kinder am Sonntagabend oder am Montagmorgen auf das Coronavirus testen. „Wir können natürlich nicht nachvollziehen, wer die Tests auch wirklich macht“, betont Jäger. Dennoch seien sie und ihre Kollegen seit der Testmöglichkeit beruhigter im Arbeitsalltag. Den Eltern habe man auch hier von Anfang an erklärt, dass die Tests nicht von den Kindern selbst durchzuführen sind.

Ob die Eltern die Nasentupfer anwenden, sollen sie selbst entscheiden meint Jäger, die froh über die Freiwilligkeit ist. „Sträubt sich ein Kleinkind, sich die Nase putzen zu lassen, brauchen die Eltern wahrscheinlich auch nicht versuchen, den Test durchzuführen“, erklärt sie und hat demnach auch Verständnis für die, die Tests nicht nutzen. Schädlich sei es per se aber nicht, das Stäbchen in die Nase zu führen.

Großer personeller Aufwand

In Jessen sind bisher unterschiedliche Tests ausgeteilt worden, erklärt Mandy Bannert, die bei der Stadt Zuständige für die Kindertagesstätten und Schulen. Sie geht davon aus, dass die Tests bis auf unbestimmte Zeit vom Land zur Verfügung gestellt werden. Bisher sei dies auch ohne Zuzahlung der Träger vonstatten gegangen. „Aber der Personalaufwand ist natürlich hoch“, so Bannert. Schließlich müssen die Tests in Wittenberg bei der Kreisverwaltung abgeholt und an die Einrichtungen verteilt werden. Sie freut sich, dass es seit der Einführung des eingeschränkten Regelbetriebs bisher keinen Coronafall in den Einrichtungen der Stadt Jessen gegeben hat.

Mit der Möglichkeit des Testens sei natürlich auch die Öffnung der Einrichtungen verknüpft, gibt Peter Müller zu bedenken. „Jeder muss selbst entscheiden, ob er sich und andere schützen möchte“, findet Zahna-Elsters Bürgermeister. (mz/Aline Gorldt)